Behinderte gehen in Weilersbach neue Wege

19.12.2017, 10:00 Uhr
Behinderte gehen in Weilersbach neue Wege

© Heidi Amon

Es ist Freitagvormittag. Ein sonniger Tag in der Vorweihnachtszeit. Pünktlich um 10 Uhr kommt das Auto der Lebenshilfe Weilersbach angefahren und macht am Sportplatz-Parkplatz Halt. Die beiden Betreuer Stefanie Peinkofer und Alex Müller helfen Max, Marco und Bahadir aus dem Auto. Marco sitzt im Rollstuhl. Dann eine herzliche Begrüßung. Max und Marco können nicht sprechen.

Noch ein Blick auf den Gepäckträger des Rollstuhles, ob der Zeitungsstoß gut verstaut ist. Dann geht es los. Max und Bahadir an der Hand von Alex und Steffi, Marco im Rollstuhl voraus. Es geht von Haus zu Haus, Max und Bahadir stecken die Mitteilungsblätter in die Briefkästen.

Ein süßes Dankeschön

Wie Alex und Steffi erzählen, sind die jungen Leute bei den Bewohnern sehr beliebt. Oft warten diese schon auf ihre „Zusteller“ und belohnen ihre Arbeit oft mit Süßigkeiten und kleinen Geschenken.
Angefangen hatte alles vor eineinhalb Jahren, als Betreuer Alex Müller eine Förderstätten-Tagung besuchte mit dem Ergebnis: Dass Menschen mit Behinderung nicht nur innerhalb von Werkstätten der Tagesförderstätten arbeiten, sondern ein Recht haben, am Arbeitsleben teilzuhaben. Wie Müller erklärt, seien die jungen Besucher der Lebenshilfe sehr motiviert und erledigen gerne ihre Arbeit. „Das Selbstwertgefühl sei bei ihnen dadurch immens gestiegen“, betont er.

Durch ihre ehrenamtliche, unentgeltliche Arbeit unterstützen sie einmal in der Woche Manuela Lengenfelder, die als Zustellerin für die Sportplatzstraße zuständig ist. Für Max, Marco, Bahadir und Sally bedeutet das Austragen ein Stück Mitgehen im ganz normalen Arbeitsleben.

In den Werkstätten für Menschen mit Behinderung finde zu diesem Thema ein Umdenken statt, sagt Alex Müller. Auch in den Förderstätten, wo Menschen mit sehr hohem Assistenzbedarf betreut werden, sollte Teilhabe an Arbeit ermöglicht werden, indem der behinderte Mensch seine Fähigkeiten in der Gesellschaft einsetzen kann. Sie sollen damit stärker in ihre Umgebung eingebunden werden.

Die Gesellschaft erlebe Menschen mit Behinderung demnach nicht als Wesen mit Defiziten, sondern als Menschen, die eine Dienstleistung erbringen und die im Gemeinwesen auch eine Funktion haben. In der Weilersbacher Sportplatzstraße wird dieser Weg einmal in der Woche eingeschlagen.

 

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