„Blue Heat“ im Herbst

12.12.2011, 18:08 Uhr
„Blue Heat“ im Herbst

© Udo Güldner

Den fetzigen Rhythmen voll fulminantem Funk folgen melancholische Passagen und eine zuweilen herbe Süße im Klang. Die gelungene Mischung aus „heißen“ Tönen und „blauen“ Noten vereint die Combo mit handwerklicher Perfektion und künstlerischer Inspiration. Und weil eine Jazz-Session unter drei Stunden fast schon als ehrenrührig gilt, drehen die Musiker selbst nach über zwei Stunden noch einmal ganz groß auf. So ganz nebenbei erfährt man auch noch, dass Bruce Willis seine eigene Blues Band hat und dabei Mundharmonika spielt.

Samtweiche Röhre

Stargast des Abends ist Sylvia Schwind aus Nürnberg, die mit ihrer tief-samtweichen und doch rockröhrigen Stimme zum ersten Mal bei „Blue Heat“ einspringt. Dabei ist die Musiktherapeutin eigentlich Saxofonistin. Jürgen Schottenhamml aus Nürnberg an der E-Gitarre darf sowohl lyrisch als auch kraftvoll begleiten, und bisweilen mehr als das. Die Zuhörer können die Musik nicht nur mit den Ohren wahrnehmen, sondern auch spüren, so intensiv sind die Schwingungen von „Blue Heat.“

Tempo und Temperament

Temporeich und temperamentvoll bringt Stephan Greisinger aus Fürth sein Tenor-Saxofon zum Klingen. Zuerst mit noch unmerklich gezügelter Leidenschaft, später klar akzentuiert und mit großer virtuoser Kunst, die jedoch nie nur Selbstzweck ist. Mit der linken Hand sorgt Ralf „Banz“ Heilmann aus Hausen auf der Hammond-Orgel für die Bass-Stimme im Quartett. Zugleich versorgt er die originellen Arrangements mit dem unverwechselbaren Sound seines Instrumentes. Und er darf seine jazzige Meisterschaft im Synkopieren demonstrieren. Dabei entstehen jene magischen Momente, die man nicht beschreiben kann, die man live erlebt haben muss.

Blitzartig kann „Blue Heat“ auch die Hitzewelle wieder abflauen lassen. Güven Sevincli aus Nürnberg auf dem Schlagzeug darf neben seiner druckvollen auch seine poetische Seite offenbaren. Dabei stickt der Drummer räumlich zwar im Hintergrund, im Klangbild ist sein Timing jedoch nicht zu überhören. Wer nach dieser mitreißenden Jazzsession noch den Winterblues hatte, dem war nun wirklich nicht mehr zu helfen.

Das nächste Jazz-Konzert im Jungen Theater gibt es am Samstag, 7. Januar 2012, um 20 Uhr, mit der Keller Mountain Blues Band, die mit dem Auftritt ihre neue CD vorstellt.

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