Als Antonio de Paris französischen Chic nach Forchheim brachte

21.8.2018, 11:00 Uhr
Als Antonio de Paris  französischen Chic nach Forchheim brachte

© Meininghaus

Man muss schon ein wenig die Zeit zurückdrehen, um zu den Anfängen des "Meininghauses" zu kommen: Lothar Meininghaus war es, der bis kurz vor der Eröffnung seiner Schule bei der Forchheimer Kosmetikfirma "Carin Cosmetic" bei "Seifen Appel" Leiter der Anwendungstechnik war.

Doch Meininghaus war, aus heutiger Sicht, auch ein cleverer Marketing-Stratege: Um seine neue Friseurschule so richtig in die Schlagzeilen zu bringen, hatte Gründer Lothar Meininghaus im Sommer 1958 bei einem Besuch in Paris erreicht, dass der wohl berühmteste Starfriseur der 50er Jahre, "Antonio de Paris", für vier Jahre die Schirmherrschaft des Forchheimer Unternehmens übernahm und so wurde "das Meinings-Haus", wie die Forchheimer sagen, als französische "École Internationale d’Antonio de Paris, Séction Allemagne, Inhaber Lothar Meininghaus" in Forchheim gegründet.

Der Vertrag zwischen Antonio und Lothar Meininghaus wurde damals in Paris in einem Kaffeehaus unterzeichnet. Heute, 60 Jahre später, gibt es dieses "Café" mit Blick auf die Kirche "La Madeleine" immer noch.

Ab dem Sommer 1958 kam "Antonio de Paris" alle drei Monate nach Forchheim, wo er Prüfungen abnahm, Diplome unterschrieb und gemeinsam mit Lothar Meininghaus mit Frisurenshows durch Deutschland tourte.

Der Werbeeffekt war so gewaltig, dass — heute kaum noch vorstellbar — Friseure aus aller Welt, von allen Kontinenten, selbst aus Australien, kamen, um beim Star in Forchheim "Pariser Chic" zu erlernen und unter Lothar Meininghaus weiter zu trainieren.

Meininghaus blieb übrigens Antonios einzige Schule in Europa unter seinem Namen. Die Kooperation mit Paris endete im Jahr 1962. Zu diesem Zeitpunkt war die Schule als "Internationales Friseurfachstudio L. Meininghaus" bekannt. Die angemieteten Räume zwischen Klosterstraße und Dreikirchenstraße wurden aufgegeben, die Friseurfachschule zog in einen eigenen, großzügigen Neubau in der Friedrich-von-Schletz-Straße 4, wo sich die "Meininghaus-Akademie der Friseure" noch heute befindet und von Friseuren aus dem gesamten deutschsprachigen Raum aufgesucht wird.

"Zehn Jahre hielten die Widerstände der alteingesessenen Forchheimer Friseure an, die die Friseurschule zunächst zu verhindern suchten", schreibt Axel Meininghaus in einer E-Mail an die Nordbayerischen Nachrichten, "weil sie in der Schule eine Bedrohung für ihre Geschäfte sahen". Eine große Friseurschule brauche zwar tatsächlich sehr viele Lebendmodelle, die dann den Friseursalons als Kunden fehlen, so Meininghaus. Doch Statistiken belegen, dass sich schon immer nur knapp 60 Prozent der deutschen Bevölkerung die Haare im regulären Salon machen lassen, der Rest versucht es auf anderen, preislich günstigeren Wegen, zum Beispiel in der Verwandtschaft — oder eben in einer Ausbildungsstätte.

"Inzwischen ist die enge Zusammenarbeit mit den ortsansässigen Friseuren längst zur Regel geworden und das Meinings-Haus seit vielen Jahren aktiv in und für die Forchheimer Innung tätig", berichtet Axel Meininghaus.

Im Jahr 1988 übernahm Axel Meininghaus mit seiner Frau Hanni und seiner Schwester Antje und deren Ehemann Georg Deißenberger, allesamt Friseurmeister, die Weiterführung der Meisterschule. Georg Deißenberger verstarb im Jahr 2004. Mit einem Team von sechs weiteren Friseurmeistern und zehn wechselnden Assistenten bereitet die Meininghaus Akademie der Friseure junge Menschen auf die Meisterprüfung vor.

Seit dem Jahr 2004 ist die dritte Generation in der Salonfirma "Meininghaus-Friseure" tätig. Um die Akademie herum entstanden inzwischen vier Meininghaus-Salons, die von den Neffen Andi und Tobi Deißenberger, sowie von Lisa Gebhardt geleitet werden. Zwei Salons gibt es in Bamberg, einen in Forchheim und einen in München.

Anstelle einer großen Jubiläumsfeier wurde der 60. Geburtstag mit dem gesamten Meininghaus-Team ganz stilecht dort gefeiert, wo einst das Fundament für das "Meininghaus" gelegt wurde, in Paris: Dort wurde nicht nur der Anfänge gedacht, sondern auch ein fachliches Coiffeure-Programm absolviert. Und das"Café", mit Blick auf die Kirche "La Madeleine", wo einst Lothar Meininghaus den Vertrag mit Antonio unterzeichnete, wurde auch heute, 60 Jahre später, zum täglichen Treffpunkt.

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