Am Limit: Stadt stützt Forchheimer Pfalzmuseum

9.12.2017, 07:45 Uhr
Am Limit: Stadt stützt Forchheimer Pfalzmuseum

© oh

Für Susanne Fischer fühlt sich der einstimmig gefasste Beschluss des Kulturausschusses des Stadtrates an wie ein Gang auf Wolke sieben: Sie und ihre beiden Mitarbeiterinnen der Verwaltung dürfen von derzeit 46 auf 80 Wochenstunden aufstocken. Wie sie das Plus unter sich aufteilen, werden sie noch ausmachen. Doch eines steht fest: Der Stundenzuwachs ist eine große Erleichterung (siehe auch Beitrag unten).

Außerdem bekommt sie eine zusätzliche Kassenkraft auf 450-Euro-Basis hinzu, die sechs Wochenstunden abdecken wird, zehn geringfügig Beschäftigte sind dafür bereits im Einsatz. Klingt im ersten Moment viel, anwesend ist aber jeweils nur eine Person zu den Öffnungszeiten.

60.000 Besucher pro Jahr

Mit der dünnen Personaldecke und einem knappen Budget haben Fischer und ihr Team dennoch viel erreicht, um das Museum voranzubringen: In den 90er Jahren lag die Besucherzahl noch bei zarten 5000 Personen im Jahr — heute sind es zwischen 50 000 und 60 000. In einem oberfränkischen Ranking reicht das für Platz zwei, nur die Veste Coburg lockt mehr Besucher. Fünf bis sieben Wechselausstellungen finden jedes Jahr im Pfalzmuseum statt, dazu kommen Sonderführungen, Vorträge, Lesungen oder Konzerte.

Auch die Angebote der Museumspädagogik haben in den letzten Jahren deutlich mehr Teilnehmer angezogen. Das hohe Pensum kann Pädagogin Martina Wesler mit ihren fünf Wochenstunden jedoch nicht durchziehen. Im Oktober hatte sie 370 Überstunden angesammelt. "Ohne ihr großes Engagement wäre so ein Erfolg nicht möglich", sagte Fischer.

Bei ihr selbst und ihrer Stellvertreterin Christina König sieht es allerdings nicht viel besser aus. Zu dritt bringen sie 1500 Überstunden zusammen, die weiteren Mitarbeiter mit eingerechnet liegt die Summe bei 2745.

Lob und Dank für Erfolge

Angesichts dieser Leistung, die Fischer und ihr Team zusätzlich erbringen, sowie der positiven Entwicklung des Museums hagelte es dann auch Lob, Dank und Respektsbekundungen aus allen Fraktionen. Selten klingt der Haupt-, Personal- und Kulturausschuss derart einig. Denn rückblickend war das Museum bislang eher ein Zankapfel im Stadtrat, vor allem die Ausgaben wurden regelmäßig moniert — darum kommt die Zustimmung des Stadtrats für Fischer auch "sehr überraschend". Die Gesamtpersonalkosten belaufen sich auf 190 000 Euro. Zum Vergleich: Das Fränkische-Schweiz-Museum in Tüchersfeld liegt bei 337 000 Euro.

Das Budget, das dem Pfalzmuseum zur Verfügung steht, umfasst 70 000 Euro. Damit finanziert es unter anderem die Sonderausstellungen, Werbung und Druckkosten sowie die Afrika-Kulturtage. "Wir sind immer bemüht, dieses Budget einzuhalten", erklärte Fischer den Räten. Doch auf die meisten Kosten hätte die Einrichtung keinen Einfluss. Denn Abschreibungen, Versicherungen, Heizung und Strom liegen — verglichen mit den Ausgaben für die Museumsarbeit — deutlich höher.

Wären da nicht der Heimatverein und der Förderkreis Kaiserpfalz, die immer wieder finanziell unterstützen, wären einige Projekte wohl auf der Strecke geblieben. Allein für die neue Homepage stemmte der Förderkreis die Kosten von 10 000 Euro.

Doch um sich weiterhin neben den Attraktionen, mit denen Nürnberg und Bamberg aufwarten, behaupten zu können, muss das Forchheimer Pfalzmuseum am Ball bleiben und neue Besucherschichten erschließen. Die "Tendenz zur Eventisierung" bietet laut Fischer genau diese Möglichkeit — fordert aber auch Investitionen und Neuerungen.

Gastronomie im Innenhof?

Beispielsweise könne man darüber nachdenken, den Innenhof über den Sommer an einen Gastronomen zu vermieten — so wie 2004 während der Landesausstellung. Um wetterunabhängiger zu sein, könnte zudem der Saltorturm flott gemacht und als Regenausweichquartier genutzt werden.

Im Graben stellt sie sich einen mittelalterlichen Spielplatz vor, der auch der Museumspädagogik dienen würde. Sponsoren könnten bei der Finanzierung helfen. Außerdem sei zu überlegen, ob nicht der Westflügel, in dem eine Anwaltskanzlei untergebracht ist, anders genutzt werden könnte — zum Beispiel für Gastronomie oder die Musikschule. Und langfristig käme das Museum an einem Zentraldepot für seine Objekte nicht vorbei.

Den Saltorturm zu erschließen und den fehlenden zweiten Fluchtweg einzurichten, müsse doch machbar sein, fand Sebastian Körber (FDP). "Wir sollten darüber nachdenken, das städtische Budget für Kulturförderung zu erhöhen", sagte Manfred Hümmer (FW). Gleichzeitig müsse man aber auch die finanzielle Situation der Stadt im Blick behalten, es gebe ja noch mehr Kultureinrichtungen, die auch bedacht werden müssten. Fischer solle vor den nächsten Haushaltsberatungen eine Prioritätenliste vorlegen, dann könne man gezielter handeln.

Zudem brauche Forchheim ein kulturelles Entwicklungskonzept, um sein Profil zu schärfen und sich gegen die anderen Kultureinrichtungen in der Metropolregion abzugrenzen. Auch hierüber herrschte Einigkeit im Ausschuss. Laut Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD) soll ein entsprechender FW-Antrag im Januar zur Diskussion kommen.

Keine Kommentare