Die schönsten Bauten im Kreis Forchheim stehen fest

24.4.2014, 10:35 Uhr
Die schönsten Bauten im Kreis Forchheim stehen fest

© Edgar Pfrogner

Herr Schönfelder, in der Region stehen nicht nur typisch fränkische Bauten, sondern auch immer mehr Toskana-Häuser. Graust es Sie da nicht?

Jürgen Schönfelder: Ich mag Toskana-Häuser – wenn sie in der Toskana stehen. Wer heute baut, will, dass sein Haus individuell ist, viele möchten auch zeigen, was sie sich leisten können – und setzen viel Glas oder glänzende Ziegel ein. Mit fränkischem Bauen hat das nichts zu tun.

Neubaugebiete haben Sie deshalb – anders als früher – vom Schmuckziegel-Wettbewerb ausgeschlossen . . .

Jürgen Schönfelder: Jeder Bürgermeister ist darauf aus, Neubaugebiete auszuweisen. Die Struktur der Gebiete ist aber zentrumslos und schablonenmäßig. Die Neubaugebiete hier sehen nicht anders aus als in München, Zürich oder Stockholm. Man kann nicht mehr erkennen, dass man jetzt in Forchheim oder der Fränkischen Schweiz steht. Wir haben uns deswegen auf die Ortskerne konzentriert, die den Wert fränkischer Baukunst zeigen. Um das Bewusstsein für das fränkische Bauen zu stärken, ist eines unserer Zukunftsprojekte, den Gemeinden mit ihren vielen jungen Mitarbeitern anzubieten, ihnen einmal zu zeigen, worauf es aus unserer Sicht beim Bauen nach ortstypischen Gesichtspunkten ankommt.

Die schönsten Bauten im Kreis Forchheim stehen fest

© privat

Wirkt es nicht altbacken, wenn überall ausnahmslos fränkische Bauweise zu sehen ist?

Jürgen Schönfelder: Man kann ja individuell bauen, die Kunst ist aber, eine Mitte zu finden. Ein Beispiel ist die historische Struktur von Eggolsheim: Hinter jedem Wohnhaus steht ein Stall, dahinter kommt ein Stück Wiese, die Scheune und dann der Ortswall. Da ist ein System dahinter und trotzdem sieht heute jedes Haus individuell aus.

Die Bewerbung zum Schmuckziegel fand nur noch online statt. Wieso?

Jürgen Schönfelder: Früher haben die Leute oft ihre Fotos, die sie am PC hatten, ausgedruckt, mit dem Bewerbungsformular in ein Kuvert gesteckt und dann per Post an uns geschickt. Dann habe ich die Daten zu den Häusern wieder in eine Excel-Datei geschrieben und anrufen müssen, ob sie die Fotos auch per Mail schicken können. Das war ein unnötiger Aufwand für ein Ehrenamt.

Was muss ein Gebäude haben, damit es für einen Schmuckziegel in Frage kommt?

Jürgen Schönfelder: Die Häuser sollten die ortstypische Bauweise und Details aufweisen, die für das fränkische Bauen wichtig sind. Typisch fränkisch sind Häuser ohne Kniestock und mit so genannten Aufschieblingen, die für eine geschwungene Form der Dächer sorgen. Früher war diese Bauweise auch am wirtschaftlichsten. Heute wird ein Aufschiebling oft aus optischen Gründen einfach draufgenagelt und hat keine Funktion mehr. Für mich ist das Disneyland, eine Fake-Maßnahme. Da gibt es im Arbeitskreis aber unterschiedliche Meinungen.

Wie gehen solche Diskussionen dann aus?

Jürgen Schönfelder: Am Ende entscheidet der Querschnitt der Noten, die jeder vergibt. Im Arbeitskreis sitzen ja nicht nur Architekten, sondern auch Lehrer, Bankangestellte und Computerspezialisten. Das unterscheidet den Schmuckziegel auch von einem klassischen Architektenpreis. Wir sind nicht die Architektenkammer, sondern der Fränkische-Schweiz-Verein. Bei uns kann jeder mitmachen.

 

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