Ebermannstadt: Ein historischer Beschluss

28.3.2017, 17:48 Uhr
Ebermannstadt: Ein historischer Beschluss

© Illustration: S & P

Wegen angeblich widersprüchlichen Gutachten wäre es "fahrlässig" heute zu entscheiden, sagte 3. Bürgermeister Rainer Schmeußer (CSU/JB). Der Geschäftsführer des Erlanger Immobilienentwicklers Sontowski, Matthias Hubert, war nach zwei Jahren "Arbeit mit Herzblut" fast schon bereit, "das Handtuch zu werfen". Dann aber packte Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) die harte Kante aus.

Ergebnisse des Gutachtens

Weit ausholend stellte Michael Seidel von der Beratungsgesellschaft Cima die Ergebnisse des "Verträglichkeitsgutachtens" vor. Geprüft worden waren die Voraussetzungen für einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan. Er umfasst den Neubau des um 300 auf 1200 Quadratmeter erweiterten Aldi-Marktes am Platz der ehemaligen Tankstelle Göller sowie, an Stelle Aldi-alt, den Neubau eines Rewe-Supermarkts mit 1700 Quadratmetern Verkaufsfläche. Dazwischen liegen 142 neue Parkplätze. Gerechnet wird mit einem Jahresumsatz von über 14,6 Millionen Euro. Am Tag der Sitzung erhielt Matthias Hubert die letzte Unterschrift zum Erwerb von 5900 Quadratmetern Fläche. Zwölf Millionen Euro investiert Sontowski & Partner.

In der Diskussion stellten Stefan Jablonski (CSU) und Vizebürgermeister Sebastian Götz (WGM) angesichts der Cima-Prognose von allein 5,3 Millionen Euro an Kaufkraftabfluss von Forchheim nach Ebermannstadt die Nichtberücksichtigung des künftigen Marktes von Weilersbach in Frage. Grundsätzlich befürworte die CSU die Entwicklung am Oberen Tor. Nicht nachvollziehbar sei aber die Ansiedlung des zusätzlichen Vollsortimenters Rewe, zusätzlich zum Rewe-Innenstadtmarkt.

Das in der Cima-Expertise von 2013 genannte, offene Umsatzpotenzial von 700 000 Euro im Lebensmittelbereich stehe dem benötigten Umsatz in Höhe von 7,5 Millionen Euro gegenüber. Damit könne der weitere Vollsortimenter nicht wirtschaftlich betrieben werden, so Rainer Schmeußer. Er untermauerte dies mit Zahlen aus dem integrierten Entwicklungskonzept von 2016 (Isek).

Die mit dem Umbau des Rewe-Markts am Kirchenplatz geplanten 40 Stellplätze ließen eine Reduzierung der Aufenthalte in Hauptstraße und Marktplatz befürchten. Eine Entwicklungsoption bestünde an der Friedhofstraße, diese müsse in einer Gesamtschau mit oberem Tor betrachtet werden, begründete der Fraktionsvorsitzende seinen Aufruf, dem Beschlussvorschlag nicht zuzustimmen.

Bürgermeisterin Christiane Meyer packte die harte Kante aus: "Es ist absurd, jetzt über die Friedhofstraße zu diskutieren. Das Argument von zu wenig Entscheidungsgrundlage ist abstrus." Weiter berichtigte sie Schmeußer, im Isek seien keine Berechnungen erfolgt, dessen Grundlage seien die Cima-Zahlen.

Hubert wird deutlich

Auf den gebürtigen Retterner Matthias Hubert wirkten die Aussagen Schmeußers wie ein Blitz aus heiterem Himmel: "Hoppala edz wolln die da zwei Supermärkte baun." Hubert weiter: "Unser Team von 86 Leuten arbeitet an Großprojekten von Berlin bis Wien. Hier waren die Grundstücke seit 20 Jahren nicht zu vereinen, wir haben Fakten geschaffen. Ich habe mein ganzes Herzblut für Ebs verwendet. Ihr müsst heute zu einer Entscheidung kommen, oder weiter den Notstand verwalten", wurde Hubert deutlich.

Für die NLE-Fraktion sagte Erwin Horn: "Ich habe das Gefühl, da stellen sich welche absichtlich dumm. Es werden Gegensätze aufgebaut, die nicht bestehen, das musst doch auch du wissen Rainer. Du warst halt öfters nicht dabei."

"Der Besitzer an der Friedhofstraße ist erst seit Kurzem bekannt, ich bin entäuscht, wenn das jetzt nicht berücksichtigt wird", äußerte sich Martin Vierling (JB). An Vierling richtete der Sontowski-Mitgeschäftsführer Johannes Pohl die Worte: "Wenn Sie das Cima-Gutachten von 2013 anzweifeln, hätten Sie uns schon längst die Tür weisen müssen." Ganz nüchtern kam der Hinweis von Cima-Geschäftsführer Roland Wölfel: "Das Grundstück Friedhofstraße liegt leider an der falschen Seite."

Die Zustimmung erfolgte mit elf Ja- und sieben Nein-Stimmen. Richard Wiegärtner (CSU) und die Gasseldorfer WGG-Vertreter Konrad Dresel und Georg Henkel standen dabei an der Seite von NLE, FW-BB und SPD.

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