Eggolsheimer Trainersuche rennt die Zeit davon

3.8.2017, 07:30 Uhr
Eggolsheimer Trainersuche rennt die Zeit davon

© Ralf Rödel

Spät an einem Freitagabend im Mai ruft der Verbandsvertreter an, um den Abteilungsleiter persönlich zu informieren, dass sich der beherzte Kampf gelohnt habe. Mit fünf Siegen aus den abschließenden sechs Partien hatten die Eggolsheimer ihre Bilanz auf der Zielgerade entscheidend verbessert, um sich Chancen auszurechnen, über die übliche Einteilungs-Lotterie einen Startplatz im bayerischen Oberhaus zu ergattern. Weniger als 72 Stunden nach dem Telefonat wird im angekündigten schriftlichen Schreiben allerdings die Kehrtwende vollzogen. Eggolsheim muss doch in die Bezirksoberliga.

Späte Planungssicherheit

Die Verantwortlichen bei der DJK fallen aus allen Wolken. Der Verein reicht Beschwerde ein, unter anderem waren auf dem Hallenboden neue Linien aufgebracht worden, um veränderte Kriterien auf Verbandsebene zu erfüllen. An der Einsicht der Funktionäre liegt es nicht, dass sich die Dinge innerhalb weiterer drei Tage tatsächlich positiv für die Eggolsheimer entwickeln. Sechs Minuten vor Ablauf der Meldefrist an einem Mittwochabend, so die Überlieferung, zieht Tegernheim seine Mannschaft zurück. Weil Tuspo Heroldsberg danach in die Bayernliga Mitte eingruppiert wird, darf die DJK im Norden bleiben.

Begeisterung kommt nach dem emotionalen Wechselbad der Gefühle nur bedingt auf. Denn die ungeklärte Frage nach der Ligazugehörigkeit erschwert im Hintergrund seit geraumer Zeit die Suche nach einem Nachfolger für den abgetretenen Coach Maximilian Haider. Während sich die DJK-Korbjäger für die Bezirksoberliga relativ formlos bei Kandidaten erkundigten, schmolz das Fenster für die Verpflichtung eines potentiellen Bayernliga-Übungsleiters, der zwingend eine C-Lizenz vorweisen muss. "Der Kreis ist überschaubar. Wir haben bestimmt mit zehn oder zwölf Leuten Gespräche geführt. Den Aufwand von drei Tagen die Woche wollen viele nur bei einem richtig höherklassigen Verein betreiben. Die Bayernliga ist eben immer noch Hobby-Basketball", erklärt Abteilungsleiter Felix Hümmer und wundert sich über seinen Verband. Der bestraft lieber eine Spielabsage aus Personalmangel mit Punktabzug. Die DJK traf es wegen eines Formfehlers bei der Spielberichtigung eines vormaligen Jugendspielers.

Für den "sehr wahrscheinlichen" Fall, so Hümmer, dass sie am Eggerbach bis zum Saisonstart nicht mehr fündig auf dem Trainermarkt werden, hält der bayerische Basketballverband bbv eine Lösung parat. 450 Euro kostet die einmalige Ausnahmeregelung ohne lizenzierten Betreuer. "Ein stolzer Preis dafür, dass wir keine professionellen Bedingungen vorweisen können und es auf der anderen Seite aber okay ist, wenn man es mit der Informationspolitik nicht so genau nimmt und die Planungen der Vereine zusätzlich verkompliziert", findet der Abteilungsleiter. Von einer angemessenen Vorbereitungszeit, um dem Team als Trainer inhaltliche Vorstellungen zu vermitteln, kann beim aktuellen Wettlauf gegen die Zeit indes nicht mehr die Rede sein. Drei Wochen, in denen die Akteure zur Ferienzeit mehr oder weniger freiwillig im athletischen Bereich arbeiten, ist die Halle ohnehin noch geschlossen. Danach würde die Trainingsgestaltung eigenhändig von der Mannschaft verantwortet.

Notfallplan mit Quartett

Um zur Punkterunde zumindest die 450-Euro-Strafe abzuwenden, zieht der Klub, der beharrlich seine aktiven Korbjäger zur Mitarbeit animiert, einen Notfallplan in Erwägung. Vier im Nachwuchsbereich engagierte Trainer mit C-Schein, darunter drei Damen, fiele die Aufgabe zu, sich abwechselnd stellvertretend auf den Spielberichtsbogen notieren zu lassen, ohne tatsächlich ihre Funktion auszuüben. Vereins-Ikone Konrad Möhrlein vervollständigt das fiktive Teilzeit-Quartett, wird aber an anderer Stelle gebraucht. Möhrlein begleitet die U18-Jugend im Übergang zu den Herren, in dem er auch die zweite Mannschaft trainiert. "Unsere Basisarbeit ist die beste Versicherung für die Zukunft", betont Felix Hümmer.

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