Andreas Schwarz hofft auf "Feier statt Leichenschmaus"

14.9.2017, 18:01 Uhr
Andreas Schwarz hofft auf

© Foto: Roland Huber

Den Besuchern friert das Lächeln ein. Eine Gruppe von knapp 30 Personen hat sich an einem trüben Septembervormittag zu einer Führung auf der MS Wissenschaft zusammengefunden – ein ehemaliges Forschungsschiff in dessen Rumpf das Bundesministerium für Bildung und Forschung über "Meere und Ozeane" informiert.

Andreas Schwarz, Bundestagskandidat im Wahlkreis Bamberg, lauscht zusammen mit Forchheims Oberbürgermeister Uwe Kirschstein den Worten von Ann Kathrin Seemann. Sie führt die Besucher durch die Ausstellung. Erklärt ihnen, wie mikrokleine Plastikteile von uns Menschen in den Ozean gelangen und von dort mit dem Fisch wieder auf unsere Teller. "Die Weichmacher setzen sich im Fettgewebe unseres Körpers ab und verursachen langfristig Krebs", erklärt Seemann.

Bekommen die Besucher das eigene Konsumverhalten vor Augen geführt, reagieren sie geschockt. Auf Plastik verzichten? "Wir sollten uns überlegen, was uns wichtiger ist. Komfort oder unsere Gesundheit." Das sagt nicht Schwarz, aber ein Besucher.

Der Bundestagskandidat, der sich inkognito eine Stunde durch den Schiffsrumpf führen lässt, zeigt sich beeindruckt. Der Mensch, sagt er, habe noch nicht richtig gemerkt, was er der Umwelt und damit sich selbst antue. Eine gesellschaftliche Diskussion über unser Konsumverhalten sei notwendig. Und plötzlich ist der Kandidat mitten im Wahlkampf.

Umweltpolitik? "Da werden wir uns mit der Union hart, mit den Grünen leichter tun", sagt Schwarz. Dennoch: "Mit einer großen Koalition könnte ich leben — sofern die SPD der große Partner ist." Beim Blick auf die Umfragen, die die Partei bei knapp über 20 Prozent sehen, ist das ein unwahrscheinliches Szenario. Darauf angesprochen, bedient sich Schwarz eines Satzes, den viele Politiker zuvor in den Mund genommen haben: "Es werden keine Umfragen, sondern Wahlen gewonnen."

Schwarz zählt auf den Endspurt. Und hierfür dann doch auf die Umfragen. Wie auch SPD-Bundeskanzlerkandidat Martin Schulz setzt der Strullendorfer auf die knapp 40 Prozent der noch unentschlossenen Wähler. In den verbleibenden Tagen bis zur Wahl konzentriert sich Schwarz auf die Themen Rente, kostenlose Bildung von der Kita bis zum Studium oder bezahlbaren Wohnraum. "Themen, die wir klassisch besetzen und Angebote dafür haben."

Von heute auf morgen Probleme lösen, das verspricht Schwarz nicht. Manche Dinge bräuchten einen langen Atem. "Doch wir dürfen die Menschen nicht im Regen stehen lassen." Vier Jahre war Schwarz bisher im Bundestag. Im Unterausschuss "Kommunales" hat der 52-Jährige auf seine Erfahrungen als Strullendorfer Bürgermeister in den Jahren 1996 bis zu seinem Einzug in den Bundestag 2013 zurückgegriffen.

Wo das Leben stattfindet

"Der Staat kann nur funktionieren, wenn die Kommunen funktionieren. Dort findet das Leben statt." Berlin lege nur den politischen Spielrahmen fest, gespielt werde vor Ort. Die jetzige Bundesregierung sei "so kommunalfreundlich wie keine andere zuvor in diesem Land" gewesen.

Nicht nur in diesem Punkt verweist Schwarz auf Erfolge, die die Handschrift der SPD zeigen sollen. Rente mit 63, der Mindestlohn: "Die Menschen stimmen der SPD-Politik zu, leider nicht in den Umfragen."

Schwarz zeigt sich im Rumpf des Schiffes als geduldiger Zuhörer. Sein Anzug ist schwarz, das Hemd weiß. Kein roter SPD-Anstecker am Revers. Keine namentliche Begrüßung des Abgeordneten. Kein Kugelschreiber, kein Flyer. Kein typischer Wahlkampf.

Schwarz setzt auf Bewährtes denn Aufgesetztes. Zum Wahlkampf gebe es den ein oder anderen obligatorischen Infostand in der Fußgängerzone, einen Besuch hier, einen dort. Doch im Großen und Ganzen bleibt er seinem Muster treu — liest sich zwischen den Zeilen. Bei Brotzeit und Bier unterhält sich Schwarz, seitdem er Mitglied im Bundestag ist, mit den Menschen in seinem Wahlkreis.

Ihnen lässt er regelmäßig einen Teil seiner Diät als Abgeordneter zukommen. Als der Bundestag 2014 eine Erhöhung der Bezüge beschlossen hat, stimmte Schwarz dagegen. Seine Gehaltserhöhung steckt er monatlich in seinen ins Leben gerufenen Sozialfonds. Er unterstützt soziale und ökologische Projekte in Bamberg und Forchheim.

Sehr wahrscheinlich löst Schwarz sein Ticket in den Bundestag über seinen Listenplatz 13. Ein sicherer Hafen, von dem aus er Kurs auf Berlin nimmt. Den Wahlabend am 24. September verbringt Schwarz mit Parteifreunden in Strullendorf. "Hoffentlich bei einer Feier und keinem Leichenschmaus."

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