Ein Forchheimer am Grenzbereich der Belastung

6.7.2015, 18:15 Uhr
Ein Forchheimer am Grenzbereich der Belastung

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Neun Monate lang hatte sich der Quereinsteiger, der 2010 über die gemeinsame Teilnahme mit seiner Frau am New-York-Marathon zum Ausdauersport kam und seinen ersten Lang-Distanz-Triathlon beim Challenge in Roth in 11:40 Stunden absolvierte, professionell vorbereitet. Der Projektleiter eines ansässigen Weltunternehmens investierte knapp 400 Trainingsstunden (190 km Schwimmen, 5500 km Radfahren, 1000 km Laufen) in seinen Traum, im Herbst 2015 bei der Ironman-Weltmeisterschaft in Hawaii dabei zu sein.

Die Qualifikationsnormen können nur bei einer handvoll Rennen der Serie, darunter die Europameisterschaft in Frankfurt, ergattert werden. Obwohl die Leistungsdichte auch in der Altersklasse M50 hoch ist, durfte sich Axel Lorenz nach den letzten Formtests Hoffnungen machen. Für die Olympische Distanz (1,5 km Schwimmen, 40 km Rad, 10 km Laufen) benötigte er beim Triathlon in Kulmbach 2:30 Stunden. Jetzt wollte der Familienvater seine Zeit von 2013 in Frankfurt um eine Stunde unterbieten.

Appell an die Vernunft

Die Veranstalter taten bei 42 Grad Celsius allerdings das einzig Richtige und traten auf die Bremse. Gemeinsam mit den Wettkampfrichtern appellierten sie an die Vernunft aller Starter, vor allem der Altersklassenathleten und Hobby-Triathleten, ihre Gesundheit voranzustellen. Daran hielt sich auch Axel Lorenz. Ziel war fortan nicht mehr die neue Bestzeit, sondern das Ankommen an sich.

26 Grad betrug am Morgen die Wassertemperatur im Langener Waldsee knapp 20 Kilometer vor den Toren der Stadt. Damit waren Neoprenanzüge verboten. Das Schwimmen ist für Lorenz trotz der drei wöchentlichen Einheiten, wie bei Anfängern üblich, immer noch die schwächste Disziplin. Deshalb suchte er sich einen Platz am Rande des Feldes, um kraftraubenden Positionskämpfen aus dem Weg zu gehen und seinen eigenen Rhythmus zu finden. Die 3800 Meter legte er in 1:34 Stunden zurück. Zum Vergleich: der Führende bei den Profis und spätere Sieger benötigte 46 Minuten. Mit viel Sonnenschutz und reichlich Flüssigkeit ging es auf die 180 km der Radstrecke rund um Frankfurt. Auf der ersten Runde kühlte noch der Fahrtwind die Triathleten, ehe der Asphalt zu schmelzen schien. Lorenz kam auf einen konstanten Schnitt von 29 Kilometern pro Stunde und schaffte den zweiten Abschnitt in 6:13 Stunden. Frodeno, der in 4:08 Stunden neue Maßstäbe auf seinem High-Tech-Rad gesetzt hatte, bog bereits auf den roten Zielteppich ein, als der Forchheimer aus der zweiten Wechselzone kam.

14 Tonnen Eis zur Abkühlung

Wie wichtig die Aufnahme von Flüssigkeit und Salz sein sollte, zeigte sich bei vielen Athleten beim abschließenden Marathon über 42,2 km und vier Runden. Die Sanitäter und Ärzte waren wie nie zuvor gefordert. „Ich habe natürlich auch an eine Aufgabe gedacht, mich aber noch fit gefühlt. Als ich dann bei Kilometer zehn das erste bunte Kennzeichnungsband am Handgelenk hatte war mir klar: Das laufe ich durch“, erzählt Lorenz hinterher. Er nutzte jede Verpflegungsstation zur Abkühlung. Insgesamt standen 14 Tonnen Eis an der Strecke bereit.

Eine unvorstellbare Tortur für den Körper, das verriet Faris Al Sultan (Hawaii-Sieger von 2005) im Fernsehen, sei vor allem das nochmalige Anlaufen nach den kleinen Unterbrechungspausen. Axel Lorenz quälte sich die Uferpromenaden des Mains entlang und erreichte den Zielbereich am Römer nach 13:01:35 Stunden. Seine Marathon-Zeit betrug immer noch unter fünf Stunden. Platz 1358 im Gesamtfeld bedeutete in seiner Altersklasse der 50- bis 54-Jährigen Rang 123 von 213 Finishern.

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