Auf dem Rad von Ebermannstadt bis nach Marokko

14.10.2017, 10:00 Uhr
Auf dem Rad von Ebermannstadt bis nach Marokko

© Fotos: Jürgen Pöhlmann

"Kulturell und landschaftlich war diese Tour fast unschlagbar", sagt Pöhlmann. Er muss es wissen: Der 56-Jährige war, unter anderem, schon am Atlantik, in Istanbul, in Griechenland, in Moskau, Aserbaidschan, kurzum in ganz Europa – alles mit dem Fahrrad. Immer von Ebermannstadt aus. Heuer ging es nach Tanger, der 980 000-Einwohner-Stadt an der marokkanischen Küste, unweit der Straße von Gibraltar.

Zur Vorbereitung machte er im Sommer erst mal einen für Pöhlmann’sche Verhältnisse eine kleine "Vorradeltour" – von Ebs nach Versailles mit schlappen 1300 Kilometern. Im September stand dann der große Trip nach Tanger an, der gleich zu Beginn klar machte: Leicht wird es nicht. Denn die Witterung spielte nicht mit. "Von Ebermannstadt bis zum Bodensee ging es noch, doch die Schweiz war wettertechnisch eine Katastrophe", erzählt Pöhlmann. Beinahe durchgehend regnete es, der Wind blies, in Genf schneite es gar wie zur besten Winterzeit. Er zog die Notbremse und packte sich und sein spezielles Reiserad (das passenderweise auf Namen "Word Traveller" hört) in Zug nach Lyon. "Von dort aus habe ich meine Tour bei zumindest nicht ganz so miesem Wetter fortgesetzt." Weiter ging es, mit durchschnittlich 170 Kilometern zurückgelegter Wegstrecke pro Tag, über Avignon in Richtung Mittelmeerküste und am Rande der Pyrenäen entlang nach Spanien. "Dort im Gebirge habe ich so ziemlich jedes mögliche Tiefdruckgebiet mitgenommen", meint Pöhlmann ironisch. "Aber immerhin sieht man die eingeschneiten Pyrenäen auch nicht alle Tage."

In Barcelona macht er seine "Halbzeitstation" — rund 1600 Kilometer hinter sich und noch 1600 Kilometer bis nach Tanger. In der Hauptstadt Kataloniens konnte sich Pöhlmann auch auf den Temperaturschock einstellen: Aus dem kalt-verregneten Herzen Europas heraus in die sonnige Trockenheit der Iberischen Halbinsel. Je weiter er entlang der "Costas" in den Süden Spaniens vordrang, desto heißer ("bis zu 37 Grad") und höher ("allein die Sierra Nevada mit weit über 3000 Höhenmetern") wurde es. "Das war teilweise wirklich hardcore. Aber die Landschaft, die Sonnenuntergänge, all das war auch traumhaft."

Am 1. Oktober trat Pöhlmann die Rückreise an, mit dem Flugzeug von Tanger nach Barcelona, wo er auf dem Flughafen aber erst einmal festsaß. Alles verzögerte sich, doch schließlich flog wieder eine Maschine gen Nürnberg. Die nächsten Wochen verbringt Jürgen Pöhlmann mit Foto-Vorträgen, die er über seine Reise hält. Und irgendwann startet er mit der Planung für seine nächste Tour. Jekaterinburg lautet 2018 das Ziel.

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