Bundesjugendspiele: „Sind schon weg vom höher, schneller, weiter“

1.7.2015, 17:00 Uhr
Bundesjugendspiele: „Sind schon weg vom höher, schneller, weiter“

© Berny Meyer

Herr Beckenbach, gab es in Ebermannstadt in den vergangenen Jahren ähnliche Kritik?

Tobias Beckenbach: Davon ist uns nichts bekannt. Wir haben das Thema in der Fachschaft diskutiert und sind der Auffassung, dass die Veranstaltung ihre Berechtigung hat. Eine Abschaffung wäre Quatsch. Sicherlich verbinden mit dem Ereignis manche persönlich negative Erfahrungen, aber gute Sportler können ja auch nicht ernsthaft fordern, eine Schulaufgabe auszusetzen, wenn sie schlecht in Mathe sind. Die Schule hat neben der Wissensvermittlung genauso den Auftrag, Gesundheit durch Bewegung zu fördern. In der vorletzten Juliwoche finden bei uns die Bundesjugendspiele statt, allerdings entgegen der eigentlichen Vorgabe nur für die Unterstufe und nicht mehr bis zur 10. Klasse. Der Zuspruch ist nach wie vor groß, weil die Schüler raus aus ihrem Alltag kommen. Die Sprint-Staffeln zum Schluss sind ein absoluter Höhepunkt. Im Wechsel gibt es bei uns seit einigen Jahren auch Alternative Bundesjugendspiele.

Bundesjugendspiele: „Sind schon weg vom höher, schneller, weiter“

© Foto: privat

Was verbirgt sich dahinter?

Tobias Beckenbach: Damit wird der klassische Leistungsgedanke „höher, schneller, weiter“ — die sogenannten Bestenwettkämpfe der einzelnen Altersklassen wurden in Ebermannstadt bereits abgeschafft — aufgeweicht. Beim Zonen-Weitsprung geht es nicht mehr um jeden einzelnen Zentimeter. Stattdessen müssen die Kinder für eine bestimmte Punktzahl in einer markierten Zone landen. Auch in den Wurf- und Laufdisziplinen gibt es entschärfte Formen. Zudem gibt es Geschicklichkeitsübungen. Stärker zum Tragen kommt dagegen der Mannschaftsgedanke. Die Einzelergebnisse werden im Klassenverband addiert. Denn Tatsache ist, vergleichen wollen sich die Teilnehmer immer. Das gilt nicht nur für den Bereich Sport. Aus pädagogischer Sicht sehen wir den positiven Effekt für die Klassengemeinschaft. Alle gehören zum Team und werden angefeuert. Natürlich gibt es begründete Vorschläge, darüber hinaus an weiteren Stellen von der Ergebnisorientierung des Schulsports wegzugehen. Die aktuelle Debatte ist insofern ein positiver Anstoß.

Welche konkreten Ideen hätten Sie denn?

Tobias Beckenbach: Es lohnt sich, eine andere Art der Leistungsbewertung und Benotung in Erwägung zu ziehen. Die Normen für die verschiedenen Altersklassen sind für Schüler in der Leichtathletik manchmal nur knapp unter den Anforderungen für Vereinssportler bei Meisterschaften. Ein sinnvoller Ansatz wäre, Körpergewicht und Größe einzubeziehen.

 

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