Beim Sport steht Philipp Wehr unter Hochspannung

29.9.2014, 17:07 Uhr
Beim Sport steht Philipp Wehr unter Hochspannung

© F.: privat

Die Trainingsbedingungen der bayerischen Kaderathleten sind nicht mit jenen in den beiden Stützpunkten in Berlin und Jena zu vergleichen. Dort werden die Talente der Sportinternate vom Bundesjugendtrainer betreut, hier muss Philipp Wehr aus Unterlindelbach bis nach Feucht ins Nürnberger Land fahren, um überhaupt auf einer zweckmäßigen Anlage üben zu können. Zusammen mit dem einheimischen Duo Charline Schwarz und Christian Rister wird Wehr von seinen Eltern betreut, die sich ehrenamtlich engagieren.

Frühform hilft nicht

Dass der Trainingsumfang allein nicht über Erfolg und Misserfolg entscheidet, musste das fränkische Trio im vergangenen Jahr erfahren. Mit einer brillanten Form reisten Wehr und seine Kollegen als frischgebackene Bayerische Meister zu den deutschen Titelkämpfen und mussten dort enttäuscht früh die Segel streichen.

„Ähnlich wie bei der Leichtathletik ist es beim Bogensport die Kunst, auf den Punkt genau fit zu sein“, sagt Trainer Ludger Wehr. So wird vor der Saison ein genauer Trainingsplan für die Schützen ausgetüftelt, der neben den Übungen am Gerät auch Fitnesseinheiten und Erholungsphasen beinhaltet. „Der Körper befindet sich noch in der Wachstumsphase. Verspannungen und Verletzungen sollten vermieden werden“, erklärt Mutter Alexandra Balser-Wehr.

Der Bewegungsablauf beim Bogenschießen ist ein sensibles System. „Es gibt viele Fehlerquellen. Wenn die Ausrichtung von Arm, Kopf oder Schultern nicht exakt zueinander passt, ist das schlechte Abschneiden schon vorprogrammiert“, sagt Balser-Wehr. Durch ständige Wiederholung wird der Ablauf automatisiert. Für 72 saubere Schüsse braucht es eine stabile Rücken- und Schultermuskulatur. Atemübungen dienen dazu, die Nervosität beim Wettkampf in Grenzen zu halten. „Dabei darf der Schütze sich nicht derart beruhigen, dass er die Körperspannung verliert. So verfehlt er die Mitte der Zielscheibe“, erklärt Ludger Wehr.

Im Alter von acht Jahren durfte Philipp Wehr zum ersten Mal einen Pfeil anlegen. Die Eltern waren seit 2007 beim ASV Forth aktiv. Nicht lange nach seinem Einsteigerkurs gewann Philipp Wehr die Bayerische Meisterschaft. 2011 folgte der Ortswechsel nach Feucht. Während die meisten Vereine im Winter und bei schlechter Witterung zum Training in Schulturnhallen gastieren, hat der ehemalige Deutsche Meister und derzeitige Zweitligist eine eigene Bogenhalle.

Für den inzwischen mehrfachen Gau-, Bezirks- und Bayerischen Meister im Einzel und der Mannschaft aus Unterlindelbach, der aufs Gymnasium in Eckental geht, ist der deutsche Meistertitel der vorläufige Karrierehöhepunkt. Die nächste Herausforderung ist die anstehende Winterrunde mit dem Team der BS Feucht. Bei den Ligawettkämpfen unter dem Hallendach sorgen die lautstarken Zuschauer mit ihren Tröten und Rasseln für eine besondere Atmosphäre. „Da darfst du nicht die Konzentration verlieren“, weiß Philipp Wehr.

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