"Blühendes Igensdorf" setzt sich für Artenvielfalt ein

26.3.2019, 08:00 Uhr
Zuerst wird gemulcht, dann angesät und bald schon sprießen die bunten Blumen, wie hier auf einer Fläche hinter dem Rathaus Igensdorf. Das soll nicht nur schön aussehen, sondern bedrohten Insekten auch Futter bieten.

© Petra Malbrich  Zuerst wird gemulcht, dann angesät und bald schon sprießen die bunten Blumen, wie hier auf einer Fläche hinter dem Rathaus Igensdorf. Das soll nicht nur schön aussehen, sondern bedrohten Insekten auch Futter bieten.

25 Igensdorfer sind es, die zum Vorbild für andere Orte im Landkreis werden können. Im Herbst 2018 haben sie ihre Initiative gegründet, die ersten Arbeiten haben begonnen. Zunächst waren über 20 Helfer an der Kirche in Rüsselbach tätig und haben dort eine Fläche der Kirchengemeinde gemulcht. In drei Wochen werden die Frauen und Männer dort eine Blumenvielfalt ansäen.

„Wir haben kiloweise Saatgut bei einem Betrieb mit einheimischen Saaten gekauft, passend zu den hiesigen Böden“, sagt Andreas Michalka, Ansprechpartner der Initiative „Blühendes Igensdorf“. Aus gut 50 verschiedene Blumensorten besteht das Saatgut, mindestens 20 davon werden je nach Lage und Bodenbeschaffenheit aufgehen und Bienen, Hummeln und andere Insekten anlocken. Gemäht wird maximal zwei Mal im Jahr.

Inzwischen sind die Ehrenamtlichen am Rathaus in Igensdorf angekommen, ein Helfer schiebt das Gerät über die Rasenfläche am Parkplatz zwischen Rathaus und Feuerwehr. Ein Dreivierteljahr ist es her, dass die Idee zu dieser Initiative geboren wurde. Andreas Michalka und Jörg Sieben, beide Hobbyimker, bemerkten an den Erträgen im Bienenstock, dass etwas nicht stimmte. „Man hat gesehen, dass die Bienen kein Futter mehr finden“, sagt Michalka.

Das alleine wäre noch kein Problem, denn die Honigbienen könnten gefüttert werden, nicht jedoch die Insekten und die Vogelwelt. Auch sie fanden und finden wenig zum Überleben. Doch das Ökosystem hänge von der Artenvielfalt ab, so Michalka. Er und Jörg Sieben überlegten: „Wie müsste die Landschaft aussehen, um vernünftige Voraussetzungen für die Insekten zu schaffen“, sagt Michalka. Nur auf die Landwirtschaft zu schimpfen, war den Männern zu einseitig. „Wir möchten nicht eine Gruppe gegen eine andere ausspielen, sondern betrachten es als gemeinschaftliche Aufgabe“, sagt der Mittelrüsselbacher.

Eine digitale Blüh-Karte

Das Ziel der Initiative sei es, ein Netzwerk zu schaffen, bei dem die Landwirte, die Kommunen, die Kirchen, Vereine, Unternehmer und Organisationen sowie jeder einzelne Gartenbesitzer mitwirkt. Die Gesellschaft müsse auch sensibilisiert werden. So biete ein Steingarten für Insekten keine Nahrung. Gesucht werden auch Unterstützer, um das angedachte Netzwerk zu schaffen. Neben dem FC Stöckach, der St. Jacobus Kirchengemeinde Kirchrüsselbach, dem Dorfverschönerungsverein Rüsselbach, konnte Obstbau Fahner aus Igensdorf und die Brennerei Häfner aus Oberrüsselbach gewonnen werden. Auch die Gemeinde unterstützt die Initiative.

Die Gemeindeflächen werden durch die Ehrenamtlichen umgestaltet und nicht mehr so oft gemäht. Die Bürger müssten sich daran gewöhnen, dass es nicht mehr so ordentlich aussieht, so Bürgermeister Wolfgang Rast.

An den öffentlichen Flächen werden Infotafeln angebracht, die darüber informieren, was hier blüht und weshalb. Ein Link zur Internetseite der Initiative wird ebenfalls aufgezeigt, um weitere Informationen und Tipps einholen zu können oder sich vom Fortschritt der Arbeiten zu überzeugen.

Bleibt als weiterer Schritt für die Initiative, mehr Unterstützer und Paten zu finden. Paten betreuen eine Fläche. Sie schauen dort nach dem Rechten. Muss etwas getan werden, melden sie das bei der Initiative und anstehende Arbeiten werden organisiert. Jeder Bürger darf sich melden, wenn er in seinem Garten Artenvielfalt säen möchte. Die Ehrenamtlichen beraten. Auf einer digitalen Landkarte soll sichtbar werden, wo im „Blühenden Igensdorf“ wirklich etwas blüht.

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