Bis Mittwoch heilt der Puppendoktor in der NN

6.12.2016, 05:54 Uhr
Bis Mittwoch heilt der Puppendoktor in der NN

© Berny Meyer

Günter Geier wollte als Kind das werden, was viele Jungs werden wollen: Lokomotivführer. Dass er doch noch auf die Puppe gekommen ist, hat viel mit Zufall zu tun, erzählt der 76-Jährige, während er eine Gummikordel erst ins eine Puppenbein pfriemelt, dann die Kordel durch die Löcher im Rumpf zum anderen Bein fädelt und dort befestigt. Die Hüftgelenks-OP ist erfolgreich, die Patientin kann sofort ihre Beine bewegen. „Bei der Bahn bin ich nicht genommen worden. Daraufhin habe ich eine Ausbildung zum Schneider gemacht, dann bei einem Puppendoktor ein Praktikum, so ist es passiert.“

Die nächste Puppe ist an der Reihe. „Schädelbasisbruch“, diagnostiziert Geier. Und zwar gleich mehrfach. Sieht sehr böse aus. Der hintere Riss wurde schon mal zu Hause geklebt.

Bis Mittwoch heilt der Puppendoktor in der NN

© Berny Meyer

Der Puppenkopf ist gerettet. Allerdings lässt sich eine Transplantation nicht immer vermeiden. „Ich bin Puppendoktor und kein Puppenherrgott“, muss Günter Geier zu Inge Mirsberger aus Etlaswind sagen. Sie hat nur den Kopf ihrer Puppe dabei, besser gesagt, was davon noch übrig ist. Vorne klafft ein großes Loch.

Bis Mittwoch heilt der Puppendoktor in der NN

© Berny Meyer

Sohn Bernd hat als kleines Kind die Puppe vom Regal geworfen. Als Erwachsener hat er den Schaden wieder gut gemacht und die Puppe heimlich reparieren lassen — inklusive neuem Kopf. Die Geburtstagsüberraschung gelang. „Die Puppe sieht top aus“, ist aber trotzdem irgendwie nicht mehr Edith, wie Inge Mirsberger sie als Kind bekommen und heiß geliebt hat.

Seine Frau Ute denkt noch einen Schritt weiter, an die Prophylaxe. Denn Heidis Haut ist an einigen Stellen heller als an anderen, der Zelluloid-Körper insgesamt schon sehr brüchig. „Da ist das Aceton im Lauf der Jahrzehnte entwichen. Mein Tipp: Einmal dick mit Vaseline einreiben und ein paar Tage einziehen lassen, das gibt der Puppe Stabilität zurück.“ Auch die Puppenhaut mag eine Portion Extrapflege.

Bis Mittwoch heilt der Puppendoktor in der NN

© Berny Meyer

Ute Geier ist für die Erstdiagnose zuständig. Sie nimmt die Puppen und Teddys in Empfang. Bei Bedarf kommt ihr Mann vom OP-Tisch ein paar Schritte herüber, sieht sich die Wunden an, schätzt, wie hoch die Heilungskosten sind. Eine neue Perücke für eine etwa fünf Zentimeter große Puppe kostet sechs Euro, eine babygroße Puppe aus Frankreich braucht ein Auge, neue Gummibänder und eine Perücke. „Zirka 80 Euro. Aber dann ist sie wieder wunderschön“, sagt Geier. Für NN-Abonnenten lohnt es sich, sie erhalten 20 Prozent Rabatt.

Puppendoktor Günter Geier hat seine Praxis noch bis Mittwoch, 7. Dezember, in der NN-
Geschäftsstelle in Forchheim, Hornschuchallee 7, jeweils von 10 bis 17 Uhr geöffnet.

Keine Kommentare