Bouldersport hat sich verselbstständigt

29.12.2015, 11:31 Uhr
Bouldersport hat sich verselbstständigt

© Foto: privat

„Unser Alleinstellungsmerkmal ist die verhältnismäßig große Anlage für ganz normale Kletterer, die auch den Großteil unserer Kundschaft ausmachen. Trotzdem haben wir in den letzten vier bis fünf Jahren einen verstärkten Andrang beim Bouldern festgestellt. Angefangen hat die Disziplin bei uns in einem Trainingsraum, in dem das Überhang-Klettern geübt wurde. Für das Erlernen der Technik benötigte es weder hohe Wände, noch ein Seil. Mittlerweile hat sich daraus eine eigenständige, vor allem bei Studenten beliebte Sportart entwickelt, die in Deutschland überwiegend nur in der Halle betrieben wird.

Ein zentraler Vorteil zum Seilklettern ist die Freizügigkeit. Man ist eben nicht auf einen Partner angewiesen, der einen sichert und kann sein eigenes Ding machen. Damit ist auch mehr zeitliche Flexibilität gegeben, die die junge Generation braucht. Der durchschnittliche Aufenthalt beim Bouldern ist mit zwei Stunden etwa halb so kurz wie der beim Klettern. Beim Klettern ist mehr Ernsthaftigkeit dabei, weil die Kommunikation mit dem Teampartner unerlässlich ist. Dagegen geht es beim Bouldern lockerer und geselliger zu, es läuft Musik und die Leute halten in Pausen gerne einen Plausch. Bis zum Ziel in 3,50 oder vier Metern Höhe ist weniger die Ausdauer, als Maximalkraft gefordert. Anfänger wollen jedoch oft zu schnell zu viel und merken dann am Muskelkater, das Bouldern ein anstrengendes Ganzkörpertraining ist. Manche Krankenkassen empfehlen es deshalb für die Reha nach Rücken- und Knieverletzungen.

Am Anfang lassen sich die Routen wohl zu 80 Prozent mit Kraft bewältigen. Sobald es anspruchsvoller wird, kommt es auf Körperspannung, Geschicklichkeit und Koordination an. Die Beine müssen eigentlich mehr Arbeit machen als die Arme. Nicht selten hilft es, sich Strategien in Ruhe von anderen abzuschauen. Frauen haben da oft die größere Geduld, während die Jungs immer gleich loslegen wollen. Selbst geübten Boulderern wird es eigentlich nicht langweilig. Die verschiedenen Hallen in der Gegend schrauben die Routen immer wieder neu und schaffen Herausforderungen. Das schöne ist auch: die Erfolgserlebnisse stellen sich schneller ein als beim Seilklettern. Wer an der Seite eines erfahreneren Freundes oder Trainers unter Anleitung einmal die Woche an die Wand geht, hat es meistens nach vier oder fünf Monaten einigermaßen drauf, um als Fortgeschrittener zu gelten.

Nicht umhin kommt der Einsteiger um seine Blasen an den Händen. Die Haut gewöhnt sich erst mit der Zeit an die Belastung. Rechtzeitig Aufhören und Pflege ist die Devise. Eine Feuchtigkeitscreme ist besser als dicke Hornhaut, die dann erneut und größer aufreißen kann.“

Keine Kommentare