DJK Eggolsheim kehrt demografischen Wandel um

4.9.2015, 11:00 Uhr
DJK Eggolsheim kehrt demografischen Wandel um

© Archivfoto: Roland Huber

Wo die Bevölkerung in sehr ländlichen Gebieten stark schrumpft, geht es den Sportvereinen automatisch schlecht. Dass eine stabile Einwohnerzahl umgekehrt aber keine paradiesischen Zustände garantieren, spüren vor allem die Forchheimer Altstadtvereine VfB Und SpVgg Jahn.

Eggolsheim, das an der Regnitzachse verkehrstechnisch günstig liegt und eine gute Nahversorgung bietet, prosperiert wie die benachbarte Große Kreisstadt Forchheim. Statistisch leben in der Marktgemeinde 2015 mit 6342 Einwohnern nicht nennenswert weniger oder mehr als vor zehn Jahren. Der Zuzug federte den demografische Wandel etwas ab: Stellten die unter 30-Jährigen 1987 noch über 40 Prozent der Bürger, liegt die Quote aktuell zirka zehn Prozentpunkte niedriger.

Im Gegensatz zu den Forchheimer Großvereinen hat das sportliche Aushängeschild in Eggolsheim, der DJK-SV, trotzdem einen rasanten Mitgliederaufschwung hingelegt und stieg damit zum größten Verein im Bamberger DJK-Diozösenverband (Mitglied seit 1958) und zweitgrößten Klub im Landkreis Forchheim auf. Innerhalb von 15 Jahren konnte die Mitgliederzahl verdoppelt werden. Noch dazu unterbietet der Verein mit einem Mitgliederanteil von 47 Prozent bei allen unter 26-Jährigen den Altersdurchschnitt der Gesamtbevölkerung deutlich.

Die Spurensuche nach den Gründen des außergewöhnlichen Nachwuchs-Booms führt zunächst ins Jahr 2007, als die neue Dreichfach-Turnhalle bei der Volksschule fertiggestellt wurde. „Ohne die Halle wüsste ich nicht, wo wir heute stehen“, streicht DJK-Vorsitzender Erwin Roppelt die Bedeutung des Objekts heraus. „Damit wurden wir unabhängiger von der bis dahin stark dominierenden Fußballabteilung.“ Von den um Welten verbesserten Trainingsbedingungen profitierten vor allem die Basketballer, Volleyballer und die Tischtennis-Abteilung. Ganz frisch ging die heute in Kooperation mit Kersbach international erfolgreiche Sportakrobatik an den Start.

Der Bau der Eggerbachhalle, die auch für den Schulsport genutzt wird, wurde durch einen knappen Bürgerentscheid beschlossen. Die Gemeinde stemmte als Bauträger den Bärenanteil der Gesamtkosten von etwa 5,5 Millionen Euro. Die DJK steuerte 70 000 Euro Eigenkapital und 320 000 Euro aus BLSV-Mitteln (Zuschüsse inklusive Darlehen) bei, bekam dafür die mietfreie Hallennutzung für 25 Jahre zugesichert.

Förderer im Rathaus

„Das ist natürlich ein Dauervorteil“, stellt Bürgermeister Claus Schwarzmann mit Blick ungenutztes Entwicklungspotenzial in Forchheim fest. „Seit Jahr und Tag engagiert sich der Verein im Jugendbereich über den Sport hinaus für die Gesellschaft und erbringt eine unbezahlbare soziale Integrationsleistung. Und das wollen wir weiterhin unterstützen.“ So überließ die Gemeinde, die als Eigentümer ihre Sportanlage kostenlos zur Verfügung stellt, der DJK 2012 eine weitere zugekaufte Fläche. Der Verein ertüchtigte das Areal in Eigenleistung und kann seinen Fußballern seitdem einen dritten Rasenplatz samt Flutlicht bieten. Nach der Sanierung der Tennisplätze (2013) nimmt die DJK nun das Sportheim in Angriff, wieder ist die Gemeinde, die sich mit 400 000 Euro am 1,5-Millionen-Euro-Projekt beteiligen will, im Boot.

Die Kommune als Förderer und Finanzier ist jedoch nicht alleine für den Aufschwung im Verein verantwortlich. „Die Gemeinde war immer großzügig und hat vieles erst möglich gemacht, aber umsonst haben wir nichts bekommen“, sagt Erwin Roppelt. Für die hochwertigen infrastrukturellen Voraussetzungen der drei großen Abteilungen Basketball, Fußball und Tennis habe man, so der Bankangestellte, aktiv investiert und sei ins Risiko gegangen. Der Schuldenstand beträgt rund 160 000 Euro.

Die Mitgliederentwicklung der vergangenen 15 Jahre zeigt außerdem mehr oder weniger unabhängig vom Zeitpunkt der Hallen-Eröffnung ein nahezu konstantes Wachstum. „Wir haben unser Sportangebot kontinuierlich über die Jahre erweitert“, erklärt Roppelt, der einst mit 18 Jahren zum Basketball-Abteilungsleiter aufstieg. Gelohnt habe sich zum Beispiel der Aufbau der Kinderturngruppe als Ergänzung zur Damen-Gymnastik. Hoch im Kurs steht bei Alt und Jung derzeit der Trendsport-Zumba.

Identifikation in Zweitfamilie

Für Schwarzmann und Roppelt kommt bei der Eggolsheimer Erfolgsgeschichte noch ein ganz anderes Plus zum Tragen. „Am schönsten ist für mich, dass ich meine Kinder hier nicht nur beim Sport sehe, sondern sie sich genauso wie der Vater in der Organisation einbringen. Das vererben wir bei der DJK“, erzählt Roppelt. Die traditionell besondere Bindung zum Sportverein als Zweitfamilie, „diese Begeisterung spüre ich bei sämtlichen unserer Ortsteilvereine“, will Bürgermeister Schwarzmann aber auch die kleinen Klubs nicht vergessen.

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