Bamberger Band "Faey" verzaubert Forchheimer Fans

29.3.2015, 18:03 Uhr
Bamberger Band

© Foto: Roland Huber

Ein Junge trifft ein Mädchen. Beide verlieben sich. Dann kommen Schwierigkeiten, eine ungewollte Trennung. Am Ende aber finden sie wieder zusammen. Soweit „eine alte Geschichte“, wie Heinrich Heine gesagt hätte. Manchmal aber bleibt die Sehnsucht ungestillt. Dann erzählt der in mittelalterlichem Englisch brausende „Northern Wind“ die leidvolle Geschichte – und weht die Verzweiflung zuletzt doch hinfort. Zurück bleiben die „Autumn fires“, deren von Robert Louis Stevensons Zeilen entfachte Flammen ein düsteres Licht auf die einsamen Hügel und die noch einsameren Herzen werfen.

Dass der Abend dennoch nicht in entsetzlicher Lähmung, Depression und Suizid endet, obwohl die Texte dies nahelegen, liegt an der tänzerischen, lebendigen, mitreißenden Musik. Nicht mehr Baba Hail, sondern Stefan Hiemer lässt seinen E-Bass kraftvoll zerbrechliche Rhythmen anschlagen. An seiner Hand geleitet er Robert Louis Stevensons Kindergedicht „It is the Season“ hinüber ins Land der Feen. Schließlich ist ja Osterzeit („Eastertide“), wie Sandra Elflein ihr Arrangement genannt hat — die Zeit der Wunder. Wie seine männlichen Mitstreiter ist er, ganz der Schwarzalb, in dunkle Gewänder gekleidet. Passend dazu leuchtet „The Moon“, den ebenfalls der Autor der „Schatzinsel“ an den literarischen Himmel gehängt hat. Ihm als wirkmächtigem Symbol der Kelten entlocken „Faey“ einige seiner Geheimnisse, freilich nicht alle.

Pulsschlag der Verliebten

Hinter Plexiglas eingesperrt sitzt Schlagzeuger Thomas „Tom“ Amon, dem in der Eigenkomposition „Neue Wege“ die Aufgabe zukommt, den aufgeregten Pulsschlag der frisch Verliebten für alle im Kulturkeller auch jenseits der Herzwand hörbar werden zu lassen. Nicht nur in den „Golden Apples“ von William Butler Yeats überzeugen Volker Schömig an der Gitarre und Multi-Instrumentalist Dominik Schödel. Dieses kleine Märchen von einer verwunschenen Forelle und einer verschwundenen Frau fügt sich in den emotionalen Abend.

Im Mittelpunkt steht jedoch elfenweiß gewandet Sandra Elflein, die nicht nur eigene Songs, sondern auch selbst vertonte Gedichte vorträgt. Etwa Emily Brontes melancholisches Poem „Flowers“, dessen Blumen unter der grünen Stimme ihrer Gärtnerin zwar von Sehnsucht und Schmerz erzählen, jedoch in verstörend fröhlich tönenden Farben blühen. Überhaupt scheint „Faey“ der viktorianischen Zeit, der mittelenglischen Sprache und dem romantischen Gefühl seine metaphernreiche Strophen zu entlehnen. In „Liebe“ und „Lodernde Feuer“ allerdings lecken die Feuer der Leidenschaft doch etwas zu orgiastisch an den Ästen, bis der ganze Baum entflammt. Im Zeichen des Schmetterlings, der bei den Kelten für Wiedergeburt steht, singen „Faey“ in „Die Blätter fallen“ nicht nur vom Ende, sondern auch vom Neuanfang, der im goldenen Meer herbstlicher Felder seinen Ursprung hat. Daneben spielt sie Geige, Drehleiher und diverse Flöten, die jede für sich eine andere Stimmung verbreitet.

Auch dass an diesem Abend nur wenige neue Lieder aus dem Elfenreich in unsere Dimension herübergeweht sind, tut der Begeisterung der Zuhörer keinen Abbruch. Wenn man drei Wünsche an die gute Fee freihätte, wären das: Erstens neue Songs, zweitens mehr Zuhörer, und drittens eine Rückkehr zur akustischen Variante, die den zärtlichen Zeilen letztlich gerechter wird.

 

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