Als Stummer die Konkurrenz überraschte

8.5.2014, 10:30 Uhr
Als Stummer die Konkurrenz überraschte

© FotoRepro: Ralf Rödel

Die in anderen Teilen der Republik bis heute Kampfbahn genannte rote Aschenbahn verwandelte sich, bevor der Kunststoffbelag Tartan erfunden wurde, bei Nässe im schlimmsten Fall in einen sumpfigen Morast. Ein Albtraum für jeden Leichtathleten. An einem Julitag im Jahr 1960 aber spielte das Wetter bei den bayerischen Meisterschaften in Augsburg mit.

VfB-Trainer Horst Walda hat sich für seinen Schützling eine besondere Taktik für die 800 Meter ausgedacht. Fiel Karl Stummer in seinen Jugendjahren nie durch übermäßiges Talent auf, entwickelte sich der gelernte Zimmermann unter Walda, obwohl er nur zweimal die Woche trainieren konnte, zu einem vielseitigen Läufer. Stummer schlug sich über die 1500 Meter Hürden gut, nahm an Geländeläufen teil, aber lief auch über die 200 und 400 Meter schnell. „Wichtig war im Training vor allem, dass wir seine Grundschnelligkeit beibehalten“, sagt Walda. Deshalb des Trainers Vorgabe für das Meisterschaftsrennen. Stummer sollte die Konkurrenz zu Beginn mit hohem Tempo überraschen: „Wenn einer noch schneller ist als du, lass ihn ziehen.“

Der Plan ging auf. Der 24-Jährige führte das Feld bei 650 Meter immer noch an und bog als Erster in die letzte Kurve ein. Auf der Zielgeraden war er im Spurt — die 100 Meter konnte er in 11,2 sec laufen — nicht zu schlagen. Neben dem bayerischen Juniorentitel von Mittelstreckler Heinrich Wagner, der den Sport verletzungsbedingt mit 23 Jahren aufgeben musste, sollte Stummers Sieg in Augsburg als einer der größten Erfolge in die Forchheimer Leichtathletikgeschichte eingehen. Denn der mittlere von drei Brüdern, ebenfalls beim VfB aktiv, konnte seine Leistung bei den folgenden süddeutschen Meisterschaften nicht mehr abrufen. „Er hat sich beim Sprint zu sicher gefühlt und wurde auf den letzten Metern noch von Rang 3 verdrängt“, erinnert sich Walda.

Sie haben eine Anregung für eine weitere Folge? Fax (0 91 91) 72 20 29, E-Mail: nn-forchheim-redaktion@pressenetz.de

Verwandte Themen


Keine Kommentare