7000 Euro: Ebermannstädter helfen Flutopfern

30.6.2016, 07:59 Uhr
7000 Euro: Ebermannstädter helfen Flutopfern

© Marquard Och

Seit 15 Jahren veranstaltet „der“ Italiener in Ebermannstadt, Pino Presti, gemeinsam mit Schwanenbräuwirt Wilhelm Dotterweich ein Benefiz-Schafkopfturnier mit Tombola. Bislang gingen die Spendengelder an Bedürftige im Landkreis Forchheim: insgesamt fast 60 000 Euro.

Kurz nach der Flut in Simbach am Inn war der Händler für Speiseeis-Grundstoffe bei Kunden in Niederbayern unterwegs und hörte im Radio da auf den Hilferuf aus Simbach. Schwer getroffen hat die Flut vor allem die Familie Gilg. Auf dem erworbenen Haus lasten noch 65 000 Euro Schulden, jetzt muss es abgebrochen werden.

Presti setzte sich daraufhin mit seinen Organisatoren – den langjährigen Freunden Ludwig Brütting und Waldfried Zöbelein zusammen. Der 7000 Euro hohe Rekorderlös aus der diesjährigen Schafkopf-Veranstaltung soll an die Familie Gilg gehen, beschlossen sie einhellig. Besonderen Dank richtet Presti dabei nochmals an die Ebermannstädter Geschäfte für deren Spendenbereitschaft.

Schon vor der Stadt wird den Spendern aus Oberfranken das Ausmaß der Katastrophe deutlich; auf einem Feld liegen auf mehreren hundert Meter Länge die Möbel aus Wohn- und Geschäftshäusern, ein Geschäftsbetrieb ist vier Wochen nach dem 1. Juni in der Stadt mit knapp 10 000 Einwohnern kaum auszumachen. Viele Schaufenster sind eher leere Löcher.

Das Haus der Familie Gilg in der „Au“ steht noch, aber es ist verseucht mit Heizöl- und Fäkalienrückständen und daher nicht mehr bewohnbar. Der Abbruch steht an. Im Haus führte Karin Gilg eine Praxis für Kleintiere, bei der Schilderung des Unglückshergangs stehen ihr die Tränen in den Augen; ein Feuerwehrmann aus der Nachbarschaft hatte der zwölfjährigen Zwillingstochter Madeleine – die bei dem Fluteinbruch noch die Katzen aus dem Haus holen wollte – das Leben gerettet. Die Wassermassen kamen so plötzlich und mit einer Urgewalt: Beide mussten ins Krankenhaus eingeliefert werden. Das war am 1. Juni, nachdem es zwei Tage durchgeregnet hatte, 175 Liter auf den Quadratmeter.  „Alles ist kaputt, wir haben nichts mehr. Ich hab es einfach nicht realisieren können, was da abgeht. So etwas hab ich hier noch nicht erlebt – mit uns sind jetzt 1400 Bürger auf Wohnungssuche. Simbach ist tot“, beschreibt der Vater der drei Kinder, Thomas Gilg, die Situation nach vier Wochen. Kurzfristig hat die Familie eine Bleibe gefunden, aber wenigen Tagen müssen sie dort raus.

Erste Lichtblicke

Von der „Elementarversicherung“ wird nichts kommen, erste „Lichtblicke am Ende des Tunnels“ waren für die Familie die 1500 Euro Soforthilfe der Landesregierung, weitere 5600 Euro des Freistaats für die Neubeschaffung von Haushaltsgeräten und jetzt die 7000 Euro aus Ebermannstadt. „Wir sind froh, damit ein wenig helfen zu können“, merkt Stadtrat Ludwig Brütting unter dem Eindruck der beklemmenden Ansichten in der Stadt an.

Unter „Schafkopfbrüdern“ bleibt nach der Schecküberreichung die Frage von Thomas Gilg nicht aus: „Spielt ihr die lange, oder die kurze Karte?“ Immer die Kurze, war die Antwort des Ebermannstädter Italieners Pino Presti – damit war dann alles geklärt.

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