Auch Hallerndorf hat jetzt sein „schwarzes Loch“

18.3.2015, 15:14 Uhr
Auch Hallerndorf hat jetzt sein „schwarzes Loch“

© Foto: Regner

„Hier wurden Asche und Holzkohlereste aus Feuerstellen entsorgt“, erklärte der Wissenschaftler. Darüber hinaus entdeckten er und sein Grabungsteam neben zwei Wetzsteinen und einem Glättstein zahlreiche Keramikscherben sowie rund 430 Überreste von Pfostenlöchern aus der Keltenzeit. Diese Löcher erkennt man heute nur noch an schwarzbraunen Flecken im sonst hellen Sand. Darin waren einmal Holzpfähle eingerammt, die zum Beispiel Gebäude oder Zäune stützten.

Ein kleines Dorf?

„An dieser Stelle befand sich entweder ein kleines Dorf oder ein großes Gehöft“, so Wintergerst. Nachdem die aus Holz und Lehm errichteten Häuser in der sogenannten Spät-Latènezeit nur eine Haltbarkeit von rund 30 Jahren hatten, wie Andreas Büttner vom Landesamt für Denkmalpflege erklärte, spricht die große Zahl der gefundenen Pfostenlöcher aber nicht automatisch für eine große Siedlung: „Oft hat man damals ein neues Haus gleich neben das gerade aufgegebene alte Haus gebaut.“

Büttner zeigte den Gemeinderäten auch einen Plan, in dem die Lage der verschiedenen Funde eingezeichnet ist. Dieser erweckt auf den ersten Blick einen chaotischen Eindruck. Genaueren Aufschluss über die frühere Siedlung und womöglich eine Rekonstruktion von Gebäudegrundrissen verspricht sich Büttner nun von einer anschließenden Analyse der von Wintergerst dokumentierten Funde an einer Universität. Darunter befinden sich auch Keramikscherben mit einem charakteristischen Rippenmuster. Diese „Graphit-Ton-Keramik“ sei charakteristisch für die Kelten, erklärte Wintergerst. Woher die Graphit-Beimengung im Ton stammt, ist unklar, „denn in Hallerndorf gibt es keine Graphitvorkommen, er muss also importiert worden sein“.

Was wurde aus ihnen?

Auch was aus den Kelten, die hier einst siedelten, geworden ist, weiß die Wissenschaft noch nicht. Laut Büttner verschwand diese Volksgruppe vor rund 2000 Jahren plötzlich nahezu gleichzeitig überall in Franken, bedrängt von germanischen Volksstämmen aus dem Norden und den Römern aus dem Süden. Deswegen habe man auch keine Metallgegenstände gefunden: „Wir gehen von einem geplanten Weiterzug aus. Deswegen konnten die Menschen damals alles von Wert zusammenpacken und mitnehmen“, vermutet Büttner.

 

 

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