Als die Bomben im Forchheimer Oberland fielen

31.3.2014, 15:00 Uhr
Als die Bomben im Forchheimer Oberland fielen

© Repro: Scott Johnston

Friedrich Ziegler aus Kleingeschaidt hat die Ereignisse in jener grauenvollen Nacht intensiv aufgearbeitet, sich bei Behörden und Privatleuten in England und Deutschland erkundigt, Arbeiten von Historikern, darunter auch des Eschenauer Heimatforschers Fritz Fink, ausgewertet. Mühsam setzte er aus den Bruchstücken langsam ein Puzzle zusammen.

Das Wort „Bruchstücke“ ist dabei nicht nur symbolisch gemeint. Über Kleingeschaidt wurde damals ein britischer Bomber angeschossen und bohrte sich vor einer Waldspitze zwischen Kleingeschaidt und Tauchersreuth in die Erde. Alle sieben Insassen starben.

Die Flugzeugteile sammelte später die Deutsche Luftwaffe ein und lud sie am Eschenauer Bahnhof auf Eisenbahnwaggons. Mehrere Jahrzehnte lang wuchs an der Absturzstelle kein Gras mehr. Bis heute ist der Fleck aus der Luft zu erkennen.

Mit Detektor gesucht

Friedrich Ziegler suchte vor einigen Jahren mit einem Experten aus Ebern, der einen Metalldetektor mitbrachte, die Unglücksstelle ab und fand Überreste des Kampffliegers sowie der Stabbrand- und Phosphorbomben, welche die Halifax noch kurz vor dem Aufprall abgeworfen hatte.

Als die Bomben im Forchheimer Oberland fielen

© Scott Johnston

Zehn Jahre alt war Ziegler bei dem Luftangriff gewesen, hatte mit seiner Familie in einem Keller Schutz gesucht. Da die Akten der britischen und deutschen Wehrmacht bis weit in die Nachkriegszeit hinein geheimgehalten wurden, blieb lange ein Rätsel, warum das Gebiet rund um das heutige Eckental im Forchheimer Oberland so heftig bombardiert worden war.

Mehr als 1000 Kriegsflugzeuge starteten mit über 400 000 Bomben bepackt am Abend des 30. März 1944 von verschiedenen Standorten auf der Britischen Insel. Der Angriff war Teil der – später auch in England sehr umstrittenen – Strategie des Luftmarschalls Arthur Harris, der mit der Zerstörung der großen deutschen Städte die Widerstandskraft der Bevölkerung brechen wollte. Ein 100 Kilometer langer Strom von Bombern flog damals über den Ärmelkanal und unternahm zunächst Scheinangriffe auf norddeutsche Städte, warf Minen in die Deutsche Bucht, um die deutsche Abwehr zu verwirren. Überraschend schwenkte die Luftflotte bei Eisenach plötzlich nach Süden. Bald dämmerte es den Admirälen des Nazi-Regimes: Nürnberg, die Stadt der Reichsparteitage und der Rassengesetze, sollte in Schutt und Asche gelegt werden.

Doch im Gegensatz zum übrigen Deutschland war die fränkische Metropole mit Wolken bedeckt. Viel zu früh warfen die britischen Pfadfinder-Flugzeuge die gefürchteten „Christbäume“ ab, wie die Lichtmarkierungen für die folgenden Bomber genannt wurden. Auch die deutsche Fliegerabwehr platzierte solche „Christbäume“ nordöstlich von Nürnberg, um die Angreifer fernzuhalten.

Flak und Nachtflieger

Die ganze Nacht dröhnten die Motoren über dem Gebiet zwischen Gräfenberg, Röthenbach an der Pegnitz und Heroldsberg. Mit Flak und Nachtfliegern attackierten die deutschen Streitkräfte die britischen Flieger.

Ständig detonierten Bomben, überall heulten die Sirenen, schrien Menschen um Hilfe. Zahlreiche Wohnhäuser und Scheunen, zwei Brauereien und das Nuschelberger Schloss gingen in Flammen auf.

Balken erschlägt 17-Jährige Magd

Die Aufräumarbeiten am nächsten Morgen erwiesen sich ebenfalls als äußerst gefährlich. Durch Bomben, die noch scharf waren, und einen herabstürzenden Balken in einem zerstörten Haus kamen eine 17-jährige Magd aus Großgeschaidt sowie zwei Männer aus Bullach und Schönberg ums Leben.

Auch die „Royal Air Force“ musste in jener Nacht immense Verluste hinnehmen. 545 Flieger starben, 159 kamen in Kriegsgefangenschaft. Auf deutscher Seite starben elf Piloten. Nürnberg entging zwar in jener Nacht einer Katastrophe – bis zum 2. Januar 1945 folgten jedoch verheerende Angriffe.

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