Bierbrauer stöhnen über Kalorien-Kennzeichnungspflicht

3.5.2015, 06:00 Uhr
Bierbrauer stöhnen über Kalorien-Kennzeichnungspflicht

© Foto: Michael Müller

Das Parlament der Europäischen Union (EU) hat die EU-Kommission aufgefordert, eine „Strategie gegen Alkoholmissbrauch“ zu erarbeiten. Dazu gehören soll die Verpflichtung der Bierbrauer, auf ihren Flaschen eine Nährwerttabelle mit dem Kaloriengehalt des jeweiligen Bieres zu drucken.

Franz Roppelt von der gleichnamigen Brauerei in Stiebarlimbach reagiert sarkastisch: „Die Kontoauszüge soll man aber nicht mit draufdrucken, oder?“ Oberfranken, das Land der Klein- und Kleinstbrauereien, leidet aus Sicht von Bastian Böttner besonders unter derlei lebensmittelrechtlichen Vorschriften. Böttner ist Co-Autor des Buches „Brauereien und Brauereigasthöfe in Franken“: „Die Großbrauereien stecken das locker weg, für die Kleinen bedeutet es einen riesigen Aufwand.“

„Ständig was Neues“

Mike Schmitt kann mit seiner Kleinstbrauerei Nikl-Bräu in Pretzfeld ein Lied davon singen. Er bestellt seine Etiketten immer für zwei Jahre im Voraus, um einen Rabatt zu bekommen. Unvorhergesehene Veränderungen bei der Lebensmittelkennzeichnungspflicht (zuletzt im Dezember: das Wort „Gerstenmalz“ muss als allergener Stoff im Sinne eines Warnhinweises fett gedruckt werden) kommen ihm da unschön in die Quere: „Denen fällt doch ständig was Neues ein.“

Stefan Ott, Braumeister und Juniorchef der Brauerei Ott in Oberleinleiter, fühlt sich in diesem Punkt dagegen gerüstet, seitdem er eine gebrauchte Abfüllanlage mit Etikettierer erworben hat. Aber: „Die zusätzliche Nährwerttabelle macht halt das Etikett recht voll.“ Wobei Ott jetzt im Gegensatz zu vielen kleinen Brauern in der Lage ist, neben Brust- und Bauch- auch ein Rückenetikett aufkleben, die Datenfülle also verteilen zu können.

„Eigentlich“, sagt der Pretzfelder Mike Schmitt, findet er die Kalorienangabe auf Bier recht sinnvoll. Auch bei anderen Getränken sei sie ja vorgeschrieben und er sehe auch darauf. Beim Bier kommt allerdings dazu, dass „jeder Sud wieder anders“ ist, wie Franz Roppelt sagt. Stefan Ott: „Man hat ja auch nicht jedes Jahr dasselbe Malz, mal ist der Eiweißgehalt höher, mal niedriger.“ Der Kaloriengehalt hängt von der Stammwürze ab, die je nach Biersorte variiert. Also, so Mike Schmitt, müsste pro Sorte eine eigene Analyse in Auftrag gegeben werden, die auch noch zu bezahlen ist.

Stefan Ott braut sechs unterschiedliche Biere, davon zwei nur saisonal, das Fest- und das Bockbier. Er meint, der Verbraucher könne doch gut selbst entscheiden, ob er Alkohol und damit Kalorien in Form von Bier zu sich nehmen will: „Ein wenig Eigenverantwortung muss schon auch noch sein.“

Stefan Pfister, Brauer aus Weigelshofen, nimmt’s mit Humor. Er sagt, der niedrigere Kaloriengehalt bei alkoholarmem oder -freiem Bier könne ja auch als Argument genutzt und schön deutlich aufs Etikett gesetzt werden: „Ich sehe da kein Problem.“

Wer also beim heutigen Mai-Ausflug oder auf dem Walberlafest Bier zu sich zu nehmen beabsichtigt, sei gewarnt: Alkohol enthält Kalorien. Während Ihre Leber die Kellermaß abbaut, weiß sie nicht so recht wohin mit dem ganzen anderen Fett von Pommes und Schnitzel.

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