Campe-Mitgründer Schmidt in "seinem Forchheim"

26.5.2016, 14:00 Uhr
Campe-Mitgründer Schmidt in

© Ralf Welz

FORCHHEIM – „Schön, dass ich hier sein darf.“ Schon bei seiner Begrüßung wird klar, dass ihm der Abend in Forchheim eine Herzensangelegenheit ist. Denn hier fing alles an: Johann „Hans“ Schmidts berufliche Laufbahn begann 1969 in der damaligen Buchhandlung Görres am Marktplatz. Obwohl er als gelernter Schreiner keine buchhändlerische Vorbildung mit sich brachte, fungierte er sogleich als Geschäftsführer. Die Lehre zum Buchhändler absolvierte er in seiner Freizeit.

Hans Schmidt gilt in der Branche als Querdenker mit Mut zum Eigensinn. Unkonventionell zeigte sich Schmidt schon in seiner Forchheimer Zeit: Unter der Ladentheke hielt er ein Fichtennadelspray griffbereit, um sich gegen den Duft von Heringen zu wappnen, die Kunden zuvor im Feinkost Karnbaum erstanden hatten.

Nun hat Hans Schmidt seine Autobiografie geschrieben. In „Wenn’s alle machen, mach ich’s anders“, schildert er seinen ungewöhnlichen Lebensweg. Im Vorfeld als Lesung angekündigt, entpuppte sich die Veranstaltung in der Bücherstube schnell als lauschenswerter, anekdotenhafter Erzählabend. Was der 66-Jährige in über vier Jahrzehnten als Buchhändler erlebt hat, braucht er nicht abzulesen; es hat sich in sein Gedächtnis gebrannt.

Eigentlich hätte Hans Schmidt die väterliche Schreinerei übernehmen sollen. Doch seinen Lebensinhalt sah Schmidt nicht inmitten von Brettern und Balken. „Bücher habe ich schon immer geliebt“, erinnert sich Schmidt. Nach seiner Zeit in Forchheim gelangte er über Umwege nach Nürnberg, wo er 1991 das Buchhaus Campe miteröffnete und bis zu seinem Ruhestand im vergangenen Jahr maßgeblich prägte.

Für sein Lebenswerk wurde der Oberfranke 2012 vom Branchenmagazin Buchmarkt als „Buchhändler des Jahres“ ausgezeichnet.

Guter Draht zu Angestellten

Als „Schock“ habe er 2004 die Übernahme des Buchhauses Campe durch Thalia empfunden. Doch weder der Aufkauf noch der Umzug der Buchhandlung im Jahr 2008 konnten Schmidt aus der Ruhe bringen. Dabei half ihm auch sein guter Draht zu seinen Beschäftigten. Seine Angestellten seien ihm immer wichtig gewesen. „Als Chef dürfen Sie keine Angst vor ihren Mitarbeitern haben“, sagt Schmidt. Selbst „Störer“ brauche man bisweilen im Team. Nur diese brächten einen weiter. „Meine Motivation war immer der Glanz in den Augen meiner Mitarbeiter.“

Als langjähriger Sortimentsbuchhändler empfindet Schmidt den Internetriesen Amazon als „Katastrophe“ und „Datenkrake“. Ein Anliegen ist es ihm daher, dass Einwohner ein Gespür für den Einzelhandel ihrer Stadt bekommen. Jeder solle seinen lokalen Händler unterstützen. „Die Peripherie darf das Herz nicht ausbluten lassen“, bekräftigt Schmidt. „Der Kunde ist das entscheidende Element.“

Johann Schmidt: „Wenn’s alle machen, mach ich’s anders. Der Kultbuchhändler erzählt.“ 16,95 Euro.

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