Drogensuchhund erschnüffelte Geld im Handschuhfach

22.2.2017, 07:00 Uhr
Drogensuchhund erschnüffelte Geld im Handschuhfach

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Um die größte Menge Geld ging es im Oktober 2014. Mit über 70 000 Euro wurden die beiden Brüder Anton und Benno S. (Namen geändert) aus dem Raum Eger kommend von der Polizei in Grenznähe kontrolliert. Stimmen frühere Angaben des älteren Bruders Anton, waren die beiden auf der Rückfahrt, weil ein Kauf gescheitert war. Die asiatischen Dealer sollen sie für verdeckt operierende Polizisten gehalten haben.

Aus der Sicht eines Waldsassener Polizeibeamten, der als Zeuge vernommen wurde, stellte sich der Vorfall so dar: "Es war reiner Zufall, dass wir dieses Auto kontrollierten." Üblicherweise treten er und ein Kollege an die Seitenfenster und sprechen die Insassen an. Da ihnen deren Angaben merkwürdig vorkamen, machten sie einen Wischtest auf Drogen.

Der Test spricht an, wenn jemand Amphetamin berührt hat oder wenn sein Schweiß Drogenrückstände absondert. Bei den Brüdern war er positiv. Die Polizisten dachten an Drogenkäufer und zogen einen Hundeführer mit seinem Rauschgifthund hinzu. Das Tier arbeitete sich brav durch das Auto und schlug beim Handschuhfach an. Doch dahinter war kein Crystal, sondern in zwei Paketen Frischhaltefolie eingewickelt eine große Menge Geldscheine, exakt 59 500 Euro. In den Geldbörsen der beiden Brüder befanden sich zudem je 5000 Euro; beim jüngeren Benno waren es zehn 500er-Scheine.

Schon jahrelang im Auto?

Der Tatverdacht Rauschgiftgeschäft war damit hinfällig, aber die Waldsassener dachten an Geldwäsche und schalteten deswegen ihre Fachkollegen vom Zoll ein. Die befragten die beiden Brüder getrennt und erhielten zwei völlig unterschiedliche Erklärungen, was es mit dem Geld auf sich habe.

Benno behauptete, das seien seine Ersparnisse aus einer beruflichen Abfindung, die er schon jahrelang im Auto versteckt habe. "Ich wusste, dass soviel Geld meldepflichtig ist, dachte aber bei der Fahrt gar nicht an das verbaute Geld."

Laut Anton stammte die Summe hingegen aus der Erbschaft eines Bekannten, der vorübergehend bei ihm gewohnt hat. Tatsächlich gibt es diesen Bekannten. Er sagte vor Gericht auch als Zeuge aus. Auch wenn dem Vernehmungsbeamten vom Zoll beide Versionen unglaubwürdig erschienen. Die Aussage des Zeugen bestätigte die zweite Version: Nach dem Tod seines Vaters — etwa zwei Monate vor dem Vorfall in Waldsassen — erbte der arbeitslose Grafiker — die Hälfte einer Eigentumswohnung. Sie wurde verkauft und wunschgemäß zahlte ihm der Käufer seinen Anteil von 72 000 Euro in einer Bank im Landkreis Forchheim in bar aus. In 500-Euro-Scheinen.

Im Garten gebunkert

Der Erbe bezahlte etliche private Schulden und übergab den Rest Anton zur Aufbewahrung.  Er bunkerte — vermutlich im Garten — das Geld in großen und gängigen Scheinen und gab dem Erben bei Bedarf die gewünschte Summe. Von der Fahrt nach Tschechien will der Erbe erst später erfahren haben. Er wollte sein beschlagnahmtes Geld zurückhaben und klagte deshalb beim Verwaltungsgericht. Doch das entschied: Es bleibt sichergestellt zur Gefahrenabwehr.

Ganz astrein erschien dem Vorsitzenden Manfred Schmidt diese Geschichte nicht, noch dazu weil keiner der zwei Angeklagten erklärte, das in Waldsassen einkassierte Geld gehöre dem Erben. "Das wäre doch auch eine Geschichte", sagte Schmidt, "wenn abgemacht worden wäre, wir kaufen für 60 000 Euro Crystal und vervier- oder verfünffachen so das Erbe." Auffällig erschienen ihm vor allem die 500-Euro-Scheine in der Geldbörse des jüngeren Bruders. Doch der Erbe konnte nicht sagen, ob Benno überhaupt von seiner Gelddeponie bei Anton wusste.

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