Bei Cevapcici von der Heimat erzählen

4.3.2015, 10:00 Uhr
Bei Cevapcici von der Heimat erzählen

© Foto: Anestis Aslanidis

Wenn Matteo im Sitzkreis seine Geschichte erzählt, ist es still im Raum. So still, wie es vor einem Monat war, als der Neunjährige zum ersten Mal den anderen Kindern erzählte, wie er nach Deutschland kam. „Bis ich zwei Jahre alt war, habe ich in Haiti gewohnt. Meine Mutter hatte nicht genug Geld, um Essen für meinen Bruder und mich zu kaufen. Also hat sie mich nach Deutschland geschickt, dort wurde ich adoptiert“, sagt Matteo und lässt die Geschichte dabei so wirken, als ob er vom Wochenendausflug in die Fränkische Schweiz berichten würde.

So hatte es sich Ulrike Haas vorgestellt. Die Leiterin des Hortes wollte den Kindern beibringen, dass ein Junge mit dunkler Hautfarbe, der im Alter von zwei Jahren nach Forchheim gekommen ist, tatsächlich so normal wie ein Wochenendausflug in die Fränkische Schweiz ist. „Interkulturelle Wochen“ heißt das Projekt, in dem jedes Kind mit Migrationshintergrund in Gruppengesprächen über das Land seiner Wurzeln erzählt. Und das sind am Sattlertor nicht viele. 70 Kinder besuchen den Hort, elf haben einen Migrationshintergrund.

Beitrag zur Integration

Im Herbst reifte bei Haas der Entschluss, zu handeln: „Durch den Flüchtlingsstrom nach Deutschland kam mir der Einfall, dass ich hier etwas für die Integration tun muss. Schließlich werden unsere Kinder auch auf der Straße und im Pausenhof mit anderen Kulturen konfrontiert.“

Zusammen mit der türkisch stämmigen Bahar Cakirgöz, die gerade ihr berufliches Praktikum zur Erzieherin im Hort absolviert, entwickelte sie ein Konzept: Neben den Gruppengesprächen schließt es wechselnde Gerichte aus verschiedenen Ländern mit ein.

Das Projekt zielt auf das Wir-Gefühl ab. „Wir sind auch als Team enger zusammengewachsen“, sagt Cakirgöz über das Hortpersonal. Sogar die Eltern ziehen mit, beispielsweise mit dem Entwerfen von Plakaten für die Länderecken.

Weil die kulturellen Wochen so gut angenommen werden, denkt Haas schon über eine Verlängerung nach: „So lange es den Kindern Spaß macht, werden wir das Projekt auf jeden Fall fortsetzen. Wir sind noch längst nicht fertig.“

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