Danke fürs Knöllchen!

1.1.2018, 11:00 Uhr
Danke fürs Knöllchen!

© Foto: Roland Huber

Was habe ich gezittert. Mein Herz ging ganz schnell, ich war auf Hochtouren. Selten hat mich der Anblick eines Strafzettels so sehr bewegt, wie an jenem Abend in der Birkenfelderstraße. Warum?

Weil ich ihn schon in Gedanken vor mir gesehen habe, noch bevor ich um die Ecke bog und er mir von der Windschutzscheibe entgegen strahlte, in hellstem Weiß. (Das war noch vor dem ersten Schnee). Beim Fußweg von der Redaktion hoch zu meinem treuen Vierrädler, schoss es mir in den Kopf: Ich hatte vergessen, umzuparken und die blaue Scheibe umzustellen. Denn die Höchstparkdauer beträgt dort nur vier Stunden. So viel zu tun, so viel Arbeit und schon war es passiert.

Mein erstes Knöllchen in Forchheim. Ein saftiger Betrag — in Gedanken zog ich die Summe vom Weihnachtsgeschenkebudget für meinen Mann ab. Aus dem Alter ist er ja eh raus. Und ich muss nicht shoppen gehen. Alles also nicht so schlimm.

In den folgenden Wochen schrumpften dann noch das Geschenkebudget für den Schwiegervater und für meinen Bruder — ein Abzug bei meiner Mutter wurde einkalkuliert, ist aber noch nicht fällig geworden. Das meiner Tochter blieb auch unangetastet (und das wäre es auch geblieben, selbst wenn mein Auto abgeschleppt worden wäre).

Das Schöne: Ich bekomme schon Abonnenten-Rabatt von der Verkehrsüberwachung. Der Betrag wurde mit jedem Knöllchen geringer. Eine schöne Überraschung! Und eine geniale Marketingstrategie.

So bindet man treue Kunden: mit einem Preisnachlass, den man im Geldbeutel spürt, statt der ollen Treuepunkte — für die man, wenn man 334 741 Stück gesammelt hat, einen Fusselrasierer im Wert von drei Euro bekommt. Daumen hoch, Forchheim! Dass andere Städte da noch nicht draufgekommen sind — unerklärlich.

Überhaupt finde ich das Parkplatzangebot in diesem überschaubaren Städtchen wirklich ganz ordentlich. Das ist vor allem den Anwohnern zu verdanken, die ihre Parkplätze großzügig für vier Stunden mit dem Rest der Welt teilen. So was gibt’s in Nürnberg, wo ich wohne, nicht. Hier herrscht der Egoismus. Auswärtige dürfen nur nachts auf den Anwohnerparkplätzen stehen — wenn letztere alle zu Hause sind. Großzügig ist aber auch Forchheim: sie stellt doch glatt ein paar freie Parkplätze, ohne Zeitschranke zur Verfügung. In Laufnähe zum Zentrum! Wahrscheinlich quersubventioniere ich die mit meinem Knöllchen-Abo. Gut, egal. Ist trotzdem noch günstig, wenn man alle drei Wochen einen ergattert.

Einen ganzen Tag parken, das könnte ich mir in Nürnberg nie leisten. Da wäre dann das Geschenkebudget für Mann, Schwiegervater und Bruder für die nächsten drei Jahre aufgebraucht. Also, liebe Forchheimer, beschwert euch nicht. So schlimm ist es gar nicht.

5 Kommentare