Aus Instrumenten und Herzen floss ganz großes Gefühl

24.4.2018, 10:00 Uhr
Aus Instrumenten und Herzen floss ganz großes Gefühl

© Foto: Udo Güldner

Lukas Heim stand diesmal ganz vorn. Der Langensendelbacher zauberte als Teil der Schlagwerker rhythmische Effekte. Dirigent Mathias Wehr wusste die Komposition Alfred Reeds mit ihrem romantischen Nocturne, ihr melodienhaftes Scherzetto und die mit Boogie-Rock gespeiste Toccata mit höchster Konzentration umzusetzen. Solist Lukas Heim schaffte diesen musikalischen Flirt mit der Bläserphilharmonie Forchheim höchst professionell. Mutter Claudia Heim, zugleich Kreisvorsitzende des Nordbayerischen Musikbundes, drückte ganz fest die Daumen. Bis es dann soweit war, um mit all den anderen Begeisterten tosenden Beifall zu spenden.

Ein begeisternder Moment ergab sich kurze Zeit später. Für zwei Sekunden stand Bernd Herbst im Mittelpunkt, denn da hatte der ehemalige Musikvereins-Vorstand seine Posaune zur Seite gelegt und sich ganz der Klangerzeugung mit dem "Plopp" gewidmet. Akustisch sollte damit an den Augenblick erinnert werden, in dem Schneewittchen das Apfelstückchen aus dem Hals sprang. In der Konzerthalle sprang der Funke auf die Zuhörer über, die von der unerwarteten Performance hingerissen waren.

Womit das Konzert im Joseph Keilberth-Saal auf einen dritten Höhepunkt zusteuerte. Rainer Streng hatte zuerst mit seinen Überleitungen dem Publikum einen hübschen Einblick in die Darbietungen verschafft. Er war ganz in seinem Element, als es zu Robin Hood in den Sherwood Forest ging, wo die Klangfarben holden Maiden, finsteren Bösewichten und grünen Bogenschützen zugedacht sind.

Bunter Märchen-Mix

Bei Jan de Vliegers "A Fairy Cocktail" aber wurde der Schauspieler zum Mittelpunkt des Geschehens. Er war es, der aus Schneewittchen, Rotkäppchen und Aschenbrödel einen gar nicht grimmigen Märchen-Mix mischte. Darin spielen eine stiefmütterliche Hexe mit Zauberspiegel, ein überhaupt nicht buckliger Glöckner, der zur Mitternacht nur elf Mal läutet, und ein böser alter Wolf mit Jazz-Ambitionen hörenswerte Nebenrollen.

Im Zentrum versucht eine putzige Prinzessin zu überleben, wobei ihr die Bläserphilharmonie das zierliche Händchen hält. Im Unterholz aus lauter Holzbläsern und vier Waldhörnern treibt "Ein Jäger aus Kurpfalz" sein Unwesen, ein verirrter Peer Gynt, ganz den Grieg-Klängen hingegeben, und ein Prinz, der "Ein Bett im Kornfeld" anbietet, aber mit seiner Angebeteten im elterlichen Schloss landet, bis das Stück mit Mendelssohn-Bartholdys "Hochzeitsmarsch" zu Ende geht.

Aus Instrumenten und Herzen floss ganz großes Gefühl

© Foto: Udo Güldner

Aus den Instrumenten und den Herzen der Musiker aber zeigte sich großes Gefühl. Dafür sorgte schon der Queen-Hit "Innuendo", der seinem Namen mit allerlei Anspielungen alle Ehre machte. Während im Hintergrund Linus Strom Ravels "Bolero" ins Schlagzeug streichelte, packten vorne einige Mariachi-Trompeter um den Wahl-Mexikaner Johannes Dornheim die Gelegenheit beim Sombrero und rissen den sinfonischen Hardrock an sich.

Der hatte sich sowieso schon etwas in die andere Richtung gen "Kashmir" verabschiedet, wohin ihn Led Zeppelin gelockt hatte. Queen-Frontmann Freddie Mercury hätte an der gelungenen Adaption für sinfonisches Blasorchester seine Freude gehabt. Sobald Percy Graingers "Children´s March: Over the hills and far away" erklang, hatte längst ein packender, klanglicher Sog auf die Zuhörer übergegriffen.

Melodien rund um die Hügel

Kein Wunder, arbeitete der Komponist doch für die US-Küstenwache. Die Bläser, die da — imaginiert — am Publikum vorbeimarschierten, ohne den Platz zu verlassen, hatten ein Arrangement im Angebot, das ungemein schwer zu spielen war, inklusive des Klavierparts. Als die Bläserphilharmonie dann klanglich über die Hügel entschwunden war, ganz weit weg, da waren die Melodien in Bamberg immer noch nicht verhallt.

Nach zweieinhalb Stunden brach sich die Begeisterung Bahn. Keine innere, ruhige Freude mehr, wie in Morten Lauridsens "O Magnum Mysterium", sondern lautstarker Jubel brandete auf. Die Bläserphilharmonie hatte ein Erlebnis von höchster Klangqualität abgeliefert.

Gelegenheit, die Bläserphilharmonie Forchheim zu hören, ergibt sich wieder am Sonntag, 8. Juli, ab 17 Uhr, bei der Lebenshilfe Forchheim am John-F.-Kennedy-Ring. Das Orchester des Musikvereins Forchheim-Buckenhofen spielt ein Open Air-Benefizkonzert für den Gastgeber.

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