Dunkler Doppelbock für das große Geburtstagsfest

23.4.2014, 08:00 Uhr
Dunkler Doppelbock für das große Geburtstagsfest

© Michael Müller

„Gebraut nach dem Reinheitsgebot von 1516“ steht auf vielen Flaschen. Eine Art Gütesiegel, der Nachweis, dass Wasser, Gerste und Hopfen und nichts anderes ins Bier gefunden haben — Hefe wird zwar trotzdem verwendet, war vor knapp 500 Jahren aber noch nicht bekannt.
Nun nähert sich ein großes Jubiläum des Reinheitsgebotes, das als erste Vorschrift für Lebensmittel, die heute noch Gültigkeit hat, gesehen wird — oder als Gesetz gegen Drogenmissbrauch, um berauschende Kräuter aus dem damaligen Grundnahrungsmittel fern zu halten.

Nichts Künstliches
 

"Wir sind Riesen-Fans vom Reinheitsgebot“, sagt Mike Schmitt, Braumeister der 2008 gegründeten Nikl-Bräu. Eben weil es die Zutaten und deren Ursprünglichkeit vorschreibe. „Auf einer Flasche Wasser steht: ,Mit Kohlensäure versetzt’. Das dürfen wir nicht“, erklärt er. Das Kohlendioxid müsse von selbst entstehen. „Das Reinheitsgebot erlaubt nichts Künstliches.“
Brauer in anderen Ländern es sich leichter und gehen freigiebiger mit Zucker oder zusätzlichen Aromen um. Oder experimentieren mit alten Getreidesorten, die das beinahe hundert Jahre alte Biersteuergesetz in Deutschland nur für obergärige Biere erlaubt. Trendgetreide wie Emmer und Dinkel haben es deshalb im Bierland Deutschland etwas schwerer.
Der Trend scheint überdies zum Craft-Beer zu gehen, stark gehopften Bieren mit eigenem Charakter, nicht immer mit dem Reinheitsgebot konform. Mit denen heimsen mittlerweile Brauereien aus Amerika, Skandinavien viele Preise bei Bierwettbewerben ein. Auch Schmitt ist kein Freund von Vorschriften, die zum Teil überholt sind und führt als Beispiel das Kalthopfen an.
Vor Jahrzehnten verbesserten sich die Hygienestandards. Vor einigen Jahren wurde das Kalthopfen wieder erlaubt, weil der Hopfen steril gehalten werden kann. Gibt man den Hopfen erst nach dem Kochen zu, verbessert sich das Aroma. Ein wesentlicher Merkmal eines Craft-Bieres.

Geschmack kommt aus dem Fass


Schmitt ist zwar Fan des Reinheitsgebotes, experimentiert aber auch gerne. Seit Jahren braut er Gourmet-Biere ein — wie auch andere Brauer in der Region, zum Beispiel Georg Rittmayer oder Norbert Winkelmann (Brauhaus am Kreuzberg) aus Hallerndorf. Sie werden in dem im Verlag Nürnberger Presse erschienenen Führer „Brauereien und Brauereigasthöfe in Franken" vorgestellt.
Schmitt lagert Gebrautes in Sherry-, Brandy- oder Whiskeyfässern. Dann nimmt die Flüssigkeit — wie in den Whiskeydestillen — den Geschmack des Fasses an. Von vanillig bis schokoladig reicht die Bandbreite. Getrunken werden die Starkbiere dann bei zwölf bis 15 Grad aus Weingläsern oder Cognac-Schwenkern, damit sich die Aromen besser entfalten können. „Die bisherigen Craft-Biere kamen auch als Geschenkidee gut an“, sagt Schmitt. Bis auf zwei Sorten sind alle ausverkauft.
Für den Geburtstag des Reinheitsgebotes will Schmitt nun einen starken Dunklen Doppelbock einbrauen — selbstverständlich nach dem Reinheitsgebot. Die Stammwürze wird bei 24 Prozent liegen, das Bier dann also zwischen elf und elfeinhalb Prozent Alkohol haben. Das hat einen Grund: Die Fässer können nicht desinfiziert werden, weil die Aromen erhalten bleiben müssen. Die Haltbarkeit besorgt dann der biereigene Alkohol.
500 Liter werden vier bis fünf Monate im Keller ruhen und dann 500 Tage in einem Whiskeyfass der benachbarten Edelbrennerei Haas Geschmack tanken können. Angestochen wird bei einem Fest am 23. April 2016 — ein Samstag.


Wer Mike Schmitt und seinem Bruder Andy beim Brauen zusehen will, kann am  Mittwoch, 23. April, gegen 8.30 Uhr in die Nikl-Bräu nach Pretzfeld kommen. Vor Ort zeichnet der BR auf. Die Sendung ist mit einer Live-Schaltung in die Nikl-Bräu dann um 17.30 Uhr in der Frankenschau zu sehen.

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