Der Forchheimer Kellerwald im Wandel

6.9.2016, 13:00 Uhr
Der Forchheimer Kellerwald im Wandel

© Berny Meyer

Früher, als Zeitler gerade die Bewirtschaftung des Glockenkellers übernommen hatte, „da kamen alle Kellerpächter und -besitzer noch aus Forchheim“, so erinnert er sich. Auswärtige Wirtsleute, die heute die Mehrheit stellen, gab es in jener Zeit noch nicht im Kellerwald. Damals, das war anno 1980.

„Als ich angefangen habe, hat es auf den Kellern Bier nur in Maßen zu Trinken gegeben“, erinnert sich Jürgen Zeitler. Um gegen die damaligen „Hochburgen“ in der Nachbarschaft – den Weiß-Tauben-Keller, den Hofmann-Keller und den Eichhorn-Keller – bestehen zu können, musste er sich etwas einfallen lassen. Eine seiner Ideen war der Bierausschank in Halbliterkrügen – einst eine Revolution, heute eine Selbstverständlichkeit.

Nicht nur die Trinkgewohnheiten haben sich seit 1980 geändert, auch die kulinarischen Vorlieben der Gäste: „Damals war es gang und gäbe, dass die Leute ihre Brotzeit selber mitgebracht haben. Da hatte der eine einen Rettich dabei, ein anderer Tomaten. Und dann ist miteinander gegessen worden, von bunten Deckeln. Jeder hatte eine andere Farbe, der eine war grün kariert, der andere braun, der nächste rot. Ach’, war das schön.“

Gegen Pommes gewehrt

Den im Lauf der Jahrzehnte immer lauter werdenden Wunsch besonders der jungen Gäste nach Pommes Frites wehrte Zeitler dagegen lange Zeit ab: „Ich habe den Leuten immer gesagt: ‚Geh rüber nach nebenan, da gibt’s Pommes. Ich hab‘ nur Klöß.‘“

Irgendwann gab er seinen Widerstand gegen die frittierten Kartoffelstifte dann aber doch auf: „Das ist der Wandel der Zeit, den kannst Du nicht aufhalten.“ An Ärger mit betrunkenen Kellerbesuchern kann er sich trotz 36 Jahren Erfahrung nicht erinnern: „Wir haben vernünftige Gäste, auch während dem Annafest benehmen sich die Leute bei mir anständig. Die Polizei habe ich noch nie gebraucht.“

Sein Keller ist Anlaufpunkt für viele Stammgäste, darunter besonders für Schichtarbeiter aus der Forchheimer Industrie. Wenn um 22 Uhr Schichtwechsel ist, kommt mancher noch gern auf ein Feierabendbier und einen Nachtimbiss bei Zeitler vorbei.

Mühselige Handarbeit

Im Glockenkeller, so wie er sich heute präsentiert, steckt sehr viel Arbeit: Die WC-Anlage hat er 1983 eigenhändig angebaut, die Schankanlage vor dem Eingang zum Kellergewölbe selbst gezimmert. Für das Toilettenhäuschen hat Zeitler vor Jahrzehnten in mühseliger Handarbeit Felssteine abgebrochen, um Platz für die Fundamente zu schaffen. Die Hänge oberhalb des Kellers, die heute dicht und grün bewachsen sind, waren seiner Erinnerung nach früher noch sandig und sonnig: „Da sind die Kinder zum Spiel runtergerutscht, die hatten ihren Spaß.“ Erst später sei hier vom Förster großzügig angepflanzt worden.

Ein bisschen wehmütig ums Herz wird es ihm immer dann, wenn er an die Kellerwaldgemütlichkeit früherer Jahrzehnte zurück denkt. Die Wirte hätten sich einst wöchentlich zum Erfahrungsaustausch zusammengesetzt und Geld für gemeinsame Werbung auf die Seite gelegt, berichtet Zeitler. Doch diese Zeiten sind vorbei: „Heute ist der Konkurrenzkampf sehr hart.“

Und noch einen Wermutstropfen gibt es, besonders zu Annafest-Zeiten: „Die Musik von heute, dieses Ramba-Zamba. Vielleicht bin ich da zu alt dafür“, meint Zeitler. In zwei Jahren will er in Rente gehen. Nach dann 38 Jahren im Dienst der oberfränkischen Gastlichkeit „auf’m Keller“.

Verwandte Themen


5 Kommentare