Bewohner des Katharinenspitals setzen sich zur Wehr

29.5.2015, 18:35 Uhr
Bewohner des Katharinenspitals setzen sich zur Wehr

© Athina Tsimplostefanaki

Die weißen Bettlaken auf der Hausfront sind unübersehbar: „An aldn Baam verpflanzd mer ned“, „Wir haben unser Zuhause schon einmal verloren“, steht da in riesigen Lettern zu lesen und „Hausbesetzung der Bewohner – Wir bleiben!“ . Bleiben will auch die 93-jährige Edith Rosenbaum, die kopfschüttelnd immer noch nicht fassen kann, dass ihr „gekündigt wird“. „Ein Jammer, dass wir in unserem Alter so was noch erleben müssen“, das ist der Tenor der meist weiblichen Bewohner des Katharinenspitals.

Erst vor kurzem hat sich Marie-Luise Herzing ihr Zwei-Zimmer-Apartment neu eingerichtet. Die weißen Möbel sind besonders schön, „wenn die Sonne durch meine vier Fenster scheint“, die weißen Vorhänge hat sie von Hand genäht, erzählt sie stolz.

„Das Katharinenspital gehört zu Forchheim, wie das Rathaus, und das reißen sie ja auch nicht ab!“, macht die 81-jährige Franziska Lamm ihrem Ärger Luft. Schließlich hatte sie gehofft, dass das Katharinenspital „ihre vorletzte Ruhestätte“ sein wird. Die Enttäuschung ist auch bei ihr kaum in Worte zu fassen, schließlich ist der Kontakt innerhalb der Hausgemeinschaft gut, Freundschaften, die über all die Jahre gewachsen sind, werden zerrissen, „Hier kenn ich so viele und woanders bin ich fremd“, sorgt sich die 96-jährige Resl Triller, die seit 74 Jahren in Forchheim lebt. Furchtbar sei das alles, hatte sie doch gedacht, dass dies die letzte Station auf ihrer Reise ist.

Seit 2006 wohnt die 96-jährige Hanna Wagner im Katharinenspital. Sie hat wie die meisten Hausbewohner unterschrieben, dass sie den Lärm während einer Umbauphase ertragen würde, nur damit sie das Heim nicht verlassen muss. Schließlich habe sie ja auch den Baulärm und den Staub und Schmutz ausgehalten, als das alte Krankenhaus abgerissen wurde.

Vieles unsicher

Tränen seien schon viele geflossen, bestätigt Pflegedienstleiterin Christiane Schmidt. Auch Schmidt weiß momentan nicht, was die Zukunft ihr bringen wird, wenn künftig die Vereinigten Pfründnerstiftungen nur noch als Vermieter firmieren. Ein neuer Kooperationspartner wird gesucht sagt sie, die Angestellten des Katharinenspitals, 50 an der Zahl, aus Küche, Wäscherei, Reinigung und Pflegepersonal sollen „angeblich alle übernommen“ werden. Sicher ist das nicht.

Die Entscheidung, künftig kein klassisches Altenheim mehr zu betreiben, ist eine Wegweisende für die Vereinigten Pfründnerstiftungen. Unter anderem die SPD und die Forchheimer Grüne Liste haben sich in der nichtöffentlichen Stadtratssitzung gegen den Beschluss ausgesprochen. Selbst von Seiten der CSU gibt es Bedenken.

Der Seniorenbeauftragte des Stadtrats, Gerhard Käding (CSU), ist grundsätzlich dafür, eine moderne Senioren-Wohnanlage mit Tagespflege zu bauen. Am besten auch noch mit einer Nachtpflege dazu. Er wisse, wie schwer der Auszug für die jetzigen Heimbewohner sei. Schließlich kennt er das Spital schon von Kindesbeinen an, gratuliert dort regelmäßig im Auftrag der Pfarrei St. Martin zu Geburtstagen und kennt viele der Senioren. Aber für künftige Generationen müssten andere Wohnformen im Alter geschaffen werden. Trotzdem hat Käding mit „Nein“ gestimmt. Der Stiftungsgedanke fehlt ihm im Konzept. Nirgendwo sei festgeschrieben, dass bedürftigen Senioren geholfen werde, so wie es der Stifter Leupold von Hirschberg 1303 gewollt habe. Nach dem jetzigen Beschluss wird die Stiftung zur reinen Vermieterin. Auch das bereitet Käding Bauchgrimmen. Könnte nicht das jetzige Personal einen eigenen Pflegedienst gründen und damit die Stiftung sozial engagiert bleiben?

Ähnliche Kritik äußert Gerhard Meixner (FGL). Zumindest 50 Prozent der Apartments müsste so gestaltet werden, dass auch Rentner, die auf Sozialleistungen angewiesen sind, sich dort einmieten können, fordert er.

Frage der Finanzierung

Im Moment seien Quadratmeterpreise zwischen elf und 13 Euro im Gespräch, das sei weit mehr als ortsüblich, sagt Meixner. Außerdem will er eine Weiterbeschäftigungsgarantie für die Mitarbeiter des Heims. Eine Kernfrage sieht er noch nicht geklärt: Wie kann die Stiftung den Bau der Wohnanlage finanzieren? Wesentlicher Faktor dabei wird sein, was die Betreiber der Tagespflege zu zahlen bereit sind. Schwarz-Weiß-Denken ist im Falle des Katharinenspitals fehl am Platz, so SPD-Fraktionsvorsitzender Reinhold Otzelberger, der selbst nicht in der betreffenden Stadtratssitzung war. Sorgfältig müsse geprüft werden, ob sich das geplante Vorhaben in dieser Form überhaupt rechne. Und die Einrichtung müsse vor allem auch für Heimbewohner bezahlbar sein, die nicht den dicksten Geldbeutel haben. Otzelberger tendiert beim Neubau des Katharinenspitals nicht zur großen XL-Variante (17 Millionen Euro Bau- und Projektkosten), sondern zur kleineren Lösung. Denn, so Otzelberger, „die Stiftung darf nicht in die Miesen geführt werden!“

Keine Kommentare