Auswärtsspiel: Heiligenstadt kickte einst in der Fränkischen

3.7.2017, 19:59 Uhr
Auswärtsspiel: Heiligenstadt kickte einst in der Fränkischen

© NN-Repro

Erich Dorsch kennt den SC Heiligenstadt wie kaum ein anderer. Nach einer langen Karriere als Spieler ist er seit nunmehr über zwei Jahrzehnten als Funktionär aktiv. An die Zeit des Wechsels vom Spielkreis Forchheim nach Bamberg – 1972 hatte sich der kommunalpolitische Blickwinkel geändert – in der Saison 1985/86 kann er sich noch sehr gut erinnern: "Das wurde damals ausgiebig diskutiert, auch in der Jahreshauptversammlung im März 1984. Die große Mehrheit war dann aber für den Wechsel."

Ausschlaggebend waren auch die etwas geringeren Entfernungen. Die Kicker des SCH waren gerade Meister der damaligen C-Klasse Fränkische Schweiz geworden und stiegen in die B-Klasse auf. Die weitesten Fahrten waren die nach Pettensiedel mit 41 Kilometern einfacher Wegstrecke, wie Alfred Schmidt, ehemaliger Spieler sich noch gut erinnern kann. Auch die Spiele in Gräfenberg und Betzenstein wurden nicht gerade um die Ecke ausgetragen. Die Gegner der Gegenwart wiederum heißen Sassendorf und Zückshut und sind im Schnitt ein paar Minuten schneller zu erreichen. Auf das sportliche Abschneiden wirkte sich der Tausch zumindest nicht allzu negativ aus. Im neuen Jahrtausend war für die Heiligenstädter in der Kreisklasse bis auf einmal ein einstelliger Tabellenplatz reserviert, zweimal 2006 und 2011 gelang der Aufstieg in die Kreisliga.

Schmidt trifft sich regelmäßig mit früheren Mitspielern beim "Aichinger" am Marktplatz zu einem Ehemaligen-Stammtisch, bei dem natürlich die Derbys früherer Zeiten, speziell gegen Dürrbrunn, aber auch gegen Ebermannstadt oder Muggendorf immer wieder ein gerne diskutiertes Thema sind. "1967 gründeten die Dürrbrunner und auch Teuchatz eigene Fußballvereine. Gleich 16 Spieler unserer damaligen Mannschaft wechselten dorthin. Notgedrungen wurden damals wir älteren Spieler reaktiviert. Es waren damals teilweise sehr hitzige Duelle", verrät Schmidt. Ein Jahr nach der Fahnenflucht schafften die Senioren den Aufstieg in die B-Klasse.

Pokal mit Bedeutung

Später wechselte ein Teil der Spieler nach Heiligenstadt zurück, doch die Brisanz blieb, wie auch Erich Dorsch bestätigen kann: "Ich sah als kleines Kind in den 70ern die Spiele gegen Dürrbrunn, da ging es schon ordentlich zur Sache. Später in den 80ern war es etwas ruhiger". Geblieben ist das Derby gegen Teuchatz, in dem nach wie vor sehr viel Brisanz steckt. Die Erinnerungen der ehemaligen Spieler aus den 60er und 70er Jahren, die sie bei ihren Zusammenkünften austauschen, könnte ganze Bücher füllen. Höhepunkt der Zeiten waren die "Rudolf-Eberhard-Pokalspiele" für die Mannschaften aus dem Landkreis Ebermannstadt. "Hier spielten wir auch gegen höherklassige Vereine wie den ASV Hollfeld" so Alfred Schmidt. Einmal stand der SC Heiligenstadt sogar im Endspiel gegen Muggendorf, das beim Stande von 1:1 in Ebermannstadt wegen Dunkelheit abgebrochen werden musste. Die Altherren veranstalteten kreisübergreifend bis in die 90er Jahre hinein einen regen Betrieb. "Damals konnten wir die schönsten Fußballerjahre genießen", findet Schmidt.

In neueren Tagen wurde aus der ehemaligen Rivalität zwischen Dürrbrunn und Heiligenstadt sogar eine Kooperation. Heiligenstadt hat mit der SpVgg eine Jugend-Spielgemeinschaft. "Sticheleien gibt es höchstens noch zum Spaß" berichtet Johannes Krämer, Sohn des Heiligenstädter Bürgermeisters und Trainer der U13 in der Spielgemeinschaft. Krämer hat als Jugendlicher selbst in der SG gespielt. "Die Zusammenarbeit funktioniert hervorragend. In der Hinrunde trainieren wir in Heiligenstadt, in der Rückrunde in Unterleinleiter", sagt Krämer. So ändern sich die Zeiten, in den 70er Jahren war eine Niederlage gegen den damals ungeliebten Nachbarn für beide Seiten noch ein Sakrileg.

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