Bauen in der Bergstraße: "Maßlosigkeit" und "Schande"

16.3.2018, 06:00 Uhr
Bauen in der Bergstraße:

© Foto: Roland Huber

Forchheims Baureferatsleiter René Franz stellte den Räten den geänderten Plan für vier neu geplante Häuser nördlich der Bergstraße vor. Eingeflossen darin seien die Stellungnahmen der Öffentlichkeit. Als "eine Abwägung aller Belange", stellte Franz den Plan im Ausschuss vor. Genau das sahen die Stadträte wie auch die Bürger anders.

Bevor die Stadt die Stellungnahmen einarbeitete, waren auf dem Gelände vier Gebäude mit je vier Wohnungen und einer Baufeldgröße von 15 Mal 15 Metern eingeplant. Der geänderte Plan sah dann zwar weiterhin vier Wohngebäude vor, allerdings mit je sechs Wohnungen. In der Gesamtschau erhöhte sich die Anzahl der Wohnungen damit von 16 auf 24. Das Mehr an Wohnraum erklärte der planende Architekt Dieter Reck mit dem größeren Baufeld (15 Mal 19 Meter) und mit den neu hinzugekommenen Kellergeschossen. "Diese berühren die nachbarschaftlichen Belange auch nicht."

Die Stadträte ließen sich davon nicht überzeugen. "Ich werde diese Kubatur ablehnen", sagte Holger Lehnard (CSU). Seiner Meinung schlossen sich die Räte sämtlicher Fraktionen an. Lehnard sah durch die Nachverdichtung Parkprobleme. "Die Situation ist schon jetzt eine Katastrophe." Auch für Reiner Büttner (SPD) war der geänderte Entwurf "nicht machbar".

Anwohner protestieren

Hielt Udo Schönfelder (CSU) den Vorentwurf noch für ausgewogen, bezeichnete er die nun vorgestellte Planung als "absolut überdimensioniert" und als "Maßlosigkeit". Die Einwände der angrenzenden Anwohner sollten ernst genommen werden. Diese hatten in ausführlichen Stellungnahmen zum Vorentwurf von einer "erheblichen Lärmbelästigung", einer "Wertminderung" ihres Anwesens durch "eine zu enge Bebauung" gesprochen. Und als Reaktion darauf habe die Stadt in der geänderten Fassung die Baufelder vergrößert.

"Meine Aufgabe ist es, einen Kompromiss zu finden", sagte Oberbürgermeister Uwe Kirschstein (SPD). "Wir sind dem Wunsch des Bauträgers entgegenkommen, aber nicht nachgekommen." Zu mehr Verständnis hat das im Verlauf der Diskussion nicht geführt. "Weshalb die Häuser jetzt höher und größer werden, habe ich nicht verstanden", sagte Sabine Dittrich von der Forchheimer Grünen Liste (FGL).

Architekt Reck wies die Kritik zurück. "In unserem Entwurf halten wir uns an den Bebauungsplan von 1964, der für dieses Gebiet gilt und unterschreiten die Baunutzung sogar um zehn Prozent." Hingegen entsprechen laut Reck 80 bis 90 Prozent der bereits bestehenden Wohngebäude den 1964 festgelegten Vorgaben nicht. "Andere Einfamilienhäuser sind deutlich größer", sagt er.

"In unserer heutigen Gesellschaft sollten wir anderen das gleiche Recht bieten wie das, das man selbst beansprucht", sagte Reck auf NN-Nachfrage.

Ein Parkplatzproblem entstehe mit den neuen Wohneinheiten nicht. "Wir halten uns an die geltende Stellplatzsatzung der Stadt." Die Bergstraße sei nur deshalb so stark zugeparkt, weil die Anwohner nicht mehr in ihrer Garage, sondern auf der Straße parkten.

Die Satzung könne zwar rein rechnerisch erfüllt werden, stimmte Schönfelder auf Nachfrage zu, "aber wenn das Grundstück fast bis auf den letzten Grashalm mit Stellplätzen verplant wäre, wie sähe das aus?"

Parkplätze in dem steilen Gelände zu integrieren bezeichnete Sebastian Körber (FDP) als "schwierig". Die Straße sei seit 100 Jahren überwiegend mit Ein- und Zweifamilienhäusern bebaut. "Deshalb stört mich an dieser Stelle der hochverdichtete Bau." Alle Fraktionen signalisierten, mit dem ersten Entwurf keine Bauchschmerzen zu haben. "Ich gehe davon aus, dass Sie alle dagegen stimmen werden", fasste der OB die Atmosphäre zusammen und behielt recht. Auch er selbst stimmte gegen seinen vorgelegten Vorschlag.

Gespräche mit Rechtsanwalt

Nun könnte der Vorentwurf ein möglicher gangbarer Weg sein, so Kirschstein, sofern der Bauwerber nicht widerspreche. "Für eine gesunde Stadtentwicklung kann dieser Entwurf kein gutes Ergebnis sein", sagte Reck.

Die Stadt brauche dringend Wohnraum, Nachverdichtung sei besser als an den Rändern neue Baugebiete auszuweisen. Die Entscheidung sei deshalb "eine Schande für die Stadt", so Reck. "Wir werden jetzt mit unserem Rechtsanwalt sprechen."

 

 

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