Ebermannstadt: Deutliche Worte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst

18.2.2019, 08:01 Uhr
Ebermannstadt: Deutliche Worte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst

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Ebermannstadt: Deutliche Worte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst

© Foto: Stefan Braun

Es war keine leichte Kost, die den Schülerinnen und Schüler dreieinhalb Stunden lang vorgesetzt wurde, zumindest was die ersten beiden Referate betraf. Zunächst führte ein Film über einen schweren Verkehrsunfall, hier noch gestellt, zum Thema hin.

Dann verließ Johannes Götz von der Polizeiinspektion Ebermannstadt mit seinem Vortrag die virtuelle Welt und konfrontierte die Führerscheinneulinge beziehungsweise angehenden Fahrschülerinnen und Fahrschüler mit der brutalen Realität. Er zeigte Fotos und Zeitungsberichte und schilderte seine persönlichen Eindrücke von einem Unfall, zu dem er vor einigen Jahren hinzugerufen wurde.

Wie auf einem Schlachtfeld

Der Unfall passierte auf der Heimfahrt vom Pretzfelder Kirschenfest: "Es sah aus wie auf einem Schlachtfeld." Die Polizei leistete Erste Hilfe. Da der Beifahrer eingeklemmt war, musste auch die Feuerwehr kommen. Das Fahrzeug war 100 Meter von der Straße von Pretzfeld nach Ebermannstadt entfernt gegen einen Baum geprallt. Zunächst waren alle noch am Leben, später verstarb ein junger Mann.

Die Untersuchungen ergaben, dass der Wagen viel zu schnell unterwegs war und Fahrer und Beifahrer nicht angeschnallt waren. Es begann nun polizeiliche Routinearbeit bis feststand, dass der Fahrer, der überlebte, keinen Führerschein besaß und stark alkoholisiert war. Er wurde zu einer Freiheitsstrafe ohne Bewährung verurteilt.

Auch wenn hier kein "Disco-Besuch" vorangegangen war, spricht die Polizei von einem Disco-Unfall, da er im entsprechenden Zeitfenster zwischen 21 Uhr und 6 Uhr passierte und der Fahrer zwischen 18 und 30 Jahre alt war. Die Ausführungen von Götz verfehlten ihre Wirkung nicht, in der Halle herrschte große Stille, ehe Tobias Theiler, Kommandant der FFW Ebermannstadt das Szenario nochmals vertiefte, als er von einem seiner ersten Einsätze, er war damals Gruppenführer, berichtete: "Die Bilder laufen noch heute ständig vor meinen Augen ab und das geht vielen Kameraden ebenso. Wir stiegen damals aus dem Auto aus und sahen eine Person auf der Straße liegen. ",Lasst den liegen, dem kann keiner mehr helfen’", hörten wir jemand rufen. Der Beifahrer in einem Fahrzeug schrie vor Schmerzen, der Notarzt konnte ihm keine Spritze geben, da er nicht wusste, ob er sie verträgt. Der Fahrer war sofort tot, ab der Hüfte war alles ‚Matsch‘."

Theiler ließ es bei seinen Ausführungen an Deutlichkeit nicht fehlen, fand hierfür aber, wie später Schülerinnen und Schüler berichteten, sehr viel Verständnis. Dass es auch für Lehrkräfte alles andere als einfach ist, wenn plötzlich ein Mitglied der Klassengemeinschaft "nicht mehr unter uns ist" wusste Sebastian Häfner zu berichten, der seine Ausführungen vom Song "Es fällt mir schwer, ohne Dich zu leben" von Unheilig begleiten ließ.

Eher rationell und weniger emotional waren die Ausführungen von Bastian Dittrich vom Fahrlehrerverband und Frank Müller, der über Führerscheinrecht, speziell die Beeinflussung von Alkohol und Drogen auf die Fahrtüchtigkeit und die juristischen Folgen, zu denen auch Gefängnisaufenthalte zählen können, informierte.

Florian Kaiser informierte über den Ablauf in der Integrierten Rettungsleitstelle. Pastoralreferent Andreas Löbenfelder sprach von der psychischen Belastung, unter der auch er steht, wenn die Polizei eine Todesnachricht überbringen muss und er danach mit den Angehörigen zusammenbleibt, um sie zu unterstützen. Dass das Thema "Disco-Unfälle" die Jugendlichen bewegt und zum Nachdenken anregt, zeigte die abschließende Diskussion. Viele der Zehntklässler werden demnächst den Führerschein machen und aktiv am Straßenverkehr teilnehmen. Die Abschlussklassen der Realschule Gräfenberg hören die Vorträge im Juli im Feuerwehrhaus.

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