Computer veänderten Schachsport

22.3.2016, 14:40 Uhr
Computer veänderten Schachsport

© Huber

„Schachcomputer sind heute stärker als die weltbesten Profis. Vor allem bei der Vorbereitung von Zugfolgen in der Eröffnung sind die Programme nützlich. Mit ihnen kann man die vom Gegner bevorzugte Variante analysieren und sich selbst eine Strategie zurechtlegen. Als Antwort darauf entwickelte sich der Trend, den Gegner in einer frühen Partiephase zu überraschen. Besonders Weltmeister Magnus Carlsen ist in der Eröffnung sehr variabel. Er setzt nicht auf die exzessive Vorbereitung mit dem Computer, sondern versucht, weniger bekannte Stellungen aufs Brett zu bringen und seine Gegner dann in einer langen Partie auszuspielen.

Ein Problem, das mit dem Vormarsch der Silikonmonster einhergeht, ist Betrug. Da starke Programme auch auf Smartphones verfügbar sind, wurden bereits mehrere Spieler überführt. Deshalb gibt es bei Turnieren der Weltspitze Scanner, die elektronische Hilfen erkennen. Mittlerweile haben Computer alle Stellungen mit sechs oder weniger Figuren bis zum Schachmatt oder unvermeidbaren Remis durchgerechnet. Am Brett sitzen sich jedoch Menschen gegenüber, und die müssen die richtigen Züge erst einmal finden.

Der Kampf Mensch gegen Maschine hat damit seinen Reiz verloren. Vor etwa zehn Jahren gab es noch ausgeglichene Wettkämpfe. Heute ist die Überlegenheit der Programme jedoch so groß, dass diese Matches in etwa so fair wären wie ein Wettrennen zwischen Usain Bolt und einem Rennauto.

Beim Go gibt es noch mehr Zugmöglichkeiten als beim Schach. Daher galt es bislang als zu komplex für Computer. Doch „AlphaGo“ lernt aus jeder Partie — ein Meilenstein bei der Entwicklung der künstlichen Intelligenz. Es sieht also ganz so aus, als hätten die Maschinen auch die letzte menschliche Bastion unter den Denkspielen eingenommen.“

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