Bahn-Spitze reist mit Plänen vom Januar nach Forchheim

8.9.2014, 22:00 Uhr
Bahn-Spitze reist mit Plänen vom Januar nach Forchheim

Die Stadt Forchheim mit Oberbürgermeister Franz Stumpf darf als erstes aufzählen, was ihr an den Planungen zum viergleisigen Streckenausbau nicht gefällt. Stumpf ist mehr als irritiert. Die Pläne, die zuvor gezeigt worden waren, sind Stand Januar 2014. Es fehlt der S-Bahn-Halt Forchheim-Nord. Dabei hatte Bayerns Innenminister erst Ende Juli verkündet, dass er kommt.

Eine ähnliche Überraschung gibt es in Kersbach: Der Bahnhof hat auf dem Plan kein Fußgängertunnel. Auf den Kompromiss hatten sich Stadt und Bahn schon lange geeinigt. Angezeigt ist noch die Variante, bei der Menschen mit Handicap 800 Meter Umweg in Kauf nehmen müssen, um auf den Bahnsteig zu kommen.

Nur mündlich vereinbart

„Wozu soll ich jetzt Stellung nehmen? Zu alt oder neu?“, fragt Franz Stumpf Richtung Podium. Dort sitzen Vertreter der Bahn (Antragsteller) mit ihren externen Experten, Vertreter der Regierung von Oberfranken (Moderatorenfunktion) und, ganz hinten, Vertreter des Eisenbahnbundesamts, die tatsächlich über das Wohl und Wehe entscheiden werden. Die Antwort des Rechtsbeistandes der Bahn ist interpretationsfähig. Im Grunde sind weder S-Bahn-Halt noch Fußgängertunnel in Kersbach vom Tisch, aber eben auch noch nicht schwarz auf weiß im Plan. Die Einwendungen jedenfalls werden auf Grundlage der alten Pläne behandelt.

Franz Stumpf rügt noch mehr. Während die Stadt und die Bürger ihre Einwendungen schriftlich abgegeben haben, gab es von der Bahn keine schriftliche Stellungnahmen dazu. „Keine Waffengleichheit“ nennt das Stumpf. Kuriosität am Rande: Der Markt Eggolsheim hat eine solche schriftliche Stellungnahme erhalten. Schlüssig beantworten konnten das die Bahn-Projektleiter nicht. Den Anhörungstermin, in den Sommerferien, hält der OB für „verwerflich“, weil manche Bürger noch im Urlaub sind. Erst habe sich die Bahn 17 Jahre Zeit gelassen und dann müsse plötzlich alles schnell gehen. Das führt zum wichtigsten Kritikpunkt Stumpfs, wenn es ums große Ganze geht: Das Planfeststellungsverfahren sollte noch einmal von vorne aufgerollt werden. Dann würden die Bürger in den Genuss strengerer Vorschriften kommen, die 1996, als das jetzige begann, noch nicht galten. Freiwillig wird die Bahn diesen Schritt nicht gehen, das wird in der Jahn-Halle deutlich.

Falsche Berechnung?

Konkret geht es am Vormittag um das Kernthema Lärmschutz. Stumpf bemängelt, dass die Schallschutzberechnungen von 500 Meter langen Güterzügen ausgehen, die Bahn aber künftig bis zu 700 Meter lange Züge über die Gleise schicken wird. Eine Gesamtlärmbetrachtung wird gefordert, transparente Lärmschutzwände für den Bahnhof, mehr Lärmschutz in Kersbach, weil für die Baugebiete Stampf- und Pointäcker fälschlicherweise von einem Misch- statt von einem Wohngebiet ausgegangen worden ist und dass die Bahn den Schienenbonus (5 dB) nicht anwendet.

Alles schön und gut und irgendwie auch hoffnungslos. Denn erstens seien alle Berechnungen vorschriftsgemäß durchgeführt worden und was darüber hinaus wünschenswert wäre, ist zu teuer, lässt sich die Stellungnahme des zuständigen Schallschutzbeauftragten zusammenfassen. Wenn es nicht die Kosten sind, die dagegen sprechen, dann passt die Forderung nicht in das Gesamtkonzept. Deswegen wird auch nichts daraus, die Linienführung (S-Bahn-Gleise innen, Schnellgleise außen) zu ändern, um weniger Platz für den Bahnsteig am Halt Forchheim Nord zu brauchen.

Positive Nachrichten gibt es für die Schulen im Stadtnorden. Die Schallschutzwand soll fünf Meter hoch bleiben, nicht vier wie in den Plänen vermerkt. Wann die Schallschutzfenster eingebaut werden, bleibt ungewiss.

Zum Ärgernis wird zunächst der Bahnhof Forchheim. Es ist noch nicht allzu lang her, da wurden sich Stadt und Bahn einig, dass die neue Bahn-Unterführung, die gebaut werden muss, keine Stadtverbindung darstellt, die Kommune also auch nicht an den Kosten beteiligt wird. Bei der Anhörung wollte die Bahn davon nichts wissen. Es geht für die Stadt um drei Millionen Euro. Erst am Nachmittag gab es Entwarnung: Der Leiter des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nummer 8, Olaf Drescher, meldete sich zu Wort und versprach, die Abmachung einzuhalten. So oder so muss die Stadt tief in die Tasche greifen: Über zehn Millionen Euro (Beteiligung an Bauten, Verlegung von Leitungen...) gilt es zu schultern.

Abgehandelt wurden am ersten Tag auch die Einwendungen wegen der Brückenneu- und umbauten, sowie Details zum Wasserschutzrecht, Landschaftsschutzmaßnahmen und Regelungen während der Bauzeit (Beginn 2016).

Heute werden unter anderem die Bedenken des Marktes Eggolsheim zur Sprache kommen.

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