Banküberfall in Hausen: Familienvater gibt alles zu

13.12.2016, 18:25 Uhr
Am Rosenmontag überfiel der maskierte Täter die Bank in der Heroldsbacher Straße in Hausen.

© Ralf Rödel Am Rosenmontag überfiel der maskierte Täter die Bank in der Heroldsbacher Straße in Hausen.

Es war der 8. Februar dieses Jahres um kurz vor neun Uhr am Morgen, als ein unbekannter Mann, mit einer Totenkopfmaske die Bankfiliale in der Heroldsbacher Straße betrat. Einzig seine Augen waren zu sehen. "Geld her, ich brauche Geld", mit dieser Aufforderung trat der Angeklagte einem Bankmitarbeiter des Kreditinstitutes gegenüber. Nachdem dieser zögerte, soll der Angeklagte eine, wie sich später herausstellte, Schreckschusspistole gezogen haben, um seiner Forderung nach Bargeld Nachdruck zu verleihen.

Als der Filialleiter Thorsten Erlwein hinzu kam, forderte der Angeklagte auch ihn auf, das Geld herauszurücken. Zunächst hielt Erlwein die Situation für einen Faschingsscherz und erwiderte: "Geld willst du, da kann ich dir keines geben. Magst ein paar Bonbons?". Der Bankräuber reagierte völlig verstört.

Erst als sich aus der Pistole, die zu diesem Zeitpunkt auf den Boden gerichtet war, ein Schuss löste, erkannte Erlwein den Ernst der Lage. Kurzerhand holte er zum Gegenangriff aus und versuchte, den Täter aus der Bankfiliale zu drängen. Erbost darüber, dass in seiner Bankfiliale "herum geballert" werde. Kurzerhand nahm er den Übeltäter in den Schwitzkasten und warf ihn die Treppen zur Türe hinaus.

Schuss auf den Mitarbeiter

Von außerhalb zielte der maskierte Mann aus rund fünf Metern Entfernung mit der Waffe auf den Bankmitarbeiter und drückte ab. Da es sich um eine Schreckschusspistole handelte, blieb dieser jedoch unverletzt. Dann erst dämmerte Erlwein, dass es sich doch um einen echten Überfall gehandelt haben könnte. "Ich habe dann in Panik die Glastür zur Bank zugeworfen und wir haben die Polizei angerufen", so Erlwein.

Da der Räuber wohl mit keiner so resoluten Gegenwehr gerechnet hatte, trat er verdutzt und ohne jedwede Beute die Flucht aus der Bank an und raste mit einem vor der Filiale geparkten weißen Kastenwagen davon. Das Auto für den Banküberfall hatte der Angeklagte im Vorfeld der Tat bei einer Firma, bei der er eineinhalb Jahre angestellt gewesen war, gestohlen.

Auf seiner Flucht verhielt sich der erfolglose Bankräuber dann weiterhin unglücklich. Ein Einsatzfahrzeug der Verkehrsüberwachung blitzte ihn mit 64 Stundenkilometern bei erlaubtem Tempo 30 in der Hausener Hauptstraße. Anschließend rammte er auch noch das Fahrzeug der Verkehrsüberwachung. Er flüchtete weiter nach Nürnberg, wo er dann von einem Sondereinsatzkommando nach einer Verfolgungsjagd durch Schüsse auf die Reifen seines Autos gestoppt wurde.

Unter dem Vorsitz von Richter Michael Schmidt war es jetzt Aufgabe des Landgerichtes Bamberg ein entsprechendes Urteil zu finden. Auf der Anklagebank saß ein 30-jähriger, vierfacher Familienvater, wohnhaft in Nürnberg. Gleich zu Beginn der Verhandlung räumte der Angeklagte über seinen Verteidiger alle Vorwürfe wie in der Anklageschrift verlesen ein. Lediglich an einzelne Details könne er sich nicht mehr erinnern, so das Statement der Verteidigung.

Richter Michael Schmidt war dieses Geständnis dann aber doch ein bisschen zu pauschal. Auf die Frage nach seinen Beweggründen räumte der Angeklagte ein, dass er mit dem geraubten Geld seine vorhandenen Spielschulden begleichen wolle. Das übrige Geld wollte er in Alkohol, Medikamente und Drogen investieren, gab der 30-Jährige offen zu.

Drogen- und spielsüchtig

Der Lebenslauf des Täters offenbarte einen Absturz nach dem anderen. Nach dem Abschluss an der Sonderpädagogischen Schule im Jahr 2002 hatte er eine Lehre angefangen, diese aber nach anderthalb Jahren wieder abgebrochen. Danach hatte er sich mit Hilfsjobs über Wasser gehalten.

Mit 15 begann seine Spielsucht, mit 16 Jahren hatte er den ersten Kontakt zu Drogen. Erst Marihuana, später dann auch Crystal Meth. Seit dem 19. Lebensjahr ist er Alkoholiker. "Die Süchte hatten mich total im Griff", gibt der 30-Jährige gegenüber dem Gericht kleinlaut zu. Wegen seiner Depressionen war er mehrfach in psychiatrischer Behandlung. Vor dem Überfall hatte er Alkohol, Medikamente und Drogen zu sich genommen. Ein Alkoholtest ergab nach der Festnahme einen Promillewert von 1,32.

Warum es ausgerechnet die Volksbank in Hausen wurde, wollte Richter Schmidt wissen. Der Räuber erklärte, er habe die Gemeinde Hausen gekannt: Er sei öfters nach Heroldsbach zur Gebetsstätte gefahren.

Der Entschluss, eine Bank zu überfallen, sei im Übrigen eine Kurzschlussreaktion gewesen, nachdem ihm gedroht worden sei, dass es "zu einem Unglück kommen" werde, sollte er nicht bald seine Spielschulden begleichen.

Am Ende der mehrstündigen Verhandlung verkündete Richter Michael Schmidt das Urteil: Den Familienvater wurde zu fünf Jahren Haft verurteilt. Zudem muss er sich einem Entzug unterziehen, um von seinen Süchten loszukommen.

Dieser Artikel wurde am Dienstag, 13. Dezember, um 18.25 Uhr aktualisiert.