Das Offene Podium in Forchheim zeigt sich facettenreich

27.1.2014, 11:00 Uhr
Das Offene Podium in Forchheim zeigt sich facettenreich

© Udo Güldner

Selten hat man Forchheim so intensiv gesehen wie bei Fabian Abbé (Heroldsbach). Seine Nachtfotografien erhellen nicht nur bislang dunkle Winkel, sondern auch das Auge des Betrachters für die Details. Dabei hat er mit langer Belichtung und minimalen Lichtquellen nicht nur Atmosphäre, sondern auch Struktur in den nächtlichen Stadtpark, auf die Sportinsel oder zur Liasgrube gebracht.

Mal skurril, mal zärtlich, immer aber melankomisch singt Gernot Olbert (Bamberg). Aber keine eigenen Texte, sondern die poetischen Klassiker des deutsch-niederländischen Liedermachers Funny van Dannen. Mit der Gitarre in den Händen hören sich Einsamkeit, Anderssein und das Verschwinden der Sehnsucht viel weniger schmerzhaft an.

Rathauspöbel auferstanden

Mit Liebesgedichten verzaubert Doris Koschyk, Leiterin der Stadtbücherei Forchheim, und mit „Langschläfers Morgenlied“. Damit spricht sie Mascha Kaleko der „bekennenden Langschläferin“ aus dem Herzen.

Als Kontrastprogramm lässt Simon Michael, Schlagzeuger, Musikproduzent, Komponist und Erfinder der Comic-Figur „Der Forch“ den Forchheimer Rathauspöpel wiederauferstehen. Zumindest literarisch, denn die Sagengestalt poltert und spukt seit jeher angeblich durch die Innenstadt.

Dass auch moderne Klassiker wie Gottfried Benn in den Bann ziehen, zeigt Buchhändler Michael Holz (Forchheim). Dabei trifft der ausgebildete Pastor den elegischen Grundton und es erblühen poetische Momente, die eine Stille herausbeschwören, die ein Offenes Podium selten ergreift.

Dann stehen plötzlich die drei Musiker von „Jung, schön und freundlich“ im Scheinwerferlicht. Allerdings nicht alleine. Am Keyboard hat Wolfgang Sturm (Kunreuth) Platz genommen, um nach 20 Jahren Pause wieder mit seinem „Schüler“ Johannes Mehlich (Bass) in die Tasten zu greifen. Das Quartett, das sich „PoP 114“ (Projekt Offenes Podium Nr. 1 2014) nennt, hat es auf Jazz- und Blues-Standards wie „Autumn Leaves“ oder „Mercy, Mercy, Mercy“ abgesehen, die es klangprächtig und fulminant interpretiert.

Mit schillernden Worten eines Goethe-Gedichtes bannt daraufhin Joris Pauli (Nürnberg), schreinernder Arbeitskollege des JTF-Vorsitzenden Hubert Forscht, die Zuhörer. Bei Johannes Mehlich (Pretzfeld), Teil der JTF-Doppelspitze, humort es mit abgetauchten Säuglingen und zerteilten Förstern.

Dann wird es den Zuschauern im Kulturkeller schwarz vor Augen. Ursache ist jedoch nicht ein Stromausfall, sondern die JTF-Schwarzlicht-Theatergruppe „Bscht“, die mit „Move it“ ein temporeiches und wortkarges Intermezzo bietet. Während man die acht Damen um Melanie Rövekamp nicht sieht, erhellen geometrische und andere Gestalten die Bühne und singende Würmer, schwitzende Skelette und ein heiserer Kermit der Frosch tauchen aus dem Dunkel auf.

Mittelalterlicher Folk-Pop

Aus einem Musical, das er vor knapp einem halben Jahrhundert geschaffen hat, zitiert Visionscoach und Buchautor Hans Kreis (Forchheim). Tief atmet er die Liebe ein und gesteht, dass das schönste Gedicht eben doch ein Kuss sei.

Die Wahl-Forchheimerin Maria Außerhofer fordert die Zuhörer mit einem Südtiroler Mundartgedicht aus ihrer Heimat, das von den Anfängen des Tourismus berichtet. Höhepunkt des Abends aber ist die Bamberger Formation „Faey“, die ihre erste CD „Golden Apples“ vorstellt. Mit mittelalterlich angehauchtem Folk-Pop lassen Sandra Elflein, (ja, die heißt wirklich so) altenglische, irische und deutsche Lyrik erklingen. Romantischer Stevenson, sehnsüchtiger Schiller, tragischer Yeats. Thomas Amon (Schlagzeug) und Baba Hail (Bass) legen den rhythmischen Grundstock. Sie singt, flötet, geigt oder drehleiert, während Dominik Schödel auf der orientalischen Darbuka trommelnd die Exotik weiter steigert. Bis die Bühne zur grünen Insel wird und in den Nebelschwaden des Trockeneises versinkt.UDO GÜLDNER

Das nächste Offene Podium im Jungen Theater Forchheim findet am 29. März 2014 um 20 Uhr statt.

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