Alphatecc: Betriebsrat und Geschäftsführung vor Gericht

12.5.2016, 18:36 Uhr
Alphatecc: Betriebsrat und Geschäftsführung vor Gericht

© Roland Huber

Paul Lehmann ist bei der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di Oberfranken-West der zuständige Gewerkschaftssekretär für den Einzelhandel. Nach seinen Worten sind Betriebsräte im Handel generell nicht gern gesehen: „Da wird scharf kalkuliert, Betriebsräte sind Kostenfaktoren.“ Aber in Oberfranken gehe es „nur in wenigen Betrieben so konfliktreich zu“ wie bei Alphatecc in Forchheim mit seinen 34 Beschäftigten.

Der dreiköpfige Betriebsrat wurde 2012 gegründet. Laut Lehmann arbeitete die Geschäftsleitung von Anfang an gegen derartige Bestrebungen.

Die Gründung des Betriebsrates fiel in eine Zeit, als die Geschäftsführung darüber nachdachte, den Personalstand zu verringern. Denn: Alphatecc Forchheim „ist ein Verlustbringer“, wie Anja Göritz, Personalleiterin der sieben deutschen Alphatecc-Märkte, unumwunden zugibt: „Es ist doch normal, dass man überlegt, was kann ich verändern?“

Betriebsrat nahm Stellung

Die geplanten Versetzungen und Entlassungen wurden dann auch ordnungsgemäß dem Betriebsrat zur Stellungnahme vorgelegt. Ein Sozialplan hätte erarbeitet werden müssen. Doch nach Paul Lehmann von ver.di wehrte der Betriebsrat die Personalveränderungen ab.

Seit 2012, als der Gründungsmarktleiter entlassen worden war, sind nacheinander fünf Nachfolger eingesetzt worden. Personalleiterin Göritz macht den Betriebsrat für die extreme Fluktuation verantwortlich: „Sie werden keinen Marktleiter mehr finden, der freiwillig an diesen Standort geht.“

Man könne hinschicken, „wen man will, es funktioniert einfach nicht“. Die Stimmung in Forchheim sei so schlecht, dass „einer der Marktleiter darüber sogar krank wurde“. Wenn die Belegschaft dem „guten“ Gründungsmarktleiter nachtrauere, sagt sie weiter, dann müsse sie angesichts der Verluste sagen: „So gut kann er nicht gewesen sein: Ein Marktleiter wird gemessen am wirtschaftlichen Ergebnis.“

Der Betriebsrat, so Göritz, „wirft uns ständig Knüppel zwischen die Beine anstatt uns dabei zu unterstützen, den Standort zu erhalten“. Das nämlich versuche die Geschäftsleitung „händeringend“.

Tatsächlich, so Göritz und der Syndikus-Anwalt Björn Schindelhauer, sei die Belegschaft gespalten. Dafür aber sei der Betriebsrat verantwortlich. Die Geschäftsleitung, sagt Schindelhauer, „weiß gar nichts davon, dass sich die Mehrheit der Belegschaft jeden Tag beschwert“.

Die Gewerkschaft ist dem Betriebsrat dabei behilflich, die aus seiner Sicht unerträglichen Zustände bei Alphatecc in Forchheim öffentlich zu dokumentieren. Dieser Blog, bedauert Anja Göritz, „ist nicht schön“. Der Autor bleibe anonym, „man kann sich da nicht einmal wehren“.

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