Büschel für Büschel ist hier alles eine Frage der Ähre

30.9.2016, 17:00 Uhr
Büschel für Büschel ist hier alles eine Frage der Ähre

© Roland Huber

Was das Erntedankfest mit Weihnachten zu tun hat? „Die Suche nach der schönsten Ähre ist ein wenig so, wie die Suche nach dem schönsten Christbaum“, versucht Helmut Taut zu erklären. Denn wenn es um die Muggendorfer Erntekrone geht, dann macht dem Bürgermeister der Gemeinde Wiesenttal so schnell niemand was vor. Taut ist Profi, wenn es darum geht, die Geschichte der Erntekrone zu erzählen. Denn Taut ist quasi mit der Krone groß geworden.

Mehr als 20 Jahre hat Tauts Mutter Barbara die Erntekrone geflochten, bis eine Krankheit sie ans Bett zwang. Jahr für Jahr, so erzählt Taut, sei er mit der Mutter im Hochsommer auf dem Feld gewesen, um die perfekten Ähren für die perfekte Krone zu finden: Kerzengerade im Wuchs muss die Ähre dabei sein, reif und doch nicht so reif, dass die Körner nicht ausfallen. Mit der Sichel war er einst mit der Mutter auf dem Feld, um die schlanken, blonden Topmodels unter den Ähren peu à peu zu schneiden.

Heute ist Elfriede Wolf die Meisterin der Ähren, bei Barbara Taut, so erzählt die Nebenerwerbs-Landwirtin aus Albertshof, sei sie quasi in die Lehre gegangen. Seit mehr als 25 Jahren ist sie dabei beim Muggendorfer Umzug „ich bin ein Muggendorfer Kind“, sagt sie.

Vorbereitungen im Juli

Anfang Juli bereits startet Wolf mit den Vorbereitungen für die Krone. Tatkräftig unterstützt wird sie dabei vom Vorsitzenden des Wiesenttaler Obst- und Gartenbauvereins, Norbert Jungkunz und dessen Frau Monika. Ein paar Kofferraum-Ladungen voller Ähren“, die bräuchte es schon an Material, erzählt Wolf. .

Büschel für Büschel ist hier alles eine Frage der Ähre

© Roland Huber

Wie bei einem Adventskranz werden die Getreidebuschen dann zur Krone gebunden. Der Rohling dafür ist eine Krone aus geschmiedetem Armierungsstahl, der, ähnlich wie bei Heizungrohren, mit Schaumstoff ummantelt ist. Büschel für Büschel windet Wolf die Ähren um den Stahl, fixiert wird dabei aber nicht mit Blumendraht („der schneidet zu scharf ein“), sondern mit einer herkömmlichen Küchenschnur, mit der zum Beispiel auch Rouladen gewickelt werden können.

Aus vier Bögen setzt sich die Erntekrone zusammen: Und weil, wie beim Handarbeiten, jede Frau anders strickt, wird auch beim Kronebinden darauf geachtet, dass jeder seinen Part übernimmt, denn „jeder bindet unterschiedlich“, weiß Elfriede Wolf.

Was das Haarspray für die Frisur, ist das Wasser für die Erntekrone: Damit die Ähren auf dem Schmuckstück in Form bleiben, wird die Krone mit Wasser besprüht.

Drei Sommer lang

Vor ihrem großen Auftritt wird die Krone an einer Schnur aufgehängt, damit auch ja keine Druckstellen an das filigrane Schmuckstück kommen. Gelagert wird das Schmuckstück dann im Muggendorfer Rathaus. Etwa drei Sommer lang hält die Erntekrone im Regelfall, dann muss neu gebunden werden.

Büschel für Büschel ist hier alles eine Frage der Ähre

© Roland Huber

Alexander Thürmer, der Vorsitzende des Trachtenvereins wird am Sonntag die Krone am Erntedankfest voraustragen, doch zuvor wird die Krone noch mit rotbackigen Äpfeln und lila Astern vor ihrem großen Auftritt aufgepeppt. Dann ist Elfriede Wolf stolz auf ihr Erfolgserlebnis.

Mehr Fotos in einer Bildergalerie unter www.nordbayern.de/forchheim

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