Abstimmung zum Mauerscheißerfest schlägt hohe Wellen

18.1.2019, 08:00 Uhr
Abstimmung zum Mauerscheißerfest schlägt hohe Wellen

© Hubert Bösl

Mauerscheißerfest, Eckla-Fest, Stadtfest, Königsstadtfestival oder doch MyStadtfest? Schaut man sich die Online-Kommentare zur Namensgebung und der aktuell laufenden Abstimmung an, dann ist dort von Zufriedenheit nicht viel zu spüren. Harry Kramer etwa fragt, "wer sich die grottigen Alternativen ausgedacht hat?"

Im Festkomitee sitzen ein Vertreter der Gastronomie, ein Vertreter aus dem Handel, dem Ordnungsamt und ein Vertreter des Business Netzwerks International. Hier habe man sich "ausgetauscht, an den Namen gefeilt und die Namen angepasst", erklärt Citymanagerin Elena Büttner, die ebenfalls im Komitee sitzt. Unterstützung holte man sich dabei auch von einer Forchheimer Marketing Firma.

Die Namen selbst seien Vorschläge, "die ganz konkret an mich herangetragen wurden", sagt die Citymanagerin, von Bürgern und Vereinen etwa, Anregungen aus Facebook habe man aufgenommen und auch festgestellt, dass "viele einen König im Namen haben möchten". Die zahlreichen Vorschläge habe man diskutiert und auf fünf Namen reduziert.

Neues Fest, neues Konzept

Dass der Traditionsname "Altstadtfest" überhaupt nicht zur Abstimmung steht, hat für Büttner einen ganz simplen Grund: "Wir haben den Wunsch nach etwas Neuem und wollen mit einem neuen Namen einen Cut machen und die alten Zöpfe abschneiden." Ganz bewusst wolle man sich vom Altstadtfest der letzten Jahre abheben: "Ein neues Fest, ein neues Konzept, ein anderes Datum."

Denn das neue Fest, wie auch immer es heißen mag, wird Ende Mai, nämlich vom 30. Mai bis 2. Juni stattfinden. Dass gerade mal vier Monate bis zum geplanten Feststart nicht mehr allzu viel Spielraum lassen, sei der Grund, warum die Bevölkerung keine Möglichkeit hat, ihren ganz individuellen Festnamen mit in die Lostrommel zu werfen. "Der Faktor Zeit spielt eine ganz große Rolle", sagt Büttner, ganz bewusst ohne ein Freifeld laufe deswegen die Abstimmung, "wir stellen die fünf besten Vorschläge zur Wahl".

"Kostet zu viel Zeit"

Denn der Zeitplan ist straff: "Ein mehrstufiger Wettbewerb", bei dem man auch noch Einzelvorschläge auswerten müsse, "kostet zu viel Zeit". Denn schließlich müsse man ja noch im Vorfeld Logos erstellen, Plakate kreieren und Flyer drucken. Doch: "Solange der Name nicht steht, geht das nicht."

"Die Bevölkerung mitzunehmen ist uns wichtig", sagt die Citymanagerin, "wir wollen wissen, was die Leute denken". Doch dass der Name "Mauerscheißerfest" bereits im Vorfeld "derart polarisiert und solche Wellen in der Bevölkerung schlägt, damit haben wir nicht gerechnet", muss Büttner eingestehen. "Das Ausmaß war uns nicht bewusst."

Namensfindung als "Spagat"

Der Verlag Linus Wittich "hat uns beim Bau der Online-Abstimmung unterstützt und uns die Abstimmungsmaske zur Verfügung gestellt", erklärt Büttner das technische Prozedere. Bedenken in puncto Datenschutz räumt die Citymanagerin aus: "Die Daten landen nicht bei Linus Wittich, sondern direkt bei mir", so Büttner, "und werden nur solange gespeichert, bis wir ausgewertet haben, dann wird gelöscht".

Die Namensfindung, sagt Büttner, sei "ein Spagat". "Ich brauche die Gastronomie und den Handel mit im Boot und Zufriedenheit bei den Akteuren." Zusätzlich müsse man eine Brücke zur Bevölkerung und zum Stadtrat schlagen. "Der Name soll möglichst viele zufriedenstellen."

Tut er aber momentan nicht, möchte man sagen, sieht man sich die offenen Briefe an, die die CSU-Stadträte Udo Schönfelder und Thomas Werner an Oberbürgermeister Kirschstein gesandt haben: "Von vorne herein ausgegrenzt wurde der weiterhin auf breite Akzeptanz und große Sympathie treffende gute alte Name ,Altstadtfest’", klagt Schönfelder. "Ergänzen Sie also bitte zeitnah die Vorschlagliste mit der Auswahlalternative ,Altstadtfest’", fordert Schönfelder den Oberbürgermeister auf.

"Sehr enttäuscht"

"Ich bin sehr enttäuscht, dass der Name Forchheimer Altstadtfest nicht zur Auswahl steht und auch die Bürgerschaft keine eigenen Vorschläge machen kann", schreibt Thomas Werner, dem "die Möglichkeit, alle Vorschläge abzulehnen, fehlt". Das findet auch Schönfelder, der fragt, "warum eigentlich kein Freitextfeld angeboten" wurde. "Hier wären sicherlich viele weitere gute und kreative Vorschläge entstanden", meint der CSU-Stadtrat.

Überdies seien die "zur Auswahl gestellten Alternativen nicht optimal" und der Stadtrat beziehungsweise der Haupt-, Personal- und Kulturausschuss mit der Vorgehensweise und Auswahl dieser Vorschläge nicht befasst. "Gemäß Geschäftsordnung für den Stadtrat obliegt allerdings diesem Ausschuss die Zuständigkeit für Volksfeste", schreibt Schönfelder.

Am 31. Januar ist Einsendeschluss für die Bürgerbefragung. Danach sollen "die Stimmen ausgewertet und im Festkomitee besprochen werden", so Büttner. Am 31. Januar tagt auch der Stadtrat, der an dem Tag "über die Abstimmungs-Tendenzen" informiert werden soll. Wie das "Kind" heißen soll, steht dann letztendlich immer noch nicht fest.

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