Bärnfelser machen Drei Linden-Wirt Mut

14.1.2016, 08:00 Uhr
Bärnfelser machen Drei Linden-Wirt Mut

© Ralf Rödel

In der Nähe kräht ein Hahn – der Lärm einer Motorsäge verschluckt seinen Schrei. Heinrich Schmitt steht vor der Tür seines Gasthauses in Bärnfels. Sein leerer Blick ist auf die gegenüberliegende Straßenseite gerichtet. Dort steht eine Fassade, in den Fenstern hängt noch ein weißer Vorhang – der Rest einer knapp 70 Jahre alten Fachwerkscheune. Sonst hat das Feuer nur geschwärzte Balken zurückgelassen. Sie türmen sich auf, als hätte ein Riese Mikado gespielt. Es riecht nach Rauch – trotz des Regens.

„Das ging so schnell“, sagt Schmitt leise, die Überreste seiner Scheune fest im Blick. Am Abend zuvor, kurz vor sechs Uhr, entdeckte sein Azubi das Feuer. „Ich habe den Brandmelder eingeschlagen“, sagt Schmitt. Die Flammen leckten schon am Dach, eine Rauchsäule stand am Himmel. Der frühere Feuerwehrmann versuchte erst gar nicht, etwas aus dem Gebäude zu retten. Holz, Werkzeuge, Geräte waren drinnen gestapelt.

Polizisten puzzeln

Bärnfelser machen Drei Linden-Wirt Mut

© Ralf Rödel

Die Motorsäge legt wieder los. Ein Mann im weißen Schutzanzug klettert auf den verkohlten Balken herum. Er schneidet sie hier und dort auseinander, zieht mit einem Kollegen einzelne Teile aus dem Haufen. Ein Muster ist nicht zu erkennen. „Wir suchen nach der Brandursache“, sagt einer der Brandermittler der Kriminalpolizei Bamberg. Neben ihm ragt ein eisernes Rad aus dem Schutt, Überrest eines Leiterwagens. Für die speziell ausgebildeten Beamten liegen hier keine Trümmer, sondern ein Puzzle, eine Spur aus Holzkohle, verbogenem Metall und Scherben. Wenn die Polizisten ihr folgen können, führt sie sie zum Ursprungsort des Feuers.

„Dort ist der Lack abgeplatzt“, sagt der Beamte und deutet auf ein großes Blech. Die eine Hälfte ist grau, auf der anderen Seite ist noch die rote Farbe zu erkennen. Die Seite ohne Lack hat mehr Hitze abgekommen, lag näher am Brandzentrum. So arbeiten sie sich Schritt für Schritt vor.

Bärnfelser machen Drei Linden-Wirt Mut

© Ralf Rödel

Schnell vor Ort

Wo sie jetzt stehen, kämpften am Abend zuvor stundenlang die Feuerwehrleute. Das Bärnfelser Feuerwehrhaus ist 200 Meter entfernt, die Wehr rettete das Haus eines Nachbarn, als Hitze und Funken drohten, auf die Holzverkleidung überzugreifen. „So wie ich das gesehen habe, hat das Zusammenspiel sehr gut hingehauen“, lobt Schmitt. Die Leitstelle hatte schnell Verstärkung geschickt. Um die 150 Kräfte wurden aus der Umgebung, von Forchheim bis Pegnitz, zusammengezogen.

Das Technische Hilfswerk aus Forchheim und Kirchehrenbach riss mit einem Greifer den einsturzgefährdeten Dachstuhl auseinander. Die Feuerwehren schafften es, das Nachbarhaus zu retten. Schmitts Gästehaus auf der anderen Seite, der Wind trieb die Hitze dorthin, konnten sie nicht vollständig bewahren.

„Ich weiß nicht, ob ich das Gästehaus noch nutzen kann, das muss sich ein Gutachter ansehen.“ Dabei würde bald die Saison beginnen, in Nürnberg ist in zwei Wochen Messe. Die Drei Linden sind nicht nur als Ausflugslokal und für die auch fränkisch-vegetarische Küche, sondern neben den Zimmern im Gasthof auch für die 22 Doppelzimmer im Gästehaus bis über Nürnberg hinaus bekannt. 200.000 Euro — so hoch ist nach erster Einschätzung der Sachschaden. Die tatsächliche Höhe durch die Umsatzeinbußen mag Schmitt gar nicht abschätzen. Das Haus bleibt offen, doch die Übernachtungsgäste würden fehlen.

Auf der Straße sind ein paar Bärnfelser zusammengekommen. Eine Frau tritt zu Schmitt, legt ihm die Hand auf den Arm und auf die Schulter. „Wenn du etwas brauchst, melde dich“, sagt sie. „So oft wurde mir noch nie auf die Schulter geklopft“, sagt Schmitt. „Ganz viele haben angeboten, mir zu helfen.“ Die Bärnfelser Dorfgemeinschaft gebe ihm Mut für die Zukunft. „Der Zusammenhalt ist sensationell.“

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