Ab 2015 wird es für den Lukinator schwerer

4.6.2014, 13:00 Uhr
Ab 2015 wird es für den Lukinator schwerer

© Edgar Pfrogner

Weniger als 72 Stunden nach dem fast schon standesgemäßen Triumph des U19-Weltrekordlers in Ungarn absolvierte Kohl am Montagabend schon wieder eine lockere Übungseinheit in der Kirchehrenbacher Sporthalle. Die Überraschung, ihren Lokalhelden wie im Vorjahr mit dem Cabrio abzuholen und anschließend bei einer kleinen Feier hochleben zu lassen, konnten Mutter Andrea, die Trainerin, und einige Freunde diesmal nicht geheim halten. „Aber das machte nichts, ich habe mich trotzdem riesig gefreut“, sagt der 18-Jährige, den sie auf einem Transparent „Lukinator“ getauft haben. Wobei der frisch gebackene Abiturient — „mit einem Einser vor dem Komma lief es besser als gedacht“ — ohnehin kein Freund von ausgelassenen Feiern ist: „Zu besonderen Anlässen trinke ich schon ein Glas Sekt, aber ansonsten eigentlich keinen Alkohol.“

Im Leistungssport Kunstradfahren hat ihm diese professionelle Einstellung nicht geschadet. Im Gegenteil: Während Kohls EM-Konkurrenten mit den schwierigen Bodenverhältnissen zu kämpfen hatten, absolvierte das Talent aus Ebermannstadt-Wohlmutshüll eine leicht abgeänderte Kür nahezu fehlerlos. „Im Parkettboden einer sehr alten Sportstätte waren teilweise richtige Löcher“, berichtet Trainerin Andrea. Schon im Abschlusstraining stand der Entschluss, den Lenkerhandstand nicht in der gewohnten S-Form abzufahren, sondern aufgrund des Sturzrisikos im Kreis zu zeigen. Der geringere Punktwert war schließlich zu vernachlässigen, weil Lukas Kohl nur einen einzigen Wackler im Programm hatte. Mit über 20 Zählern Vorsprung verteidigte er seinen im letzten Jahr errungenen Europameistertitel vor dem deutschen Teamkollegen Marcel Jüngling.

Vor allem der Respekt vor dem Durchhaltevermögen und der Disziplin des Jungstars klang in den Begrüßungsworten von Kirchehrenbachs Bürgermeisterin Anja Gebhardt an. Die Gemeindechefin wagte sich als Kind selbst kurze Zeit aufs Kunstrad und betreute Kohl in dessen beiden Einstiegsjahren als Trainingsbetreuerin. „Wir sind stolz, so einen Ausnahmesportler in unseren Reihen zu haben“, freute sich indes Alfred Pieger, Vorsitzender des RMSV Kirchehrenbach.

Ab an die Uni

Zumindest im Training wird sich Kohl bei seinem Heimatverein wohl bald weniger oft sehen lassen können: „Ich studiere ab Herbst Wirtschaftsingenieurwesen in Erlangen und muss vorher ein Pflichtpraktikum absolvieren. Da werde ich es zeitlich meistens nicht mehr zu den Einheiten am frühen Abend schaffen und muss irgendwo anders als Gast unterkommen.“ Daran, dass er Uni und Leistungssport unter einen Hut bringen wird, lässt Lukas Kohl indes keinen Zweifel. Dennoch wird es für ihn in Zukunft schwerer.

Ab 2015 muss er den Sprung vom Juniorenbereich in die Eliteklasse der Erwachsenen bewältigen: „Das ist vom Niveau her eine andere Liga. Die Leistungsdichte an der Spitze ist viel größer, allein vier Deutsche haben Punktwerte von über 200 erreicht. Da muss ich mich erst mal auf Position fünf oder sechs einreihen.“ Doch nur zwei Akteure darf ein nationaler Verband immer zu internationalen Meisterschaften schicken. „Ich mache mir da jetzt aber noch keinen Stress und erweitere meine Performance wie ohnehin in jedem Jahr um ein paar Details“, erklärt Kohl, der noch vor Studienbeginn mit einer Auswahl des Bund Deutscher Radfahrer für drei Wochen nach Japan reist um weitere internationale Wettkampfpraxis zu sammeln. In den nächsten Tagen und Wochen legt der 18-Jährige aber zunächst eine Trainingspause ein, will über Pfingsten im Kreta-Urlaub entspannen.

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