Blumen für die Königin und Alltag in Japan

23.8.2014, 10:00 Uhr
Blumen für die Königin und Alltag in Japan

© Roland Huber

Im Urwald der Verlage und ihren Publikationen ist es oftmals schwer, das Richtige zu finden. Und wenig ist so unerfreulich, wie am Strand zwischen zwei Buchklappen in einer drögen Geschichte gefangen zu sein. Sommerzeit ist Lesezeit, weiß Josephine Streit von der gleichnamigen Buchhandlung am Rathaus. „Viele Menschen finden nur im Urlaub Zeit zum Lesen; sie nehmen sich dann gleich zwei bis drei Bücher mit“, sagt die Buchhändlerin. Frauen lesen eher leichte Kost, Herzschmerz-Romane wie die von Joyo Moyes (unter anderem „Weit weg und ganz nah“) oder Helen Fieldings Klassiker um ihre Heldin „Bridget Jones“, die auch verfilmt wurden.

Männer hingegen stehen auf Krimis und Geschichten wie die von Bestseller-Autor Frank Schätzing.

Empfehlen würde Streit jedoch eine Mischung: nämlich Kriminalgeschichten mit dem Lokalkolorit des Urlaubsziels. „Martin Walker zum Beispiel schreibt unter anderem mit ,Grand Cru‘ bretonische Polizeigeschichten. Beliebt ist auch Donna Leon für alle Italien-Reisenden.“

Ein Unisex-Buch kann Marion Schmitt, Inhaberin der Bücherstube an der Martinskirche all ihren Kunden ans Herz und in die Hand legen: „Caroline Vermalle hat mit ,Eine Blume für die Königin‘ einen süffigen Abenteuer-Entdeckerroman geschrieben, in dem es um einen jungen Gärtner geht, der im Auftrag des englischen Königs in Afrika nach einer raren Orangenblüte sucht. Doch dabei lauern viele Konkurrenten und Intrigen“, sagt Schmidt mit Enthusiasmus.

Für beide Geschlechter und unterschiedliche Generationen empfiehlt Schmidt auch T.C. Boyles „Die Frauen“: Eine ungewöhnliche Geschichte über den berühmten Architekten Frank Lloyd Wright, Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA, der eine Ehefrau und drei Geliebte hat – und den Konventionen wenig stören. „Ich persönlich verschlinge alles von Boyle, das ist mein Dauerbrenner, in meinen Koffer gehört er immer“, sagt sie.

Alltag einer Hausfrau

Eher für Frauen eignet sich das jüngste Werk der vielfach ausgezeichneten Hiromi Kawakami, „Bis nächstes Jahr im Frühling“ über eine Japanerin mittleren Alters, die von ihrem Mann betrogen wird und sich daraufhin aus der Unselbstständigkeit herauskämpft. Marion Schmitt findet: „Eine zarte, poetische Geschichte, die gewürzt ist mit Kulinarischem und Einblicken in die japanische Lebensart“.

Was in der Bücherstube immer über die Ladentheke geht sind, nach wie vor, Krimis – vorwiegend mit fränkischen Tatort. Mord und Totschlag geht eben auch unterm Sonnenschirm. „Krimis sind für viele ein Muss, die Nachfrage ist ungebrochen. Oft empfehle ich Stefanie Mohr, die ihre Täter in Nürnberg morden lässt. Die schreibt bodenständig, praktisch und spannend über die Polizeiarbeit. Soweit ich weiß, ist ihr Lebensgefährte Polizist.“

Regio-Ermittler gefragt

Aber auch Helmut Vorndran, Frederike Schmöe oder Tessa Korber zieht die Buchhändlerin gerne im Beratungsgespräch aus dem Regal. Sie weiß: „Krimis sind gerade im Urlaub beliebt, weil man dann die Zeit hat, ihn in kurzer Zeit zu verschlingen. Im Alltag passiert es ja zu oft, dass man wegen einer packenden Handlung zu spät ins Bett kommt und am nächsten Morgen übermüdet ist.“ Jetzt hätten Kunden die nötige Muße.

Vor den Sommerferien kommt es häufig vor, dass Kunden sie anrufen und sie bitten, eine Auswahl zusammenzustellen. „Und dann nehmen sie gleich einen ganzen Schwung mit.“ Auch Bestseller werden bei ihr gekauft – doch die Empfehlung der Expertin hat mehr Gewicht.

Auf seine persönlichen Empfehlungen legen auch die Kunden von Michael Holz wert. Im Dacapo in der Apothekenstraße würden vor allem Leser mit hohem Anspruch einkaufen, sagt Holz, sie sind eher Vielleser. Deswegen kommen bei Holz auch wenig Schnulzenromane und Bestseller über den Tisch, sondern eher Werke, zu denen er rät.

Männern mittleren Alters legt Holz das neueste Werk von Wilhelm Genazino, „Bei Regen im Saal“ in die Hand, das ganz frisch in dem kleinen Laden eingetroffen ist. Der Held dieser Geschichte ist ein exaltierter Philosoph, manche würden ihn vielleicht einen Taugenichts, einen Tagträumer, nennen. Im wirklichen Leben kann er nicht Fuß fassen – vielleicht will er es auch gar nicht. „Genazino fühlt sich selbst in der bürgerlichen Gesellschaft als Fremdkörper, vermutlich ist er deswegen seinen Helden so humorvoll zugetan“, sagt Michael Holz. „Er schreibt heiter, anregend und geistreich. Ich konnte das Buch nur schlecht aus der Hand legen.“

Frauen legt er den britischen Autor Ian McEwan (zum Beispiel „Abbitte“, „Amsterdam“) nahe, der abseits von Herzschmerz „tolle Beziehungsgefüge“, Spionage und verschlungene Begebenheiten verfasst. Auch Nobelpreisträgerin Alice Munro eignet sich mit ihren kurzen Erzählungen (zum Beispiel „Zu viel Glück“) gut für ein Intermezzo unter dem Sonnenschirm. „Viele ihrer Werke sind aber auch rätselhaft, wie durch ein Kaleidoskop gesehen und brauchen deswegen viel Aufmerksamkeit.“

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