Besondere Gürtel-Prüfung mit Karate-Bundestrainer

24.11.2015, 16:30 Uhr
Besondere Gürtel-Prüfung mit Karate-Bundestrainer

© Foto: Roland Huber

Herr Karamitsos, von der Jugend-Weltmeisterschaft auf Jakarta sind sie praktisch direkt eingeflogen zum Lehrgang nach Oberfranken. Wie groß ist die Umstellung?

Efthimios Karamitsos: Die Arbeit ist natürlich jeweils eine völlig andere. Mit dem Nationalkader bereiten wir uns leistungsorientiert darauf vor, in Wettkämpfen das Maximale zu erreichen. Mit den Sportlern feile ich an technischen Details ihrer Kata, also der kontaktlosen Choreographie. Dagegen sind die Inhalte der Lehrgänge viel allgemeiner gehalten und vom Niveau her auf den Breitensport ausgelegt. Gezielt beschäftigen sich die Teilnehmer mit relevante Aufgaben für ihre Gürtelprüfungen.

Besondere Gürtel-Prüfung mit Karate-Bundestrainer

© Roland Huber

Fußball-Bundestrainer Joachim Löw ist noch nicht zum Schnuppertraining in Kersbach gesichtet worden. Muss sich ein Karate-Bundestrainer etwas dazu verdienen?

Efthimios Karamitsos: Nein, ich bin hauptamtlich beschäftigt und leite dazu den Bundesstützpunkt in Frankfurt. Aus meiner aktiven Zeit bin ich in freundschaftlicher Verbindung zu Silvia Schnabel und ihrem Mann geblieben. Einmal im Jahr komme ich zu Besuch und verknüpfe den mit der Veranstaltung in Forchheim. Für mich hat die Förderung der Basis einen wichtigen Stellenwert, deshalb freue ich mich auch über die Aufmerksamkeit für die Vereine, wenn ich zu Gast bin.

Wie bewerten sie die aktuelle Entwicklung des Karate in Deutschland?

Efthimios Karamitsos: Es ist ein Spagat, bei der Förderung die richtige Balance zwischen Spitzen- und Breitensport zu finden. Da sehe ich uns auf einem guten Weg. 60 Prozent der knapp 100 000 Vereinsmitglieder sind Jugendliche. Im Leistungsbereich der Erwachsenen sehe ich uns unter den fünf bis sechs besten Nationen der Welt. Die Kata-Damenmannschaft hat bei der Heim-WM 2014 in Bremen Gold geholt. Beim Nachwuchs sind wir trotz vier Medaillen in Jakarta noch nicht soweit. Ziel ist es, bis Olympia 2020 in Tokio in der Ausbildung noch professionellerer Strukturen zu schaffen.

Wie viele Menschen sehen Karate als diese Wettkampfsportart?

Efthimios Karamitsos: Das ist im Vergleich eine kleine Minderheit. Zu meinem Nationalkader gehören zum Beispiel nur 15 bis 20 Sportler. 90 Prozent der Aktiven nehmen an Lehrgängen teil und absolvieren die Gürtelprüfungen. Für sie steht die Philosophie im Vordergrund.

Für Laien ist es schwer, bei so viel fernöstlicher Denktradition den Überblick zu behalten.

Efthimios Karamitsos: Der Weltverband erkennt vier durch die jeweilige Entstehungsgeschichte geprägte Stilrichtungen an. In Deutschland ist Shotokan am weitesten verbreitet. Die Unterschiede zeigen sich weniger im Zweikampf (Kumite), bringen dafür im Kata selbst mich manchmal zum Grübeln. Subjektive Sichtweisen von Kampfrichtern bei der Bewertung von Bewegungsausführungen bieten immer Diskussionspotenzial. Eine Vereinheitlichung wäre vor allem aus Zuschauersicht wünschenswert.

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