Digitale Erziehung schon im Kindergarten?

28.12.2017, 06:00 Uhr
Digitale Erziehung schon im Kindergarten?

© Foto: Roland Huber

In einer aktuellen Studie zu digitalen Medien wurden 709 Kindertagesstätten deutschlandweit zur Nutzung von digitalen Geräten befragt. Dabei sprachen sich 75 Prozent für einen verantwortungsbewussten Umgang mit digitalen Geräten und Medien aus. Wie sieht es mit der Mediennutzung im Forchheimer Landkreis aus?

In der Kindertagesstätte Sattlertor in Forchheim wird schon seit längerem auf technische Hilfsmittel gesetzt. Regelmäßig im Einsatz sind Laptops, iPads und Digitalkameras. Für jede der fünf Gruppen des Kindergartens steht ein Tablet zur Verfügung. Angeschafft wurden sie ursprünglich als Übersetzungshilfe. "Wir haben Kinder aus 26 verschiedenen Nationen und brauchten einen Übersetzungshelfer", erklärt Sandra Amon, Leiterin der Kita Sattlertor. Da hätten sich die Tablets angeboten. Mittlerweile werden die Geräte auch genutzt, um den Kindern Videos zu zeigen und Themen zu veranschaulichen, zum Beispiel wie ein Baum an der Kirchweih aufgestellt wird. Auch Kameras finden Verwendung. "Wir fotografieren und anschließend schauen wir die Bilder auf den Laptop an", erzählt die Leiterin. Dabei sei der digitale Kanal nur ein Mittel zum Zweck. "Unser Hauptschwerpunkt ist immer noch die Erziehung und Betreuung von Kindern", erklärt Amon.

Die Kindertagesstätte SieKids Schatzkiste als Ableger des Technologie-Konzerns Siemens setzt ebenfalls auf Technik. Vor allem die Digitalkamera ist beliebt. Vor kurzem gab es aber auch ein Fotoprojekt, bei dem die Kinder mit Einwegkameras selbst fotografieren durften. Geplant ist die Anschaffung von Tablets, die allerdings nicht die Kinder nutzen sollen, sondern die Interaktion zwischen Erziehern und Eltern erleichtern soll. Voraussichtlich im September 2018 erhält die Kita in Gräfenberg ihre iPads. Dann könnte die Anwesenheit der Kinder leichter überprüft und elektronisch gespeichert werden, erzählt die Leiterin Michaela Raum.

Die Kita befinde sich gerade im Umbruch, ein neues Medienkonzept sei in Arbeit. Spontan könnten Informationen und Inhalte für alle sichtbar abgerufen und veranschaulicht werden. Momentan sind Beamer, Laptops und Digitalkameras im Einsatz. Aber auch ganz klassisch CDs oder Kassetten.

Zukunft im Alltag

Kann man Digitalisierung in Kindergärten überhaupt ausschließen? "Nein. Das ist die Zukunft und gehört zum Alltag. Das sollten wir den Kindern nicht vorenthalten", sagt Michaela Raum. Seit längerem gibt es in Gräfenberg einen separaten Rollenspielraum als "Büro" mit einem ausgedienten Laptop und Telefonen. Trotzdem findet die Erzieherin, bleibe es eine wichtige Aufgabe für die Eltern, ihren Sprösslingen den vernünftigen Umgang mit den Medien zu vermitteln.

So sieht es auch Wolfgang Blos, Vorsitzender des Vereins Forsprung. "Der verantwortungsvolle Umgang mit Medien sollte in der Familie erlernt werden." Das reine Verständnis der Funktionen sei erst die halbe Miete.

Im Kindergarten selbst findet er den massiven Gebrauch von technischen Geräten eher "überflüssig". "Man sollte sich fragen, ob es Sachen gibt, die wichtiger sind. Zum Beispiel beim gemeinsamen Spielen Grobmotorik und Feinmotorik zu entwickeln."

Einen komplett anderen Weg gehen die Waldkindergärten, zum Beispiel die Einrichtung in Streitberg. Hier sind digitale Geräte die Ausnahme. "Ab und zu, wenn es mal nötig wird, legen wir eine CD ein", sagt Erzieherin Christine Hofmann. Ganz bewusst sollen Kinder im Vorschulalter viele analoge Erfahrungen machen.

"Unser Medium ist das klassische Bilderbuch aus Papier und Pappe", betont Hofmann. Auch Smartphones hätten im Waldkindergarten nichts verloren. Ganz abgeschieden von der Technik ist man hier aber auch nicht: es gibt einen Dienstlaptop – für die Büroarbeit.

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