Der „Donnergodd“ beim Koppenwirt

20.10.2010, 08:00 Uhr

Staufenbiel beschäftigt sich seit mehr als 40 Jahren mit der japanischen Kultur. Seine Kenntnisse reichen bis Ende der 60er Jahre zurück, als anlässlich der Olympischen Sommer-Spiele 1972 in München, aufgrund der Städtepartnerschaft mit Sapporo im Englischen Garten hinter dem Haus der Kunst, ein original japanisches Teehaus errichtet worden war. Auf einer Reise lernte Staufenbiel die Schönheiten der Fränkischen Schweiz kennen und so wurde er in Oberrüsselbach schließlich sesshaft. Er baute sein Haus zu einem japanischen Teehaus aus und zelebriert dort auch die traditionelle Tee-Zeremonie.

Alte Tee-Zeremonie

Nun hatte er in das alteingeführte, nostalgiebehaftete Gasthaus eingeladen, um bei Geschichten von Göttern, tapferen Knaben und schönen Frauen aus dem alten Japan, ein wenig von der fernöstlichen Mystik verbreiten zu können. Um seine Gäste so richtig einzustimmen, hatte er selbst mit einigen fleißigen Helferinnen und Helfern ein kleines Menü ganz nach japanischen Originalrezepten zubereitet. Wer wollte konnte Misosuppe und gegrillte Entenbrust, marinierten Lachs mit Teriyaki-Sauce oder gegrilltes Huhn am Spieß essen und dazu japanischen Tee, nach zeremonieller Art zubereitet, trinken.

Als Vorleserin für seine Geschichten unter dem Titel: „A frängisch Maadla z´Bsuuch beim Donnergodd und seine Kumbels in Jabbahn“ hatte er Friederike Kiesl gewinnen können, um die von ihm aus alten Chroniken und Legenden übertragenen und nacherzählten Märchen ins „fränkische“ übersetzen und vortragen zu lassen.

Der Donnergott, so wird er in den Erzählungen Staufenbiels beschrieben, sei furchtbar anzuschauen. Er hat flammende rote Haare, die wie Blitze von seinem Kopf abstehen, lange gebogene Eckzähne und auf dem Rücken trägt er einen riesigen Reifen, auf dem viele Trommeln befestigt sind. Dieses Wesen war in der Erzählung einmal aus Neugierde in den Brunnen gefallen, zweimal gefangen worden, außerdem und hat er sogar einmal aus Dank dazu verholfen, dass ein Kind mit großer Kraft geboren werden konnte.

Ein Lächeln auf die Gesichtern der Zuhörer zauberte auch die Geschichte vom Einsiedler, der von einem Wildschwein getäuscht wurde – oder hatte er nur zu viel Sake getrunken? Aber nicht nur von Göttern, nein auch von tapferen Knaben und von schönen Frauen war in den Schmunzelgeschichten die Rede. Friederike Kiesl gebührt das Kompliment, dass sie die fränkische Mundart vortrefflich als Stilmittel eingesetzt und die amüsanten Geschichten damit noch vergnüglicher gestaltet hat.

Der Teemeister erläuterte dazu die einzelnen Geschichten und gab zum besseren Verständnis, kleine Einblicke in die fernöstlichen Lebensweisheiten. Leider war der angekündigte Musiker, der auf der Zen-Bambusflöte noch das I-Tüpfelchen setzen sollte, anscheinend unterwegs verloren gegangen. Vor allem die Rüsselbacher Bürger und viele Freunde aus Nürnberg waren gekommen und alle amüsierten sich trefflich, was sie durch viel Applaus auch zum Ausdruck brachten.