Aktion Reportertausch: Eine Ostwestfälin in Forchheim

15.5.2018, 14:30 Uhr
Aktion Reportertausch: Eine Ostwestfälin in Forchheim

© Roland-Gilbert Huber-Altjohann

Wer von Ostwestfalen nach Oberfranken fährt, sollte sich Butterbrote einpacken. Es kann nämlich dauern. Eine Autofahrt erschien mir mit einem klapprigen Fiat über stark befahrene Autobahnen wie die A 7 nicht sonderlich geeignet. Ich nahm also die Bahn. 14.23 Uhr ab Steinheim in Westfalen, wie mein Heimatbahnhof, der übrigens 2016 zum schönsten in Deutschland gewählt wurde, heißt. Aber nicht mit der Bahn, nein, mit dem Bus sollte es weitergehen, denn es wurde am Gleis gebaut. Also: Schienenersatzverkehr. Klingt doof, ist es auch. Angekommen in Forchheim bin ich dann um 21.51 Uhr, Stellwerkausfall bei Göttingen, hieß es. Dafür war es kuschelig warm inmitten feucht-fröhlich feiernder Glubb-Fans in der S-Bahn.

14 Redakteure arbeiten in der Lokalredaktion Bielefeld, meine Stammredaktion bei der Neuen Westfälischen. Jeder hat seinen Bereich, den er pflegt. Der eine kümmert sich um Wirtschaft, der andere um Politik. Ich beackere die Themen Bildung, Familie und Erziehung. Das heißt natürlich nicht, dass ich mich ausschließlich darum kümmere. Wer in der Redaktionskonferenz nicht schnell genug in Deckung geht, zieht das Schützenfest in Heepen oder die Jahreshauptversammlung der Löschabteilung Niederdornberg-Deppendorf. Ist man erstmal da, macht’s dann doch Spaß.

In Forchheim wiege ich mich in Sicherheit, denn das Redaktionssystem, in das die Redakteure ihre Texte hacken, ist mir bekannt. Hermes heißt das bei den Nordbayerischen Nachrichten. Bis vor wenigen Jahren hat auch meine Lokalzeitung mit Hermes gearbeitet, bevor ein neues System kam. Ich sollte es also beherrschen. Denkste. Wie ein Anfänger sitze ich vor dem PC, versuche leere Kartons mit Text zu füllen und nach den NN-Standards zu formatieren. Die Überschrift der Polizeimeldung soll fett, "Kurztitel–Li" heißt das in meiner "Tag"-Liste; der Vorspann "Report-Vorsp". Alles verlernt.

Ich frage vorsichtig bei den Kollegen nach. Die helfen gerne und wollen mir noch mehr zeigen. Aber erst nach der Mittagspause, denn jetzt wird geratscht. Dabei hatten mir doch meine Bielefelder Kollegen erzählt, der Franke sei ein eigenbrötlerischer Geselle. Von wegen.

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