Ebermannstadt: Schulleiter Erhard Herrmann prägte die Atmosphäre der offenen Türen

7.2.2019, 08:00 Uhr
Ebermannstadt: Schulleiter Erhard Herrmann prägte die Atmosphäre der offenen Türen

© Foto: Patrick Schroll

Seit 2007 stand er an der Spitze von 900 Schülern und rund 80 Lehrern. In seiner Zeit als Schulleiter war ihm vor allem eines wichtig: offene Türen. Für Schüler oder Lehrerkollegen. "Es ist mir wichtig, dass ich nicht als Diktator gelte."

Doch in letzter Zeit hat sich die Atmosphäre geändert. Sobald er das Lehrerzimmer betritt, verstummt manches Gespräch plötzlich. Er ahnt, was dahinter steckt. Heute verabschiedet sich das Gymnasium offiziell von seinem Chef. Ab 10.30 Uhr finden sich Kollegen, Klassensprecher und Ehrengäste in der Aula ein.

Bis dahin arbeitete Herrmann an der Amtsübergabe. Als Nachfolger steht sein bisheriger Stellvertreter Siegfried Reck bereit. "Auch er wird eigene Akzente setzen." Beide kennen sich noch aus der Zeit am Forchheimer Gymnasium. Seit eineinhalb Jahren ist der 50-jährige Reck in Ebermannstadt für die Fächer Mathematik, Physik und Informatik zuständig.

"In Ebermannstadt sind die Schüler noch einen Tick freundlicher als in Forchheim"

Nicht nur die nahende Übergabe ist der Grund, warum das Licht in Herrmanns Büro morgens als erstes angeschaltet wird. Teil seiner Philosophie ist es immer gewesen, der erste in der Schule zu sein. Die Ruhe der ersten Morgenminuten nutzte er, um sich einen Überblick über den kommenden Tag zu verschaffen. In seiner Schulfamilie fühlte er sich stets wohl. "In Ebermannstadt sind die Schüler noch einen Tick freundlicher als in Forchheim." Das sagt er mit einem Lächeln. "Wir haben hier ein schönes Miteinander."

Wie das eben in einer Familie so ist, gibt es auch Höhen und Tiefen. Doch irgendwann fallen auch Sorgen wieder ab. "Wenn alle das Abitur bestehen oder vom Skikurs ohne Verletzungen zurückkehren, dann sind das wirklich schöne Momente", sagt der 65-Jährige.

1980 ist Erhard Herrmann in seine Laufbahn als Lehrer für Mathematik und Geographie gestartet. Seine eigenen Schulzeit mit eingerechnet, hat er 54 1/2 Jahre seines Lebens in Schulgebäuden verbracht, sagt er. Seitdem hat sich einiges geändert. Das Blättern in verstaubten Atlanten ist nicht mehr nötig. Jedes Klassenzimmer ist mit Internet versorgt. Über den Beamer lassen sich Live-Bilder über die Länder der Welt auf die Tafel, die jetzt Whiteboard heißt, projizieren. Herrmanns Dia-Projektor hat ausgedient.

Die Geschwindigkeit im heutigen Schulalltag ist schneller geworden. "Heute fehlt es an Zeit, um intensiv zu lernen. Das Kopfrechnen ist fast verloren gegangen", kritisiert er. "Ich bin froh, wenn die Schüler wieder ein Jahr mehr Zeit zum Lernen haben", sagt er und meint damit die Wiedereinführung des neunstufigen Gymnasiums. Ist das geschafft, brauche es Ruhe und "keine ständigen Bildungsdiskussionen".

Als Referendar lernte er die Schulen in Fürth und Neustadt an der Aisch kennen, ehe er nach Forchheim kam. Im Herder-Gymnasium Forchheim schnupperte er ab 1994 in das hinein, was ihn als Schulleiter einmal erwarten sollte: Als stellvertretender Direktor am HGF zwischen 1994 und 2007 habe er das "System Schule" kennengelernt: das Schuljahr geplant, die Abiturprüfungen geleitet oder Aufnahmeprüfungen organisiert. "Von diesen Erfahrungen habe ich profitiert."

Angefangen beim Klopapier

Vom Direktoratsbüro aus hat er sich um das Gymnasium gekümmert: "Vom fehlenden Klopapier bis hin zu ernsten Gesprächen." Für die Gespräche hätte er sich mehr Zeit gewünscht. Zeit, die es im "Verwaltungsapparat Schule" oft nicht gab. Am Beruf gezweifelt hat er nie: "Ich hätte früher aufgehört, wenn es mir nicht so gefallen hätte." Die Arbeit habe ihm immer Spaß gemacht. "Zu Hause ist viel liegen geblieben."

Seine bald neu gewonnene Zeit will der Heroldsbacher entspannt angehen. "Ohne Zeitdruck am Morgen bei einer Tasse Kaffee die Zeitung lesen", darauf freue er sich. Schule und Sport werden weiterhin eine große Rolle spielen. Herrmann kickt im Lehrerfußball-Team und trifft dort auf Kollegen aus den drei Gymnasien im Landkreis. Die Schule bleibt also auch im Ruhestand ein wichtiger Teil seines Lebens.

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