"Blue Heat": Diana Laden tritt ins Rampenlicht

18.3.2013, 14:00 Uhr

© Udo Güldner

Beim Fußball würde man von blindem Verständnis sprechen, von Laufwegen, die man auswendig kennt, von der Intuition, wohin der Ball kommen könnte, und vom richtigen Stellungsspiel. Auch auf „Blue Heat“ trifft derlei zu. Freilich im musikalischen Bereich. Auf der Bühne spielt sich ein männliches Quartett mit weiblicher Libera die Töne zu. Beim jazzigen Kurzpassspiel wogt eine Welle der Begeisterung durch die ausverkaufte Fankurve.

Den charakteristischen Klang der 60er und 70er Jahre steuert Ralf „Banz“ Heilmann aus Hausen mit geradezu meditativer Gelassenheit an der Hammond-Orgel bei. Das unverwechselbare Vibrato der Rotations-Lautsprecher seiner getigerten „B3“ erzeugt Schwebungen, die in Alfred „Pee Wee“ Ellis‘ „The Chicken“ linkerhand Bässe und rechterhand wilde Akkorde entflattern lassen. Bis das Huhn erschöpft, aber glücklich zu Boden sinkt, was bis dahin selbst Vegetariern tierischen Spass gemacht hat. Es ist der rhythmischen Feelfalt Güven Sevinclis (Nürnberg) am Schlagzeug zu verdanken, dass der instrumentale Blues weit weniger melancholisch wirkt, als man es sonst schwermütig hinnimmt.

Im Mittelpunkt des Abends steht und tanzt jedoch Diana Laden. Um die 30-Jährige aus Kalifornien und ihre weitere Gesangskarriere im Rhythmus- und Blues-Bereich muss man sich keine Sorgen machen. Auch wenn sie Stevie Wonders „Don‘t You worry bout a thing“ ins Mikrophon haucht. Sobald „Blue Heat“ funky Töne anschlägt, wie in „Cissy Strut“ der legendären Gruppe „The Meters“, zeigt sich, dass die Formation die groovigen Pattern beherrscht.

Besonders Stephan Greisinger (Fürth) und sein Saxophon, das er in halsbrecherischer Manier gleichermaßen sensibel und kraftvoll handhabt. Dass „Sudden Samba“ aus der Feder Neil Larsens keine einfache Coverversion wird, dafür sorgen Ralf Heilmanns originelle Arrangements, die den „Blue Heat“-Musikern nicht nur bei den beeindruckenden Impros Beinfreiheit lassen. Ungeheuer melodiös kommt Stanley Turrentines Soul-Jazz-Nummer „Sugar“ daher, windet sich in beeindruckenden Phrasierungen durch den Kulturkeller und bleibt in süßer Erinnerung.

Schwermütig und leichtfüßig wechselt Diana Laden zu Bill Withers und seinem Klassiker „Ain‘t No Sunshine“, den man in zahlreichen Aufnahmen kennt, trotzdem so aber noch nicht gehört hat. Mit ihrer samtweichen Stimme hält Diana Laden denselbigen vokal zusammen. Dabei opfert sie die Textdeutlichkeit nicht der Emotionalität und liefert sich mit dem traumhaft zarten Saxophon eine gefühlvolle Zwiesprache.

Kreisen und Kreischen

Dazu lässt sie die Hüften kreisen, bis die Zuschauer kreischen. Auf der E-Gitarre schmuggelt sich derweil ein Gershwinsches Summertime-Cameo in die Melodie und kündigt damit gleich den nächsten Song an. Der bleibt keineswegs zur elegischen Ausweglosigkeit verdammt, sondern lässt die Fische tatsächlich aus dem Wasser springen – vor Freude wohlgemerkt.

Das im Blues scheinbar unvermeidliche regnerische Wetter verjagt Jürgen Schottenhamml (Nürnberg) mit seiner E-Gitarre und seinem Gesang in Harold „Chuck“ Willis‘ „I Feel so bad“. Nach fast drei Stunden, in denen „Blue Heat“ mehr getan hat, als nur ihre neue Scheibe vorzustellen, bleibt als Fazit ein abgewandelter Werbeslogan der 90er Jahre: An meine Ohren lasse ich nur Wasser und (diese) CD.

Die CD ist in Forchheim bei Holzblasinstrumente Kramer (Sattlertorstraße 12), sowie in der Töpferei Kramer (Nürnberger Straße 14b) erhältlich.

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