Der Borkenkäfer: Eine fliegende Bedrohung im Landkreis

17.8.2017, 06:00 Uhr
Der Borkenkäfer: Eine fliegende Bedrohung im Landkreis

© Patrick Schroll

Es ist ein Wettlauf mit der Zeit und das jedes Jahr. 16,5 Grad, trockene Witterung und eine Tageslänge von 14 Stunden braucht der Käfer mindestens, um selbst nach einem Winter mit Eisschranktemperaturen wieder in Fahrt zu kommen.

Für die Neugeborenen gilt: Sechs bis zehn Wochen braucht das Tier, um sich aus dem Ei zu schälen und mit wenigen ausgewachsenen Millimetern Länge durch die Rinde der Fichte zu fressen.

Mitte bis Ende April schwärmen die ersten Männchen, die in der Rinde überwintert haben, aus. Sie befallen Bäume im Umkreis von bis zu einem halben Kilometer, bauen eine sogenannte Rammelkammer, die in ihrer Funktion ihrem Namen in nichts nachsteht. In millimeterkleinen Hohlräumen pflanzen sich die männlichen Tiere gleich mit mehreren Weibchen fort. Bei günstiger Witterung wiederholt sich der Kreislauf in einem Jahr drei mal.

Der Schein trügt

Der Borkenkäfer: Eine fliegende Bedrohung im Landkreis

© Patrick Schroll

Über die Entwicklung wachen Experten der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. Im Landkreis Forchheim gibt es zwei Messstationen. In Oesdorf und Wimmelbach verführen die Fachleute die Käfer mit Pheromonen, also Duftstoffen, in eine Falle. Abhängig von der Zzahl der gefangenen Tiere schlagen die Experten Alarm. Die Warnschwelle liegt bei 3000 Tieren pro Woche.

Bereits zwei Mal lag diese Zahl bei einer der Fallen höher — Anfang und Mitte Juni. Bisher konnten kaum befallene Fichten gefunden werden. Doch der Schein trügt.

Alle vier Wochen, so ist es gesetzlich vorgeschrieben, kontrolliert Stefan Ludwig die Wälder, macht sich mit Hacke und Fernrohr auf. "Seit Anfang August hat sich die Lage geändert", sagt Ludwig, Revierleiter des Forstrevieres Egloffstein vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg (AELF). Bereits mehrere Käfernester hat er entdeckt.

Mit 5000 Hektar ist sein Revier 15 mal größer als der Central Park in New York. Eine Fläche, die Ludwig niemals alle vier Wochen kontrollieren könnte. Er ist ausschließlich in kommunalen Wäldern unterwegs. Für private Flächen sind die Grundstücksbesitzer selbst verantwortlich.

Invasion vermeiden

Deswegen der Appell des AELF an Privateigentümer: "Den eigenen Baumbestand am besten alle zwei Wochen auf einen Käferbefall überprüfen", sagt Ludwig. So lasse sich eine großflächige Invasion vermeiden (siehe gelber Kasten).

Das schütze nicht nur vor Kahlschlägen im Wald, sondern auch vor finanziellen Einbußen bei den Waldbesitzern. Je stärker ein Baum befallen sei, desto schlechter lässt er sich vermarkten.

40 Festmeter befallener Fichten werden im Landkreiswald bei Hundsboden eingeschlagen, um eine Verbreitung des Käfers zu verhindern. Die Stämme werden hierzu entrindet, das Kronenholz, wo sich die Käferart des Kupferstechers aufhält, kleingehäckselt. Ludwig warnt: "Eine nicht aufbereitete Fichte steckt 20 weitere an."

Um die Vermarktung der Hölzer kümmert sich die Waldbesitzervereinigung (WBV). "Wir haben einen Stamm von Unternehmern, die wir einsetzen können. Außerdem haben wir mehrere Vorverträge, über die das Käferholz an Sägewerke verkauft werden kann", sagt Benedikt Kügel von der WBV.

Verräterische Spuren

Trügerische Zeichen eines Befalls zeigen sich oft bereits am Boden. Beim Graben der Gänge in der Rinde rieselt Bohrmehl herunter. Auch grüne Nadeln, die der Fichte bei einem Befall ausfallen, verraten den Eindringling. Zudem sprengt der Käfer die Rinde wie Schuppen ab. Am Stamm bleiben kahle, abgeplatzte Stelle übrig.

Für Konrad Hofmann sind das wertvolle Tipps. Er besitzt in Thuisbrunn rund drei Hektar Wald. Drei seiner Bäume waren bereits befallen, weil der Nachbar zu spät auf den Borkenkäfer reagiert habe. "Jetzt weiß ich, auf welche Zeichen ich zu achten habe. Die wenigsten kennen die Merkmale."

Zwar kann sich die Fichte gegen den Käfer selbst wehren, indem sie ihn in Harz einhüllt. Doch bei einer Invasion ist sie chancenlos. Zudem plagt der Klimawandel, weshalb die Förster verstärkt auf Mischwälder umstellen. Die Fichte — ein Flachwurzler — ist besonders nach Phasen mit hohen Temperaturen und langanhaltender Trockenheit geschwächt.

Noch heute spüre sie die Nachwehen des Trockenjahres 2015.

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